Neunundsechszigste Betrachtung. Das Abendmahl verpflichtet uns zur größern Treue in der Nachahmung Jesu.
1. Joh. 2, 6.
Wer da sagt, daß er in Christo bleibet, der soll auch wan- deln, gleich wie er gewandelt hat.
Nur dann können wir selbst und andere Menschen richtig beurtheilen, ob wir das heilige Abend- mahl würdig genossen haben, wenn wir in der Nach- folge Jesu mehr Eifer und eine größere Treue bewei- sen, als sonst. Denn wenn wir in den vorigen Sün- den beharren, wenn wir von einer Zeit zur andern immer das bleiben, was wir schon lange gewesen sind, ohne daß man eine sichtbare Veränderung unserer Gesinnungen, und eine merkliche Aehnlichkeit mit Je- su an uns wahrnehmen kann: so nutzt uns das Abend- mahl sehr wenig, oder gar nichts. Was hilft es uns, wenn wir immer von neuem Besserung des Herzens und des Lebens angeloben, ohne doch dieses Gelübde zu erfüllen? was hilft es uns, wenn wir immer von neuem Jesu Treue schwören, und doch diesen Schwur nicht halten? was hilft es uns, wenn wir immer zur Nachahmung seines Beyspiels von neuem uns anhei- schig machen, und ihm doch immer unähnlich, wie
zuvor,
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Neunundſechszigſte Betrachtung. Das Abendmahl verpflichtet uns zur größern Treue in der Nachahmung Jeſu.
1. Joh. 2, 6.
Wer da ſagt, daß er in Chriſto bleibet, der ſoll auch wan- deln, gleich wie er gewandelt hat.
Nur dann können wir ſelbſt und andere Menſchen richtig beurtheilen, ob wir das heilige Abend- mahl würdig genoſſen haben, wenn wir in der Nach- folge Jeſu mehr Eifer und eine größere Treue bewei- ſen, als ſonſt. Denn wenn wir in den vorigen Sün- den beharren, wenn wir von einer Zeit zur andern immer das bleiben, was wir ſchon lange geweſen ſind, ohne daß man eine ſichtbare Veränderung unſerer Geſinnungen, und eine merkliche Aehnlichkeit mit Je- ſu an uns wahrnehmen kann: ſo nutzt uns das Abend- mahl ſehr wenig, oder gar nichts. Was hilft es uns, wenn wir immer von neuem Beſſerung des Herzens und des Lebens angeloben, ohne doch dieſes Gelübde zu erfüllen? was hilft es uns, wenn wir immer von neuem Jeſu Treue ſchwören, und doch dieſen Schwur nicht halten? was hilft es uns, wenn wir immer zur Nachahmung ſeines Beyſpiels von neuem uns anhei- ſchig machen, und ihm doch immer unähnlich, wie
zuvor,
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Neunundſechszigſte Betrachtung.
Das Abendmahl verpflichtet uns zur größern
Treue in der Nachahmung Jeſu.
1. Joh. 2, 6.
Wer da ſagt, daß er in Chriſto bleibet, der ſoll auch wan-
deln, gleich wie er gewandelt hat.
Nur dann können wir ſelbſt und andere Menſchen
richtig beurtheilen, ob wir das heilige Abend-
mahl würdig genoſſen haben, wenn wir in der Nach-
folge Jeſu mehr Eifer und eine größere Treue bewei-
ſen, als ſonſt. Denn wenn wir in den vorigen Sün-
den beharren, wenn wir von einer Zeit zur andern
immer das bleiben, was wir ſchon lange geweſen ſind,
ohne daß man eine ſichtbare Veränderung unſerer
Geſinnungen, und eine merkliche Aehnlichkeit mit Je-
ſu an uns wahrnehmen kann: ſo nutzt uns das Abend-
mahl ſehr wenig, oder gar nichts. Was hilft es uns,
wenn wir immer von neuem Beſſerung des Herzens
und des Lebens angeloben, ohne doch dieſes Gelübde
zu erfüllen? was hilft es uns, wenn wir immer von
neuem Jeſu Treue ſchwören, und doch dieſen Schwur
nicht halten? was hilft es uns, wenn wir immer zur
Nachahmung ſeines Beyſpiels von neuem uns anhei-
ſchig machen, und ihm doch immer unähnlich, wie
zuvor,
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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/475>, abgerufen am 22.11.2024.
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