Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.LVI. Betrachtung. nen viel gegeben, er wird einmal auch viel von ihnenfordern. Wohl ihnen, wenn sie hier reichlich säen, so werden sie alsdann dort reichlich erndten! Wohl ihnen, wenn sie ihre Vorzüge gut anwenden, so werden sie auch einst unter den Auserwählten groß und herrlich seyn! Wer höher durch Geburt schon ist, Als seine Brüder, kenn als Christ Des bessern Adels Werth und Pflicht, Den fühl er, den entehr er nicht. Es sind ihm Brüder unterthan; Er sey ihr Vater, kein Tyrann, So mild und liebreich, als gerecht; Er ist, wie sie, auch Gottes Knecht. Und wenn ers nicht vergißt, so freut Der Niedrige sich ohne Neid, Weil der der Welt zum Segen lebt, Den Gott mehr segnet, mehr erhebt. Er spricht bey seinem Tode dann: Das war ein edler großer Mann! Er, durch der Tugend Glanz verklärt, War seines Glücks und Vorzugs werth! Sie- A a 4
LVI. Betrachtung. nen viel gegeben, er wird einmal auch viel von ihnenfordern. Wohl ihnen, wenn ſie hier reichlich ſäen, ſo werden ſie alsdann dort reichlich erndten! Wohl ihnen, wenn ſie ihre Vorzüge gut anwenden, ſo werden ſie auch einſt unter den Auserwählten groß und herrlich ſeyn! Wer höher durch Geburt ſchon iſt, Als ſeine Brüder, kenn als Chriſt Des beſſern Adels Werth und Pflicht, Den fühl er, den entehr er nicht. Es ſind ihm Brüder unterthan; Er ſey ihr Vater, kein Tyrann, So mild und liebreich, als gerecht; Er iſt, wie ſie, auch Gottes Knecht. Und wenn ers nicht vergißt, ſo freut Der Niedrige ſich ohne Neid, Weil der der Welt zum Segen lebt, Den Gott mehr ſegnet, mehr erhebt. Er ſpricht bey ſeinem Tode dann: Das war ein edler großer Mann! Er, durch der Tugend Glanz verklärt, War ſeines Glücks und Vorzugs werth! Sie- A a 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0401" n="375"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">LVI.</hi> Betrachtung.</fw><lb/> nen viel gegeben, er wird einmal auch viel von ihnen<lb/> fordern. Wohl ihnen, wenn ſie hier reichlich ſäen,<lb/> ſo werden ſie alsdann dort reichlich erndten! Wohl<lb/> ihnen, wenn ſie ihre Vorzüge gut anwenden, ſo<lb/> werden ſie auch einſt unter den Auserwählten groß<lb/> und herrlich ſeyn!</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wer höher durch Geburt ſchon iſt,</l><lb/> <l>Als ſeine Brüder, kenn als Chriſt</l><lb/> <l>Des beſſern Adels Werth und Pflicht,</l><lb/> <l>Den fühl er, den entehr er nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es ſind ihm Brüder unterthan;</l><lb/> <l>Er ſey ihr Vater, kein Tyrann,</l><lb/> <l>So mild und liebreich, als gerecht;</l><lb/> <l>Er iſt, wie ſie, auch Gottes Knecht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und wenn ers nicht vergißt, ſo freut</l><lb/> <l>Der Niedrige ſich ohne Neid,</l><lb/> <l>Weil der der Welt zum Segen lebt,</l><lb/> <l>Den Gott mehr ſegnet, mehr erhebt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Er ſpricht bey ſeinem Tode dann:</l><lb/> <l>Das war ein edler großer Mann!</l><lb/> <l>Er, durch der Tugend Glanz verklärt,</l><lb/> <l>War ſeines Glücks und Vorzugs werth!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A a 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Sie-</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [375/0401]
LVI. Betrachtung.
nen viel gegeben, er wird einmal auch viel von ihnen
fordern. Wohl ihnen, wenn ſie hier reichlich ſäen,
ſo werden ſie alsdann dort reichlich erndten! Wohl
ihnen, wenn ſie ihre Vorzüge gut anwenden, ſo
werden ſie auch einſt unter den Auserwählten groß
und herrlich ſeyn!
Wer höher durch Geburt ſchon iſt,
Als ſeine Brüder, kenn als Chriſt
Des beſſern Adels Werth und Pflicht,
Den fühl er, den entehr er nicht.
Es ſind ihm Brüder unterthan;
Er ſey ihr Vater, kein Tyrann,
So mild und liebreich, als gerecht;
Er iſt, wie ſie, auch Gottes Knecht.
Und wenn ers nicht vergißt, ſo freut
Der Niedrige ſich ohne Neid,
Weil der der Welt zum Segen lebt,
Den Gott mehr ſegnet, mehr erhebt.
Er ſpricht bey ſeinem Tode dann:
Das war ein edler großer Mann!
Er, durch der Tugend Glanz verklärt,
War ſeines Glücks und Vorzugs werth!
Sie-
A a 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |