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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
trefflicher Friede/ es ist der Friede GOttes/ wie auch zuvor-
hin gedacht/ welcher höher ist denn alle Vernunfft/ Phil. 4.Phil. 4, 7.
v. 7. Es ist der Friede/ welchen der Herr Christus gemacht
hat durch das Blut an seinem Creutze/ durch sich selbst;

Col. 1. v. 20. Von dem S. Paulus also sagt/ Rom. 5. v. 1. Nun wirCol. 1, 20.
Rom.
5, 1.

denn sind gerecht worden/ durch den Glauben/ so haben wir
Friede mit GOtt durch unsern Herrn Jesum Christ.
Da-
von singet die Christliche Kirche folgender massen:

Ein Wolgefalln GOtt an uns hat/
Nun ist groß Fried ohn unterlaß/
All Fehd' hat nun ein Ende.

Diß ist der geistliche Friede im Reich der Gnaden/ darauff
wird folgen der ewige Friede im Reich der himmlischen Herr-
ligkeit/
da wir werden in Häusern des Friedes wohnen/ in
sichern Wohnungen/ und in stoltzer Ruhe
Es. 32. v. 18.

Es. 32, 18.

Mercket vors Dritte/ wie es denn komme/ und woher3.
es rühre/ daß der zeitliche Friede so gar lange dahinden blei-
bet/
und noch nicht erfolgen will. Darauff ist leicht zu antwor-
ten: es kömmet daher[/] daß man sich noch nicht geschicket hat/
und dem HERRN unserm GOtt begegnet ist/
Amos 4.Amos. 4, 12.
v. 12. Keine wahre Busse will sich fast spüren lassen; das Kirchen-
gehn/ und Predigt hören ist bey den meisten eine pur-lautere Heuche-
ley: So gehen auch manche nur wegen eusserlichen Scheins zum
Tische des Herrn. Jn dem gemeinen Leben ist fast eitel Hader
und Zanck/ Groll und Feindschafft zu spüren/ da findet man selten
ihrer zweene/ die es gut mit einander meinen/ da höret man nichts
Gutes/ da fürchten sich manche nicht für GOtt/ schewen
sich auch für keinem Menschen/
Luc. 18. v. 4. Da drücket immerLuc. 18, 4.
einer den andern unter/ da gräbet man einander Gruben/ und

Stellet
D d 2

Vber den Propheten Haggai.
trefflicher Friede/ es iſt der Friede GOttes/ wie auch zuvor-
hin gedacht/ welcher hoͤher iſt denn alle Vernunfft/ Phil. 4.Phil. 4, 7.
v. 7. Es iſt der Friede/ welchen der Herr Chriſtus gemacht
hat durch das Blut an ſeinem Creutze/ durch ſich ſelbſt;

Col. 1. v. 20. Von dem S. Paulus alſo ſagt/ Rom. 5. v. 1. Nun wirCol. 1, 20.
Rom.
5, 1.

denn ſind gerecht worden/ durch den Glauben/ ſo haben wir
Friede mit GOtt durch unſern Herrn Jeſum Chriſt.
Da-
von ſinget die Chriſtliche Kirche folgender maſſen:

Ein Wolgefalln GOtt an uns hat/
Nun iſt groß Fried ohn unterlaß/
All Fehd’ hat nun ein Ende.

Diß iſt der geiſtliche Friede im Reich der Gnaden/ darauff
wird folgen der ewige Friede im Reich der himmliſchen Herr-
ligkeit/
da wir werden in Haͤuſern des Friedes wohnen/ in
ſichern Wohnungen/ und in ſtoltzer Ruhe
Eſ. 32. v. 18.

Eſ. 32, 18.

Mercket vors Dritte/ wie es denn komme/ und woher3.
es ruͤhre/ daß der zeitliche Friede ſo gar lange dahinden blei-
bet/
und noch nicht erfolgen will. Darauff iſt leicht zu antwor-
ten: es koͤmmet daher[/] daß man ſich noch nicht geſchicket hat/
und dem HERRN unſerm GOtt begegnet iſt/
Amos 4.Amos. 4, 12.
v. 12. Keine wahre Buſſe will ſich faſt ſpuͤren laſſen; das Kirchen-
gehn/ und Predigt hoͤren iſt bey den meiſten eine pur-lautere Heuche-
ley: So gehen auch manche nur wegen euſſerlichen Scheins zum
Tiſche des Herrn. Jn dem gemeinen Leben iſt faſt eitel Hader
und Zanck/ Groll und Feindſchafft zu ſpuͤren/ da findet man ſelten
ihrer zweene/ die es gut mit einander meinen/ da hoͤret man nichts
Gutes/ da fuͤrchten ſich manche nicht fuͤr GOtt/ ſchewen
ſich auch fuͤr keinem Menſchen/
Luc. 18. v. 4. Da druͤcket immerLuc. 18, 4.
einer den andern unter/ da graͤbet man einander Gruben/ und

Stellet
D d 2
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[211/0231] Vber den Propheten Haggai. trefflicher Friede/ es iſt der Friede GOttes/ wie auch zuvor- hin gedacht/ welcher hoͤher iſt denn alle Vernunfft/ Phil. 4. v. 7. Es iſt der Friede/ welchen der Herr Chriſtus gemacht hat durch das Blut an ſeinem Creutze/ durch ſich ſelbſt; Col. 1. v. 20. Von dem S. Paulus alſo ſagt/ Rom. 5. v. 1. Nun wir denn ſind gerecht worden/ durch den Glauben/ ſo haben wir Friede mit GOtt durch unſern Herrn Jeſum Chriſt. Da- von ſinget die Chriſtliche Kirche folgender maſſen: Phil. 4, 7. Col. 1, 20. Rom. 5, 1. Ein Wolgefalln GOtt an uns hat/ Nun iſt groß Fried ohn unterlaß/ All Fehd’ hat nun ein Ende. Diß iſt der geiſtliche Friede im Reich der Gnaden/ darauff wird folgen der ewige Friede im Reich der himmliſchen Herr- ligkeit/ da wir werden in Haͤuſern des Friedes wohnen/ in ſichern Wohnungen/ und in ſtoltzer Ruhe Eſ. 32. v. 18. Mercket vors Dritte/ wie es denn komme/ und woher es ruͤhre/ daß der zeitliche Friede ſo gar lange dahinden blei- bet/ und noch nicht erfolgen will. Darauff iſt leicht zu antwor- ten: es koͤmmet daher/ daß man ſich noch nicht geſchicket hat/ und dem HERRN unſerm GOtt begegnet iſt/ Amos 4. v. 12. Keine wahre Buſſe will ſich faſt ſpuͤren laſſen; das Kirchen- gehn/ und Predigt hoͤren iſt bey den meiſten eine pur-lautere Heuche- ley: So gehen auch manche nur wegen euſſerlichen Scheins zum Tiſche des Herrn. Jn dem gemeinen Leben iſt faſt eitel Hader und Zanck/ Groll und Feindſchafft zu ſpuͤren/ da findet man ſelten ihrer zweene/ die es gut mit einander meinen/ da hoͤret man nichts Gutes/ da fuͤrchten ſich manche nicht fuͤr GOtt/ ſchewen ſich auch fuͤr keinem Menſchen/ Luc. 18. v. 4. Da druͤcket immer einer den andern unter/ da graͤbet man einander Gruben/ und Stellet 3. Amos. 4, 12. Luc. 18, 4. D d 2

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/231>, abgerufen am 24.11.2024.