Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Vber den Propheten Haggai.
und Winter/ Tag und Nacht/ wenn er diesem nach die
Blumen lesset herfür kommen im Lande/ und den Lentz her-
bey kommen lesset/
Cant. 2. v. 12. Wenn er lesset Gras wach-Cant. 2, 12.
sen für das Viehe/ und Saat zu Nutz den Menschen/ daß
er das Brot aus der Erden bringe/
Psal. 104. v. 14. Wenn erPs. 104, 14[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Regen gibt zu seiner Zeit/ wenn er verschaffet/ daß das Land
sein Gewächs gebe/ und die Bäume auff dem Felde ihre
Früchte bringen/
Levit. 26. v. 4. Dis alles ist anmuthig undLev. 36, 4.
lieblich zu sehen/ wer wolte auch nicht seine Augen mit diesem An-
blick erfrewen? Wer wolte nicht/ wenn es GOtt gönnet und giebt/
damit sich erlustiren? Wer wolte nicht im Herrn sich darüber
frewen? Denn gewißlich solche Frewde wol zugelassen were. O
aber des Jammers! Nachdem die Leute sind fett/ dick und
starck worden/ haben sie den GOtt fahren lassen/ der sie
gemacht hat/ und den Fels ihres Heils geringe geachtet/

Deut. 32. v. 16. Nach dem sie sind zu satt worden/ haben sieDeut. 32, 11.
verleugnet/ und gesagt: Wer ist der Herr Zebaoth/
Prov. 30. vers. 9. Daher ist es kommen/ habens auch andere über-Prov. 30, 9.
machte Sünden verursachet/ daß der reiche Segen Gottes/ der hin
und wieder sich hat spüren lassen/ in einen Fluch ist verwandelt wor-
den. Wo aber der Fluch ist/ da muß das Erdreich sein Gewächs
verhalten/
wie allhier der Prophet Haggai redet/ und die Nah-
rung/
nach dem gemeinen Sprichwort/ den Krebsgang gehen.
Wer dieses nicht gläuben wil/ der sehe sich nur ein wenig umb/ so
wird er mir bald Beyfall geben. War nicht Meißner Land/ war
nicht Thüringen/ war nicht Ober- und Nieder. Sachsen vor dem
Kriege wie ein Lustgarte? Was sind diese Länder nun? Traun/
merstentheils sind sie wie eine Einöde/ Joel. 2. v. 4. An manchenJoel. 2, 4.
Jer.
9, 12.

Orthen lesset ihm das Land seine Feyer gefallen/ dieweil es
wüste liget/
Jer. 9. v. 12.

So
M

Vber den Propheten Haggai.
und Winter/ Tag und Nacht/ wenn er dieſem nach die
Blumen leſſet herfuͤr kommen im Lande/ und den Lentz her-
bey kommen leſſet/
Cant. 2. v. 12. Wenn er leſſet Gras wach-Cant. 2, 12.
ſen fuͤr das Viehe/ und Saat zu Nutz den Menſchen/ daß
er das Brot aus der Erden bringe/
Pſal. 104. v. 14. Wenn erPſ. 104, 14[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Regen gibt zu ſeiner Zeit/ wenn er verſchaffet/ daß das Land
ſein Gewaͤchs gebe/ und die Baͤume auff dem Felde ihre
Fruͤchte bringen/
Levit. 26. v. 4. Dis alles iſt anmuthig undLev. 36, 4.
lieblich zu ſehen/ wer wolte auch nicht ſeine Augen mit dieſem An-
blick erfrewen? Wer wolte nicht/ wenn es GOtt goͤnnet und giebt/
damit ſich erluſtiren? Wer wolte nicht im Herrn ſich daruͤber
frewen? Denn gewißlich ſolche Frewde wol zugelaſſen were. O
aber des Jammers! Nachdem die Leute ſind fett/ dick und
ſtarck worden/ haben ſie den GOtt fahren laſſen/ der ſie
gemacht hat/ und den Fels ihres Heils geringe geachtet/

