Cramer, Johann Friedrich Heinrich: Ueber die Nachahmung Jesu. Ein Erbauungsbuch für Christen. Dresden, 1792.XV. Betrachtung. daß Feuer vom Himmel falle und verzehre sie; daßsie der Blitz tödte, so wie es ehemals Elias machte. Allein Jesus mißbilligte diesen unzeitigen und unver- nünftigen Eifer seiner Schüler, indem er sprach: Wisset ihr nicht, wes Geistes Kinder ihr seyd? das ist: es scheinet, ihr kennet den Geist der Lehre noch nicht, die ihr vernommen habt, und der euch leiten soll.*) Ganz anders war also der Eifer Jesu für Gottes Ehre beschaffen. Der war von aller Schwär- merey, von allem Verfolgungsgeiste der damaligen Juden gleich weit entfernt. Auch war Jesus kein Eiferer wie die Zeloten, die gleich zu den Waffen griffen, wenn sie etwas sahen, das ihrer Religions- verfassung entgegen war. Er schwieg vielmehr oft da, wo diese ihren Eifer am weitesten trieben. Sein Eifer für Gottes Ehre, war nichts anders, als der Wunsch, daß Gott von den Menschen immer richtiger erkannt und immer würdiger möchte verehrt werden. Darum arbeitete er unaufhörlich daran, bessere Religionseinsichten und ächte Religi- ons-Gesinnungen unter seinen Landsleuten zu ver- breiten. Dies that er nicht mit Gewalt und Zwang, sondern durch sanfte, geduldige, stufenweise Beleh- rung suchte er der Unwissenheit und dem sittlichen Verderben zu steuern. Mit ofner Wahrheitsliebe und unerschrockner Freymüthigkeit widersetzte er sich allem, *) Luc. 9, 54. 55.
XV. Betrachtung. daß Feuer vom Himmel falle und verzehre ſie; daßſie der Blitz tödte, ſo wie es ehemals Elias machte. Allein Jeſus mißbilligte dieſen unzeitigen und unver- nünftigen Eifer ſeiner Schüler, indem er ſprach: Wiſſet ihr nicht, wes Geiſtes Kinder ihr ſeyd? das iſt: es ſcheinet, ihr kennet den Geiſt der Lehre noch nicht, die ihr vernommen habt, und der euch leiten ſoll.*) Ganz anders war alſo der Eifer Jeſu für Gottes Ehre beſchaffen. Der war von aller Schwär- merey, von allem Verfolgungsgeiſte der damaligen Juden gleich weit entfernt. Auch war Jeſus kein Eiferer wie die Zeloten, die gleich zu den Waffen griffen, wenn ſie etwas ſahen, das ihrer Religions- verfaſſung entgegen war. Er ſchwieg vielmehr oft da, wo dieſe ihren Eifer am weiteſten trieben. Sein Eifer für Gottes Ehre, war nichts anders, als der Wunſch, daß Gott von den Menſchen immer richtiger erkannt und immer würdiger möchte verehrt werden. Darum arbeitete er unaufhörlich daran, beſſere Religionseinſichten und ächte Religi- ons-Geſinnungen unter ſeinen Landsleuten zu ver- breiten. Dies that er nicht mit Gewalt und Zwang, ſondern durch ſanfte, geduldige, ſtufenweiſe Beleh- rung ſuchte er der Unwiſſenheit und dem ſittlichen Verderben zu ſteuern. Mit ofner Wahrheitsliebe und unerſchrockner Freymüthigkeit widerſetzte er ſich allem, *) Luc. 9, 54. 55.
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XV. Betrachtung.
daß Feuer vom Himmel falle und verzehre ſie; daß
ſie der Blitz tödte, ſo wie es ehemals Elias machte.
Allein Jeſus mißbilligte dieſen unzeitigen und unver-
nünftigen Eifer ſeiner Schüler, indem er ſprach:
Wiſſet ihr nicht, wes Geiſtes Kinder ihr ſeyd? das
iſt: es ſcheinet, ihr kennet den Geiſt der Lehre noch
nicht, die ihr vernommen habt, und der euch leiten
ſoll. *) Ganz anders war alſo der Eifer Jeſu für
Gottes Ehre beſchaffen. Der war von aller Schwär-
merey, von allem Verfolgungsgeiſte der damaligen
Juden gleich weit entfernt. Auch war Jeſus kein
Eiferer wie die Zeloten, die gleich zu den Waffen
griffen, wenn ſie etwas ſahen, das ihrer Religions-
verfaſſung entgegen war. Er ſchwieg vielmehr oft
da, wo dieſe ihren Eifer am weiteſten trieben. Sein
Eifer für Gottes Ehre, war nichts anders, als der
Wunſch, daß Gott von den Menſchen immer
richtiger erkannt und immer würdiger möchte
verehrt werden. Darum arbeitete er unaufhörlich
daran, beſſere Religionseinſichten und ächte Religi-
ons-Geſinnungen unter ſeinen Landsleuten zu ver-
breiten. Dies that er nicht mit Gewalt und Zwang,
ſondern durch ſanfte, geduldige, ſtufenweiſe Beleh-
rung ſuchte er der Unwiſſenheit und dem ſittlichen
Verderben zu ſteuern. Mit ofner Wahrheitsliebe
und unerſchrockner Freymüthigkeit widerſetzte er ſich
allem,
*) Luc. 9, 54. 55.
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