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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
zwantzig tausent Jüden im Auffruhr erschlagen/ wie Orosius hier-
von Meldung thut.

Der Landpfleger Felix hat Mörder in den Tempel gesendet/
und durch sie den Hohenpriester Jonathan darinnen tödten lassen/
und von der Zeit an ist (wie Josephus meldet) der Tempel durch
allerhand Mord verunreiniget worden.

Als auch der letzte Vntergang herbey nahete/ und GOtt die
Jüden ihrem Verdienste nach/ endlich abstraffen wolte/ ist sein Zorn
an dem Tempel sonderlich gespüret worden/ indem in demselbigen
schreckliche Wunderzeichen geschehen sind/ darzu auch darinnen
viel Volcks das Leben eingebüsset/ und nicht wenig Jüden vor dem
Altar hingerichtet worden.

Leicht ist demnach zu dencken/ daß der Prophet von dem inner-
lichen und geistlichen Friede reden muß/ weil es auff den eusserlichen
sich nicht schicken will.

Erkennet und lernet hieraus Anfangs/ wie denn zumUSUS.
1.

Friede zugelangen/ und bey wem er anzutreffen sey. Wie es
auff der Welt hergehe/ das siehet man wol: es ist zum öfftern eitel
Wiederwertigkeit zu spüren/ heisset auch ohne diß: Auswendig
Streit/ inwendig Furcht
2. Cor. 7. v. 5. Welche Wort zwar ei-2. Cor. 7, 5.
gentlich auff S. Paulum gehen/ der daselbst sein Absehen hat auff
sonderbare Trübsal/ davon er redet/ wiewohl nicht eigentlich bewust
ist/ was es umb dieselbe für eine Beschaffenheit gehabt/ sintemahl
solches nirgents wird ausgedrucket/ oder angezeiget. Groß müs-
sen sie unter deß gewesen seyn/ weil er sie sonst ins gemein gar nach-
dencklich beschreibet/ welches er thut erstlich 1. Negative, in demDn. D. Frid.
Balduinus
p. m. in Com-
ment. super
bunclocum.

er/ daß er in geruhlichem Zustande sich befunden/ verneinet und
spricht: Da wir in Macedoniam kamen/ hatte unser Fleisch
keine Ruhe:
freylich wird hie und da eine Tieffe gebrauset
haben Psalm 42. v. 8. ein Vnglück wird auff das andere erfolget
seyn/ ein Elend wird gleichsam dem andern die Hand gebothen ha-
ben.

Dar-
D d

Vber den Propheten Haggai.
zwantzig tauſent Juͤden im Auffruhr erſchlagen/ wie Oroſius hier-
von Meldung thut.

Der Landpfleger Felix hat Moͤrder in den Tempel geſendet/
und durch ſie den Hohenprieſter Jonathan darinnen toͤdten laſſen/
und von der Zeit an iſt (wie Joſephus meldet) der Tempel durch
allerhand Mord verunreiniget worden.

Als auch der letzte Vntergang herbey nahete/ und GOtt die
Juͤden ihrem Verdienſte nach/ endlich abſtraffen wolte/ iſt ſein Zorn
an dem Tempel ſonderlich geſpuͤret worden/ indem in demſelbigen
ſchreckliche Wunderzeichen geſchehen ſind/ darzu auch darinnen
viel Volcks das Leben eingebuͤſſet/ und nicht wenig Juͤden vor dem
Altar hingerichtet worden.

Leicht iſt demnach zu dencken/ daß der Prophet von dem inner-
lichen und geiſtlichen Friede reden muß/ weil es auff den euſſerlichen
ſich nicht ſchicken will.

Erkennet und lernet hieraus Anfangs/ wie denn zumUSUS.
1.

