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Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699.

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Auffmunterung der Seelen in grosser Traurigkeit.
denja nicht umbsonst über mein Angesicht fallen.
Verdienet habe ichs zwar mit Liebe und Geniessung
weltlicher Freude/ daß ich ietzunder Thränen fallen
lasse/ und von Hertzen betrüdet bin; Aber du wirst
ja/ treuer Vater/ meinen Jammer gnädig ansehen/
meine Thränen abwischen/ und mir ein Freuden-Lied
in meinen Mund geben. Dein lieber Sohn sprach
zur hoch betrübten Witwen zu Nain: Weine nicht!
Ach HErr stille auch meine Thränen durch deinen
heiligen Geist. Ich weiß/ daß du meines Hertzens
Verlangen hörest/ ich bin gewiß/ daß dein Ohr drauf
mercket/ du wirst meine Augen von Thränen/ meine
Füsse vom Gleiten erretten und reissen. Ich wll ruf-
fen zu GOtt dem Allerhöchsten/ zu GOtt/ der mei-
nes Jammers ein Ende machen/ mein Hertz erfreuen/
mein Angesicht wieder frölich machen und mir Ge-
sundheit/ Leben und Segen nach seiner grossen
Barmhertzigkeit geben wird. HErr ich säe ietzt mit
vielen Thränen/ laß mich doch mit Freuden ernd-
ten/ sey nahe bey mir/ weil ich dich mit Ernst anruffe/
und mein betrübtes Hertz für dir ausschütte/ erhöre
mein Flehen/ schweige doch nicht über meinen heissen
und häuffigen Thränen/ nimm mein Gebet an/ und
heile meine erschrockene Gebeine. Du hast mir ei-
nen bittern Tranck eingeschencket/ daß ich weinen
muß/ ach HErr gib mir für Weinen und Heulen dei-
nen Freuden-Wein/ salbe mich mit dem Oel des gött-
lichen Trostes/ überschütte mich nach Heulen und
Weinen mit Freude. Hast du mich nun geträncket
mit einem grossen Maaß voll Thränen/ darinn
min Hertz gleich elendiglich schwimmet/ so gib mir
doch auch einen Lab-Trunck aus deinem väterli-
chen Trost - Becher/ daß meine bekümmerte Seele
nicht verschmachte. Ich wil auch/ lieber Vater/

dei-

Auffmunterung der Seelen in groſſer Traurigkeit.
denja nicht umbſonſt über mein Angeſicht fallen.
Verdienet habe ichs zwar mit Liebe und Genieſſung
weltlicher Freude/ daß ich ietzunder Thränen fallen
laſſe/ und von Hertzen betrüdet bin; Aber du wirſt
ja/ treuer Vater/ meinen Jammer gnädig anſehen/
meine Thränen abwiſchen/ uñ mir ein Freuden-Lied
in meinen Mund geben. Dein lieber Sohn ſprach
zur hoch betrübten Witwen zu Nain: Weine nicht!
Ach HErr ſtille auch meine Thränen durch deinen
heiligen Geiſt. Ich weiß/ daß du meines Hertzens
Verlangen höreſt/ ich bin gewiß/ daß dein Ohr drauf
mercket/ du wirſt meine Augen von Thränen/ meine
Füſſe vom Gleiten erretten und reiſſen. Ich wll ruf-
fen zu GOtt dem Allerhöchſten/ zu GOtt/ der mei-
nes Jam̃ers ein Ende machen/ mein Hertz erfreuen/
mein Angeſicht wieder frölich machen und mir Ge-
ſundheit/ Leben und Segen nach ſeiner groſſen
Barmhertzigkeit geben wird. HErr ich ſäe ietzt mit
vielen Thränen/ laß mich doch mit Freuden ernd-
ten/ ſey nahe bey mir/ weil ich dich mit Ernſt anruffe/
und mein betrübtes Hertz für dir ausſchütte/ erhöre
mein Flehen/ ſchweige doch nicht über meinen heiſſen
und häuffigen Thränen/ nimm mein Gebet an/ und
heile meine erſchrockene Gebeine. Du haſt mir ei-
nen bittern Tranck eingeſchencket/ daß ich weinen
muß/ ach HErr gib mir für Weinen und Heulen dei-
nen Freuden-Wein/ ſalbe mich mit dem Oel des gött-
lichen Troſtes/ überſchütte mich nach Heulen und
Weinen mit Freude. Haſt du mich nun geträncket
mit einem groſſen Maaß voll Thränen/ darinn
min Hertz gleich elendiglich ſchwimmet/ ſo gib mir
doch auch einen Lab-Trunck aus deinem väterli-
chen Troſt - Becher/ daß meine bekümmerte Seele
nicht verſchmachte. Ich wil auch/ lieber Vater/

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[1070/1110] Auffmunterung der Seelen in groſſer Traurigkeit. denja nicht umbſonſt über mein Angeſicht fallen. Verdienet habe ichs zwar mit Liebe und Genieſſung weltlicher Freude/ daß ich ietzunder Thränen fallen laſſe/ und von Hertzen betrüdet bin; Aber du wirſt ja/ treuer Vater/ meinen Jammer gnädig anſehen/ meine Thränen abwiſchen/ uñ mir ein Freuden-Lied in meinen Mund geben. Dein lieber Sohn ſprach zur hoch betrübten Witwen zu Nain: Weine nicht! Ach HErr ſtille auch meine Thränen durch deinen heiligen Geiſt. Ich weiß/ daß du meines Hertzens Verlangen höreſt/ ich bin gewiß/ daß dein Ohr drauf mercket/ du wirſt meine Augen von Thränen/ meine Füſſe vom Gleiten erretten und reiſſen. Ich wll ruf- fen zu GOtt dem Allerhöchſten/ zu GOtt/ der mei- nes Jam̃ers ein Ende machen/ mein Hertz erfreuen/ mein Angeſicht wieder frölich machen und mir Ge- ſundheit/ Leben und Segen nach ſeiner groſſen Barmhertzigkeit geben wird. HErr ich ſäe ietzt mit vielen Thränen/ laß mich doch mit Freuden ernd- ten/ ſey nahe bey mir/ weil ich dich mit Ernſt anruffe/ und mein betrübtes Hertz für dir ausſchütte/ erhöre mein Flehen/ ſchweige doch nicht über meinen heiſſen und häuffigen Thränen/ nimm mein Gebet an/ und heile meine erſchrockene Gebeine. Du haſt mir ei- nen bittern Tranck eingeſchencket/ daß ich weinen muß/ ach HErr gib mir für Weinen und Heulen dei- nen Freuden-Wein/ ſalbe mich mit dem Oel des gött- lichen Troſtes/ überſchütte mich nach Heulen und Weinen mit Freude. Haſt du mich nun geträncket mit einem groſſen Maaß voll Thränen/ darinn min Hertz gleich elendiglich ſchwimmet/ ſo gib mir doch auch einen Lab-Trunck aus deinem väterli- chen Troſt - Becher/ daß meine bekümmerte Seele nicht verſchmachte. Ich wil auch/ lieber Vater/ dei-

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Zitationshilfe: Cubach, Michael: Einer gläubigen und andächtigen Seelen vermehrtes tägliches Bet- Buß- Lob- Und Danck-Opffer. Leipzig, 1699, S. 1070. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cubach_betbuch_1699/1110>, abgerufen am 25.08.2024.