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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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christliche Nächstenliebe mit ihm großwächset; wenn
Selbstsucht und Eigennutz schon früh in ihm ge-
brochen wird! Warum ist in der Welt vielfach
Alles in Egoismus aufgegangen, ohne Liebe und
herzliche Theilnahme? Man hat die Liebe nicht
als Kind kennen und üben gelernt.

Das wären etliche Proben der Anleitung, wie
man sie von einer christlichen Mutter erwarten
muß. Und ähnlich in den andern Punkten. Es
wird streng darauf gehalten, daß das Kind stets
pünktlich gehorsam sei; daß es in Allem die Wahr-
heit sage; daß es sein Wort halte; daß es recht
bescheiden, zurückhaltend sich erweise; - es wird
angeleitet, seine kleinen Unannehmlichkeiten und
Leiden geduldig zu tragen; es wird an Reinlich-
keit, Ordnung, Arbeit gewöhnt: "Der liebe Gott,"
sagt die Mutter, "will zwar, daß die Kinder auch
spielen, aber doch nicht, daß sie immer spielen, sie
sollen auch arbeiten, fleißig sein, und sich an Ar-
beit gewöhnen*); also nun hübsch rüstig an's
Werk!"

*) Es kann nicht genug bedauert werden, daß so manche
Eltern, insbesondere aus den höhern Klassen, dieses
so fast gänzlich aus dem Auge lassen. Sie lassen es
geschehen, daß ihre Kinder in den frühern Jahren
alle ihre Zeit so fast ausschließlich dem Spiele und
dem Vergnügen widmen; kaum eine Spur von An-
leitung und Gewöhnung zur Arbeit. Und die Folge?
Später, in der Schule, im Leben scheuen sie die Ar-
beit, weil sie nicht daran gewöhnt sind, und es treten
die üblen Folgen der Scheu vor Arbeit und ernster
Anstrengung, der Nachlässigkeit und Trägheit in der
Schule, in den Studien, im Haushalt, im Dienste
u. s. w., in der traurigsten Weise zu Tage. Es ver-
steht sich wohl von selbst, daß die Art und das Maß
der Arbeiten dem kindlichen Alter entsprechen und
den Kindern recht viel Zeit zum Spielen gelassen
werden muß; aber dennoch müssen sie es früh lernen,
etliche Zeit entsprechender kindlichen Arbeit zu widmen
und sich an Arbeit, als Pflicht, gewöhnen.

christliche Nächstenliebe mit ihm großwächset; wenn
Selbstsucht und Eigennutz schon früh in ihm ge-
brochen wird! Warum ist in der Welt vielfach
Alles in Egoismus aufgegangen, ohne Liebe und
herzliche Theilnahme? Man hat die Liebe nicht
als Kind kennen und üben gelernt.

Das wären etliche Proben der Anleitung, wie
man sie von einer christlichen Mutter erwarten
muß. Und ähnlich in den andern Punkten. Es
wird streng darauf gehalten, daß das Kind stets
pünktlich gehorsam sei; daß es in Allem die Wahr-
heit sage; daß es sein Wort halte; daß es recht
bescheiden, zurückhaltend sich erweise; – es wird
angeleitet, seine kleinen Unannehmlichkeiten und
Leiden geduldig zu tragen; es wird an Reinlich-
keit, Ordnung, Arbeit gewöhnt: „Der liebe Gott,“
sagt die Mutter, „will zwar, daß die Kinder auch
spielen, aber doch nicht, daß sie immer spielen, sie
sollen auch arbeiten, fleißig sein, und sich an Ar-
beit gewöhnen*); also nun hübsch rüstig an's
Werk!“

*) Es kann nicht genug bedauert werden, daß so manche
Eltern, insbesondere aus den höhern Klassen, dieses
so fast gänzlich aus dem Auge lassen. Sie lassen es
geschehen, daß ihre Kinder in den frühern Jahren
alle ihre Zeit so fast ausschließlich dem Spiele und
dem Vergnügen widmen; kaum eine Spur von An-
leitung und Gewöhnung zur Arbeit. Und die Folge?
Später, in der Schule, im Leben scheuen sie die Ar-
beit, weil sie nicht daran gewöhnt sind, und es treten
die üblen Folgen der Scheu vor Arbeit und ernster
Anstrengung, der Nachlässigkeit und Trägheit in der
Schule, in den Studien, im Haushalt, im Dienste
u. s. w., in der traurigsten Weise zu Tage. Es ver-
steht sich wohl von selbst, daß die Art und das Maß
der Arbeiten dem kindlichen Alter entsprechen und
den Kindern recht viel Zeit zum Spielen gelassen
werden muß; aber dennoch müssen sie es früh lernen,
etliche Zeit entsprechender kindlichen Arbeit zu widmen
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[105/0316] christliche Nächstenliebe mit ihm großwächset; wenn Selbstsucht und Eigennutz schon früh in ihm ge- brochen wird! Warum ist in der Welt vielfach Alles in Egoismus aufgegangen, ohne Liebe und herzliche Theilnahme? Man hat die Liebe nicht als Kind kennen und üben gelernt. Das wären etliche Proben der Anleitung, wie man sie von einer christlichen Mutter erwarten muß. Und ähnlich in den andern Punkten. Es wird streng darauf gehalten, daß das Kind stets pünktlich gehorsam sei; daß es in Allem die Wahr- heit sage; daß es sein Wort halte; daß es recht bescheiden, zurückhaltend sich erweise; – es wird angeleitet, seine kleinen Unannehmlichkeiten und Leiden geduldig zu tragen; es wird an Reinlich- keit, Ordnung, Arbeit gewöhnt: „Der liebe Gott,“ sagt die Mutter, „will zwar, daß die Kinder auch spielen, aber doch nicht, daß sie immer spielen, sie sollen auch arbeiten, fleißig sein, und sich an Ar- beit gewöhnen *); also nun hübsch rüstig an's Werk!“ *) Es kann nicht genug bedauert werden, daß so manche Eltern, insbesondere aus den höhern Klassen, dieses so fast gänzlich aus dem Auge lassen. Sie lassen es geschehen, daß ihre Kinder in den frühern Jahren alle ihre Zeit so fast ausschließlich dem Spiele und dem Vergnügen widmen; kaum eine Spur von An- leitung und Gewöhnung zur Arbeit. Und die Folge? Später, in der Schule, im Leben scheuen sie die Ar- beit, weil sie nicht daran gewöhnt sind, und es treten die üblen Folgen der Scheu vor Arbeit und ernster Anstrengung, der Nachlässigkeit und Trägheit in der Schule, in den Studien, im Haushalt, im Dienste u. s. w., in der traurigsten Weise zu Tage. Es ver- steht sich wohl von selbst, daß die Art und das Maß der Arbeiten dem kindlichen Alter entsprechen und den Kindern recht viel Zeit zum Spielen gelassen werden muß; aber dennoch müssen sie es früh lernen, etliche Zeit entsprechender kindlichen Arbeit zu widmen und sich an Arbeit, als Pflicht, gewöhnen.

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/316>, abgerufen am 22.11.2024.