Friede zugelangen/ und bey wem er anzutreffen ſey. Wie es
auff der Welt hergehe/ das ſiehet man wol: es iſt zum oͤfftern eitel
Wiederwertigkeit zu ſpuͤren/ heiſſet auch ohne diß: Auswendig
Streit/ inwendig Furcht
2. Cor. 7. v. 5. Welche Wort zwar ei-2. Cor. 7, 5.
gentlich auff S. Paulum gehen/ der daſelbſt ſein Abſehen hat auff
ſonderbare Truͤbſal/ davon er redet/ wiewohl nicht eigentlich bewuſt
iſt/ was es umb dieſelbe fuͤr eine Beſchaffenheit gehabt/ ſintemahl
ſolches nirgents wird ausgedrucket/ oder angezeiget. Groß müſ-
ſen ſie unter deß geweſen ſeyn/ weil er ſie ſonſt ins gemein gar nach-
dencklich beſchreibet/ welches er thut erſtlich 1. Negativè, in demDn. D. Frid.
Balduinus
p. m. in Com-
ment. ſuper
bunclocum.

er/ daß er in geruhlichem Zuſtande ſich befunden/ verneinet und
ſpricht: Da wir in Macedoniam kamen/ hatte unſer Fleiſch
keine Ruhe:
freylich wird hie und da eine Tieffe gebrauſet
haben Pſalm 42. v. 8. ein Vnglück wird auff das andere erfolget
ſeyn/ ein Elend wird gleichſam dem andern die Hand gebothen ha-
ben.

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[209/0229] Vber den Propheten Haggai. zwantzig tauſent Juͤden im Auffruhr erſchlagen/ wie Oroſius hier- von Meldung thut. Der Landpfleger Felix hat Moͤrder in den Tempel geſendet/ und durch ſie den Hohenprieſter Jonathan darinnen toͤdten laſſen/ und von der Zeit an iſt (wie Joſephus meldet) der Tempel durch allerhand Mord verunreiniget worden. Als auch der letzte Vntergang herbey nahete/ und GOtt die Juͤden ihrem Verdienſte nach/ endlich abſtraffen wolte/ iſt ſein Zorn an dem Tempel ſonderlich geſpuͤret worden/ indem in demſelbigen ſchreckliche Wunderzeichen geſchehen ſind/ darzu auch darinnen viel Volcks das Leben eingebuͤſſet/ und nicht wenig Juͤden vor dem Altar hingerichtet worden. Leicht iſt demnach zu dencken/ daß der Prophet von dem inner- lichen und geiſtlichen Friede reden muß/ weil es auff den euſſerlichen ſich nicht ſchicken will. Erkennet und lernet hieraus Anfangs/ wie denn zum Friede zugelangen/ und bey wem er anzutreffen ſey. Wie es auff der Welt hergehe/ das ſiehet man wol: es iſt zum oͤfftern eitel Wiederwertigkeit zu ſpuͤren/ heiſſet auch ohne diß: Auswendig Streit/ inwendig Furcht 2. Cor. 7. v. 5. Welche Wort zwar ei- gentlich auff S. Paulum gehen/ der daſelbſt ſein Abſehen hat auff ſonderbare Truͤbſal/ davon er redet/ wiewohl nicht eigentlich bewuſt iſt/ was es umb dieſelbe fuͤr eine Beſchaffenheit gehabt/ ſintemahl ſolches nirgents wird ausgedrucket/ oder angezeiget. Groß müſ- ſen ſie unter deß geweſen ſeyn/ weil er ſie ſonſt ins gemein gar nach- dencklich beſchreibet/ welches er thut erſtlich 1. Negativè, in dem er/ daß er in geruhlichem Zuſtande ſich befunden/ verneinet und ſpricht: Da wir in Macedoniam kamen/ hatte unſer Fleiſch keine Ruhe: freylich wird hie und da eine Tieffe gebrauſet haben Pſalm 42. v. 8. ein Vnglück wird auff das andere erfolget ſeyn/ ein Elend wird gleichſam dem andern die Hand gebothen ha- ben. USUS. 1. 2. Cor. 7, 5. Dn. D. Frid. Balduinus p. m. in Com- ment. ſuper bunclocum. Dar- D d

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/229>, abgerufen am 24.11.2024.