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Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.

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LXIII. Betrachtung.
Mir ist mein Schicksal noch verborgen,
Das künftighin mich treffen soll,
Doch bin ich ohne Gram und Sorgen,
Du, Vater! kennst mein wahres Wohl,
Und was dein Rath beschließt und thut,
Jst heilig, ist gerecht, ist gut.


Dreyundsechszigste Betrachtung.
Jesu stille Gelassenheit und ausharrende Ge-
duld im Leiden.

Röm. 12, 11. Seyd geduldig in Trübsal.

So groß die Leiden und Beschwerden waren, die
Jesus während seines ganzen Lebens, beson-
ders am Ende desselben erdulden mußte, eben so groß
und bewundernswürdig war auch die Geduld, womit
er sie alle ertrug. Denn er suchte seine Leiden nicht
abzuwenden, nachdem er einmal erkannt hatte, daß
die Uebernahme derselben zu dem großen Werke ge-
höre, das er nach dem Plane seines himmlischen Va-
ters ausführen sollte. Mit leichter Mühe hätte er
allen üblen Behandlungen ausweichen können, wenn
er von der Hauptstadt des Landes entfernt in Gali-
läa geblieben, wenn er die Anhänglichkeit des Volks
gegen seine Feinde hätte nutzen, und von seiner hö-
hern Macht Gebrauch machen wollen. Aber nein,

das
LXIII. Betrachtung.
Mir iſt mein Schickſal noch verborgen,
Das künftighin mich treffen ſoll,
Doch bin ich ohne Gram und Sorgen,
Du, Vater! kennſt mein wahres Wohl,
Und was dein Rath beſchließt und thut,
Jſt heilig, iſt gerecht, iſt gut.


Dreyundſechszigſte Betrachtung.
Jeſu ſtille Gelaſſenheit und ausharrende Ge-
duld im Leiden.

Röm. 12, 11. Seyd geduldig in Trübſal.

So groß die Leiden und Beſchwerden waren, die
Jeſus während ſeines ganzen Lebens, beſon-
ders am Ende deſſelben erdulden mußte, eben ſo groß
und bewundernswürdig war auch die Geduld, womit
er ſie alle ertrug. Denn er ſuchte ſeine Leiden nicht
abzuwenden, nachdem er einmal erkannt hatte, daß
die Uebernahme derſelben zu dem großen Werke ge-
höre, das er nach dem Plane ſeines himmliſchen Va-
ters ausführen ſollte. Mit leichter Mühe hätte er
allen üblen Behandlungen ausweichen können, wenn
er von der Hauptſtadt des Landes entfernt in Gali-
läa geblieben, wenn er die Anhänglichkeit des Volks
gegen ſeine Feinde hätte nutzen, und von ſeiner hö-
hern Macht Gebrauch machen wollen. Aber nein,

das
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[415/0441] LXIII. Betrachtung. Mir iſt mein Schickſal noch verborgen, Das künftighin mich treffen ſoll, Doch bin ich ohne Gram und Sorgen, Du, Vater! kennſt mein wahres Wohl, Und was dein Rath beſchließt und thut, Jſt heilig, iſt gerecht, iſt gut. Dreyundſechszigſte Betrachtung. Jeſu ſtille Gelaſſenheit und ausharrende Ge- duld im Leiden. Röm. 12, 11. Seyd geduldig in Trübſal. So groß die Leiden und Beſchwerden waren, die Jeſus während ſeines ganzen Lebens, beſon- ders am Ende deſſelben erdulden mußte, eben ſo groß und bewundernswürdig war auch die Geduld, womit er ſie alle ertrug. Denn er ſuchte ſeine Leiden nicht abzuwenden, nachdem er einmal erkannt hatte, daß die Uebernahme derſelben zu dem großen Werke ge- höre, das er nach dem Plane ſeines himmliſchen Va- ters ausführen ſollte. Mit leichter Mühe hätte er allen üblen Behandlungen ausweichen können, wenn er von der Hauptſtadt des Landes entfernt in Gali- läa geblieben, wenn er die Anhänglichkeit des Volks gegen ſeine Feinde hätte nutzen, und von ſeiner hö- hern Macht Gebrauch machen wollen. Aber nein, das

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_nachahmung_1792/441>, abgerufen am 23.11.2024.