Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.dennoch, wie warst Du gegen sie stets so nachsichtig, Gebet zu Jesus dem Kinderfreund.**) (Besonders bei der h. Messe, bei der h. Communion oder O Jesus, wie groß war einst Deine Liebe zu *)
Je mehr ein Vater zum Zorn geneigt ist, je leich- ter er sich dazu hinreißen läßt, desto mehr muß er es an jedem Morgen sich ernstlich vornehmen, auf seiner Hut zu sein und zu kämpfen, desto inständiger muß er zum Herrn um Beistand flehen, besonders Morgens und auch sonst; um so den Zorn, dieses große Uebel bei einem Va- ter, beherrschen zu lernen. **)
"Einmal"so erzählt das h. Evangelium, "wur-(von den Müttern) "Kinder zu Jesus gebracht, daß(welche ihrem ohnehin belästigten Meister diese neue Mühe ersparen wollten) "wiesen sie mit rauhen Wor- Konnte Er auf eine rührendere Art Seine Liebe zu den Kindern an den Tag legen? Aehnliche Züge Seiner Liebe zu den Kindern erzählt das Evangelium auch au andern Stellen. Und haben wir nicht Grund, anzunehmen, daß Jesus die christlichen Kinder, welche nicht mehr wie die jüdischen in der Erbsünde haften, welche als christliche Kinder so innig mit Ihm verbunden sind, noch so viel mehr liebe? Also, christlicher Vater. Ihm dem großen Freunde deiner Kinder schließe dich innig an! dennoch, wie warst Du gegen sie stets so nachsichtig, Gebet zu Jesus dem Kinderfreund.**) (Besonders bei der h. Messe, bei der h. Communion oder O Jesus, wie groß war einst Deine Liebe zu *)
Je mehr ein Vater zum Zorn geneigt ist, je leich- ter er sich dazu hinreißen läßt, desto mehr muß er es an jedem Morgen sich ernstlich vornehmen, auf seiner Hut zu sein und zu kämpfen, desto inständiger muß er zum Herrn um Beistand flehen, besonders Morgens und auch sonst; um so den Zorn, dieses große Uebel bei einem Va- ter, beherrschen zu lernen. **)
„Einmal“so erzählt das h. Evangelium, „wur-(von den Müttern) „Kinder zu Jesus gebracht, daß(welche ihrem ohnehin belästigten Meister diese neue Mühe ersparen wollten) „wiesen sie mit rauhen Wor- Konnte Er auf eine rührendere Art Seine Liebe zu den Kindern an den Tag legen? Aehnliche Züge Seiner Liebe zu den Kindern erzählt das Evangelium auch au andern Stellen. Und haben wir nicht Grund, anzunehmen, daß Jesus die christlichen Kinder, welche nicht mehr wie die jüdischen in der Erbsünde haften, welche als christliche Kinder so innig mit Ihm verbunden sind, noch so viel mehr liebe? Also, christlicher Vater. Ihm dem großen Freunde deiner Kinder schließe dich innig an! <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0187" xml:id="C889V3_001_1874_pb0184_0001" n="184"/> dennoch, wie warst Du gegen sie stets so nachsichtig,<lb/> so duldsam, so sanftmüthig und milde! Nie kam ein<lb/> unfreundliches, hartes, kränkendes Wort über Deine<lb/> Lippen. – O möchte ich Dir ähnlich sein im Ver-<lb/> halten gegen meine Kinder! Ich <hi rendition="#g">muß</hi> es, wenn ich<lb/> Dein Jünger sein und mein Heil wirken will. So<lb/> laß mich <q>„von Dir lernen, sanftmüthig zu sein“</q>.<lb/> Wenn sich bei den Unarten und Verkehrtheiten der<lb/> Kinder Unwillen, Zorn und Ungeduld in mir reget,<lb/> so hilf mir, diese Regungen zu beherrschen, auf daß<lb/> ich sie nicht in Wort und That an den Tag lege.<lb/> Halte mich aufrecht, daß ich ruhig und besonnen<lb/> bleibe, so oft ich meine Kinder rügen oder bestrafen<lb/> muß. Denn <q>„der Zorn wirkt nicht, was vor Dir<lb/> gerecht ist“</q>. Du sanftmüthigster Jesus, erbarme Dich<lb/> meiner! Amen.