Deut. 32. v. 16. Nach dem ſie ſind zu ſatt worden/ haben ſieDeut. 32, 11.
verleugnet/ und geſagt: Wer iſt der Herr Zebaoth/
Prov. 30. verſ. 9. Daher iſt es kommen/ habens auch andere uͤber-Prov. 30, 9.
machte Sünden verurſachet/ daß der reiche Segen Gottes/ der hin
und wieder ſich hat ſpuͤren laſſen/ in einen Fluch iſt verwandelt wor-
den. Wo aber der Fluch iſt/ da muß das Erdreich ſein Gewaͤchs
verhalten/
wie allhier der Prophet Haggai redet/ und die Nah-
rung/
nach dem gemeinen Sprichwort/ den Krebsgang gehen.
Wer dieſes nicht glaͤuben wil/ der ſehe ſich nur ein wenig umb/ ſo
wird er mir bald Beyfall geben. War nicht Meißner Land/ war
nicht Thuͤringen/ war nicht Ober- und Nieder. Sachſen vor dem
Kriege wie ein Luſtgarte? Was ſind dieſe Länder nun? Traun/
merſtentheils ſind ſie wie eine Einoͤde/ Joel. 2. v. 4. An manchenJoel. 2, 4.
Jer.
9, 12.

Orthen leſſet ihm das Land ſeine Feyer gefallen/ dieweil es
wuͤſte liget/
Jer. 9. v. 12.

