Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XL. Betrachtung. zubewahren. Jesus konnte freylich den größten Ueber-fluß an Lebensmitteln hervorbringen, aber er that das nur in außerordentlichen Fällen, wo es darauf an- kam, recht viele Menschen auf eine faßliche und sinn- liche Art von seiner göttlichen Sendung zu überzeu- gen, und sie auf seine Lehre aufmerksam zu machen. Außerdem lebte er wie jeder andre gewöhnliche Mensch, und that kein Wunder, um sich und seine Jünger täglich zu nähren. Jn dieser Rücksicht befahl er ih- nen, das Uebriggebliebene mit sich zu nehmen, wo- bey er ihnen zugleich lehren wollte, daß man die Ga- ben Gottes zu Rathe halten müsse, und daß die Spar- samkeit und kluge Haushaltung eine Tugend sey, die der Christ nie vernachläßigen dürfe. Nun das will ich auch mir gesagt seyn lassen, und frie- R 4
XL. Betrachtung. zubewahren. Jeſus konnte freylich den größten Ueber-fluß an Lebensmitteln hervorbringen, aber er that das nur in außerordentlichen Fällen, wo es darauf an- kam, recht viele Menſchen auf eine faßliche und ſinn- liche Art von ſeiner göttlichen Sendung zu überzeu- gen, und ſie auf ſeine Lehre aufmerkſam zu machen. Außerdem lebte er wie jeder andre gewöhnliche Menſch, und that kein Wunder, um ſich und ſeine Jünger täglich zu nähren. Jn dieſer Rückſicht befahl er ih- nen, das Uebriggebliebene mit ſich zu nehmen, wo- bey er ihnen zugleich lehren wollte, daß man die Ga- ben Gottes zu Rathe halten müſſe, und daß die Spar- ſamkeit und kluge Haushaltung eine Tugend ſey, die der Chriſt nie vernachläßigen dürfe. Nun das will ich auch mir geſagt ſeyn laſſen, und frie- R 4
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XL. Betrachtung.
zubewahren. Jeſus konnte freylich den größten Ueber-
fluß an Lebensmitteln hervorbringen, aber er that das
nur in außerordentlichen Fällen, wo es darauf an-
kam, recht viele Menſchen auf eine faßliche und ſinn-
liche Art von ſeiner göttlichen Sendung zu überzeu-
gen, und ſie auf ſeine Lehre aufmerkſam zu machen.
Außerdem lebte er wie jeder andre gewöhnliche Menſch,
und that kein Wunder, um ſich und ſeine Jünger
täglich zu nähren. Jn dieſer Rückſicht befahl er ih-
nen, das Uebriggebliebene mit ſich zu nehmen, wo-
bey er ihnen zugleich lehren wollte, daß man die Ga-
ben Gottes zu Rathe halten müſſe, und daß die Spar-
ſamkeit und kluge Haushaltung eine Tugend ſey, die
der Chriſt nie vernachläßigen dürfe.
Nun das will ich auch mir geſagt ſeyn laſſen, und
es in meinem künftigen Leben befolgen. Schenkt
mir die Güte Gottes einen Antheil an irdiſchen Gü-
tern, ſo will ich ſie als ein mir anvertrautes Gut be-
trachten, über deſſen Anwendung er mich einſt zur
Rechenſchaft fordern wird, und ich will immer dar-
auf bedacht ſeyn, daß ich ſie dann mit getroſtem Mu-
the und ohne innere Vorwürfe ablegen kann. Fer-
ne ſey von mir der Geiz, dieſe fruchtbare Quelle ſo
vieler Sünden und Ungerechtigkeiten, der das Herz
des Menſchen vergiftet, der aus demſelben alles Ge-
fühl fürs Gute verdrängt, der alle wahre Gottes-
und Menſchenliebe unterdrückt, und alle heitre Zu-
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