Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XL. Betrachtung. sondern auch sein Beyspiel zur Pflicht macht. Dennwenn wir die Geschichte von der wunderbaren Speisung vieler tausend Menschen lesen, die Jesus zu zween verschiedenenmalen veranstaltete, so finden wir, daß er beydemal durch seine Jünger die übrigen Brocken sorgfältig sammlen ließ,*) damit ja nichts umkom- men möchte. Wahrscheinlich hatte der Erlöser da- bey eine doppelte Absicht. Einmal sollte die bewun- dernswürdige Größe des Wunders der jedesmal an- wesenden Volksmenge recht in die Augen leuchten, indem sie sahen, daß weit mehr übrig blieb, als vor- her da gewesen war, nachdem sich doch schon so viel tausende davon gesättiget hatten; sodann wollte der Erlöser aber auch seinen Schülern diejenige weise Sparsamkeit empfehlen, die alles zu rathe nimmt, die nichts unbedachtsamer Weise umkommen läßt. Jesus konnte freylich mehrere tausende mit einem ge- ringen Vorrathe an Lebensmitteln sättigen, so bald er seine göttliche Wunderkraft anwandte. Allein er wollte nicht, daß seine Schüler denken sollten, er würde das in Zukunft öfterer, und vielleicht zur Be- friedigung ihrer täglichen Bedürfnisse thun, und sie so aller Mühe, für ihren Unterhalt zu sorgen, völlig überheben. Darum befahl er ihnen, das Uebrigge- bliebene sorgfältig zu sammlen, und in ihren gewöhn- lichen Reisekörben für den künftigen Gebrauch auf- zu- *) Joh. 6, 12. Marc. 8, 8.
XL. Betrachtung. ſondern auch ſein Beyſpiel zur Pflicht macht. Dennwenn wir die Geſchichte von der wunderbaren Speiſung vieler tauſend Menſchen leſen, die Jeſus zu zween verſchiedenenmalen veranſtaltete, ſo finden wir, daß er beydemal durch ſeine Jünger die übrigen Brocken ſorgfältig ſammlen ließ,*) damit ja nichts umkom- men möchte. Wahrſcheinlich hatte der Erlöſer da- bey eine doppelte Abſicht. Einmal ſollte die bewun- dernswürdige Größe des Wunders der jedesmal an- weſenden Volksmenge recht in die Augen leuchten, indem ſie ſahen, daß weit mehr übrig blieb, als vor- her da geweſen war, nachdem ſich doch ſchon ſo viel tauſende davon geſättiget hatten; ſodann wollte der Erlöſer aber auch ſeinen Schülern diejenige weiſe Sparſamkeit empfehlen, die alles zu rathe nimmt, die nichts unbedachtſamer Weiſe umkommen läßt. Jeſus konnte freylich mehrere tauſende mit einem ge- ringen Vorrathe an Lebensmitteln ſättigen, ſo bald er ſeine göttliche Wunderkraft anwandte. Allein er wollte nicht, daß ſeine Schüler denken ſollten, er würde das in Zukunft öfterer, und vielleicht zur Be- friedigung ihrer täglichen Bedürfniſſe thun, und ſie ſo aller Mühe, für ihren Unterhalt zu ſorgen, völlig überheben. Darum befahl er ihnen, das Uebrigge- bliebene ſorgfältig zu ſammlen, und in ihren gewöhn- lichen Reiſekörben für den künftigen Gebrauch auf- zu- *) Joh. 6, 12. Marc. 8, 8.
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XL. Betrachtung.
ſondern auch ſein Beyſpiel zur Pflicht macht. Denn
wenn wir die Geſchichte von der wunderbaren Speiſung
vieler tauſend Menſchen leſen, die Jeſus zu zween
verſchiedenenmalen veranſtaltete, ſo finden wir, daß
er beydemal durch ſeine Jünger die übrigen Brocken
ſorgfältig ſammlen ließ, *) damit ja nichts umkom-
men möchte. Wahrſcheinlich hatte der Erlöſer da-
bey eine doppelte Abſicht. Einmal ſollte die bewun-
dernswürdige Größe des Wunders der jedesmal an-
weſenden Volksmenge recht in die Augen leuchten,
indem ſie ſahen, daß weit mehr übrig blieb, als vor-
her da geweſen war, nachdem ſich doch ſchon ſo viel
tauſende davon geſättiget hatten; ſodann wollte der
Erlöſer aber auch ſeinen Schülern diejenige weiſe
Sparſamkeit empfehlen, die alles zu rathe nimmt,
die nichts unbedachtſamer Weiſe umkommen läßt.
Jeſus konnte freylich mehrere tauſende mit einem ge-
ringen Vorrathe an Lebensmitteln ſättigen, ſo bald er
ſeine göttliche Wunderkraft anwandte. Allein er
wollte nicht, daß ſeine Schüler denken ſollten, er
würde das in Zukunft öfterer, und vielleicht zur Be-
friedigung ihrer täglichen Bedürfniſſe thun, und ſie
ſo aller Mühe, für ihren Unterhalt zu ſorgen, völlig
überheben. Darum befahl er ihnen, das Uebrigge-
bliebene ſorgfältig zu ſammlen, und in ihren gewöhn-
lichen Reiſekörben für den künftigen Gebrauch auf-
zu-
*) Joh. 6, 12. Marc. 8, 8.
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