So
M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0109" n="89"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vber den Propheten Haggai.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">und Winter/ Tag und Nacht/ wenn er die&#x017F;em nach die<lb/>
Blumen le&#x017F;&#x017F;et herfu&#x0364;r kommen im Lande/ und den Lentz her-<lb/>
bey kommen le&#x017F;&#x017F;et/</hi> Cant. 2. v. 12. Wenn <hi rendition="#fr"><hi rendition="#k">e</hi>r le&#x017F;&#x017F;et Gras wach-<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Cant.</hi> 2, 12.</hi></note><lb/>
&#x017F;en fu&#x0364;r das Viehe/ und Saat zu Nutz den Men&#x017F;chen/ daß<lb/>
er das Brot aus der Erden bringe/</hi> P&#x017F;al. 104. v. 14. Wenn <hi rendition="#k">e</hi>r<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 104, 14<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/></hi></note><lb/><hi rendition="#fr">Regen gibt zu &#x017F;einer Zeit/ wenn er ver&#x017F;chaffet/ daß das Land<lb/>
&#x017F;ein Gewa&#x0364;chs gebe/ und die Ba&#x0364;ume auff dem Felde ihre<lb/>
Fru&#x0364;chte bringen/</hi> Levit. 26. v. 4. Dis alles i&#x017F;t anmuthig und<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Lev.</hi> 36, 4.</hi></note><lb/>
lieblich zu &#x017F;ehen/ wer wolte auch nicht &#x017F;eine Augen mit die&#x017F;em An-<lb/>
blick erfrewen? Wer wolte nicht/ wenn es GOtt go&#x0364;nnet und giebt/<lb/>
damit &#x017F;ich erlu&#x017F;tiren? Wer wolte nicht im <hi rendition="#k">Herrn</hi> &#x017F;ich daru&#x0364;ber<lb/>
frewen? Denn gewißlich &#x017F;olche Frewde wol zugela&#x017F;&#x017F;en were. O<lb/>
aber des Jammers! <hi rendition="#fr">Nachdem die Leute &#x017F;ind fett/ dick und<lb/>
&#x017F;tarck worden/ haben &#x017F;ie den GOtt fahren la&#x017F;&#x017F;en/ der &#x017F;ie<lb/>
gemacht hat/ und den Fels ihres Heils geringe geachtet/</hi><lb/>
Deut. 32. v. 16. <hi rendition="#fr">Nach dem &#x017F;ie &#x017F;ind zu &#x017F;att worden/ haben &#x017F;ie</hi><note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Deut.</hi> 32, 11.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">verleugnet/ und ge&#x017F;agt: Wer i&#x017F;t der <hi rendition="#k">Herr</hi> Zebaoth/</hi><lb/>
Prov. 30. ver&#x017F;. 9. Daher i&#x017F;t es kommen/ habens auch andere u&#x0364;ber-<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Prov.</hi> 30, 9.</hi></note><lb/>
machte Sünden verur&#x017F;achet/ daß der reiche Segen Gottes/ der hin<lb/>
und wieder &#x017F;ich hat &#x017F;pu&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en/ in einen Fluch i&#x017F;t verwandelt wor-<lb/>
den. Wo aber der Fluch i&#x017F;t/ da muß <hi rendition="#fr">das Erdreich &#x017F;ein Gewa&#x0364;chs<lb/>
verhalten/</hi> wie allhier der Prophet <hi rendition="#fr">Haggai</hi> redet/ und die <hi rendition="#fr">Nah-<lb/>
rung/</hi> nach dem gemeinen Sprichwort/ <hi rendition="#fr">den Krebsgang gehen.</hi><lb/>
Wer die&#x017F;es nicht gla&#x0364;uben wil/ der &#x017F;ehe &#x017F;ich nur ein wenig umb/ &#x017F;o<lb/>
wird er mir bald Beyfall geben. War nicht Meißner Land/ war<lb/>
nicht Thu&#x0364;ringen/ war nicht Ober- und Nieder. Sach&#x017F;en vor dem<lb/>
Kriege wie ein Lu&#x017F;tgarte? Was &#x017F;ind die&#x017F;e Länder nun? Traun/<lb/>
mer&#x017F;tentheils &#x017F;ind &#x017F;ie wie eine <hi rendition="#fr">Eino&#x0364;de/</hi> Joel. 2. v. 4. An manchen<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Joel. 2, 4.<lb/>
Jer.</hi> 9, 12.</hi></note><lb/>
Orthen le&#x017F;&#x017F;et ihm <hi rendition="#fr">das Land &#x017F;eine Feyer gefallen/ dieweil es<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;te liget/</hi> Jer. 9. v. 12.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">M</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0109] Vber den Propheten Haggai. und Winter/ Tag und Nacht/ wenn er dieſem nach die Blumen leſſet herfuͤr kommen im Lande/ und den Lentz her- bey kommen leſſet/ Cant. 2. v. 12. Wenn er leſſet Gras wach- ſen fuͤr das Viehe/ und Saat zu Nutz den Menſchen/ daß er das Brot aus der Erden bringe/ Pſal. 104. v. 14. Wenn er Regen gibt zu ſeiner Zeit/ wenn er verſchaffet/ daß das Land ſein Gewaͤchs gebe/ und die Baͤume auff dem Felde ihre Fruͤchte bringen/ Levit. 26. v. 4. Dis alles iſt anmuthig und lieblich zu ſehen/ wer wolte auch nicht ſeine Augen mit dieſem An- blick erfrewen? Wer wolte nicht/ wenn es GOtt goͤnnet und giebt/ damit ſich erluſtiren? Wer wolte nicht im Herrn ſich daruͤber frewen? Denn gewißlich ſolche Frewde wol zugelaſſen were. O aber des Jammers! Nachdem die Leute ſind fett/ dick und ſtarck worden/ haben ſie den GOtt fahren laſſen/ der ſie gemacht hat/ und den Fels ihres Heils geringe geachtet/ Deut. 32. v. 16. Nach dem ſie ſind zu ſatt worden/ haben ſie verleugnet/ und geſagt: Wer iſt der Herr Zebaoth/ Prov. 30. verſ. 9. Daher iſt es kommen/ habens auch andere uͤber- machte Sünden verurſachet/ daß der reiche Segen Gottes/ der hin und wieder ſich hat ſpuͤren laſſen/ in einen Fluch iſt verwandelt wor- den. Wo aber der Fluch iſt/ da muß das Erdreich ſein Gewaͤchs verhalten/ wie allhier der Prophet Haggai redet/ und die Nah- rung/ nach dem gemeinen Sprichwort/ den Krebsgang gehen. Wer dieſes nicht glaͤuben wil/ der ſehe ſich nur ein wenig umb/ ſo wird er mir bald Beyfall geben. War nicht Meißner Land/ war nicht Thuͤringen/ war nicht Ober- und Nieder. Sachſen vor dem Kriege wie ein Luſtgarte? Was ſind dieſe Länder nun? Traun/ merſtentheils ſind ſie wie eine Einoͤde/ Joel. 2. v. 4. An manchen Orthen leſſet ihm das Land ſeine Feyer gefallen/ dieweil es wuͤſte liget/ Jer. 9. v. 12. Pſ. 104, 14_ Lev. 36, 4. Deut. 32, 11. Prov. 30, 9. Joel. 2, 4. Jer. 9, 12. So M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/109
Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/109>, abgerufen am 01.05.2024.