<note place="foot" n="*)"><p>Je mehr ein Vater zum Zorn geneigt ist, je leich-<lb/> ter er sich dazu hinreißen läßt, desto mehr muß er es an<lb/> jedem Morgen sich ernstlich vornehmen, auf seiner Hut<lb/> zu sein und zu kämpfen, desto inständiger muß er zum<lb/> Herrn um Beistand flehen, besonders Morgens und auch<lb/> sonst; um so den Zorn, dieses große Uebel bei einem Va-<lb/> ter, beherrschen zu lernen.</p></note> – Vater unser und Ave.</p> </div> <div> <head rendition="#c">Gebet zu Jesus dem Kinderfreund.<note place="foot" n="**)"><p><q>„Einmal“</q> so erzählt das h. Evangelium, <q>„wur-<lb/> den“</q> (von den Müttern) <q>„Kinder zu Jesus gebracht, daß<lb/> Er ihnen die Hände auflege und für sie bete. Die Jün-<lb/> ger aber“</q> (welche ihrem ohnehin belästigten Meister diese<lb/> neue Mühe ersparen wollten) <q>„wiesen sie mit rauhen Wor-<lb/> ten ab. Da Jesus das bemerkte, legte Er ihnen seine<lb/> Mißbilligung an den Tag und sprach: <q>„<q>„Lasset die Kleinen<lb/> zu Mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn für<lb/> Solche ist das Himmelreich.“</q>“</q> Und er schloß sie in Seine<lb/> Arme, legte ihnen Seine Hände auf und segnete sie.“</q><lb/> Konnte Er auf eine rührendere Art Seine Liebe zu den<lb/> Kindern an den Tag legen? Aehnliche Züge Seiner Liebe<lb/> zu den Kindern erzählt das Evangelium auch au andern<lb/> Stellen. Und haben wir nicht Grund, anzunehmen, daß<lb/> Jesus die <hi rendition="#g">christlichen</hi> Kinder, welche nicht mehr wie die<lb/> jüdischen in der Erbsünde haften, welche als christliche<lb/> Kinder so innig mit Ihm verbunden sind, noch so viel mehr<lb/> liebe? Also, christlicher Vater. Ihm dem großen Freunde<lb/> deiner Kinder schließe dich innig an!</p></note> </head><lb/> <p rendition="#c">(Besonders bei der h. Messe, bei der h. Communion oder<lb/> sonst vor dem h. Sakramente.)</p> <p>O Jesus, wie groß war einst Deine Liebe zu<lb/> den Kindern! Sie ist es noch heut. Ja, Deine<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0187]
dennoch, wie warst Du gegen sie stets so nachsichtig,
so duldsam, so sanftmüthig und milde! Nie kam ein
unfreundliches, hartes, kränkendes Wort über Deine
Lippen. – O möchte ich Dir ähnlich sein im Ver-
halten gegen meine Kinder! Ich muß es, wenn ich
Dein Jünger sein und mein Heil wirken will. So
laß mich „von Dir lernen, sanftmüthig zu sein“.
Wenn sich bei den Unarten und Verkehrtheiten der
Kinder Unwillen, Zorn und Ungeduld in mir reget,
so hilf mir, diese Regungen zu beherrschen, auf daß
ich sie nicht in Wort und That an den Tag lege.
Halte mich aufrecht, daß ich ruhig und besonnen
bleibe, so oft ich meine Kinder rügen oder bestrafen
muß. Denn „der Zorn wirkt nicht, was vor Dir
gerecht ist“. Du sanftmüthigster Jesus, erbarme Dich
meiner! Amen. *) – Vater unser und Ave.
Gebet zu Jesus dem Kinderfreund. **)
(Besonders bei der h. Messe, bei der h. Communion oder
sonst vor dem h. Sakramente.)
O Jesus, wie groß war einst Deine Liebe zu
den Kindern! Sie ist es noch heut. Ja, Deine
*) Je mehr ein Vater zum Zorn geneigt ist, je leich-
ter er sich dazu hinreißen läßt, desto mehr muß er es an
jedem Morgen sich ernstlich vornehmen, auf seiner Hut
zu sein und zu kämpfen, desto inständiger muß er zum
Herrn um Beistand flehen, besonders Morgens und auch
sonst; um so den Zorn, dieses große Uebel bei einem Va-
ter, beherrschen zu lernen.
**) „Einmal“ so erzählt das h. Evangelium, „wur-
den“ (von den Müttern) „Kinder zu Jesus gebracht, daß
Er ihnen die Hände auflege und für sie bete. Die Jün-
ger aber“ (welche ihrem ohnehin belästigten Meister diese
neue Mühe ersparen wollten) „wiesen sie mit rauhen Wor-
ten ab. Da Jesus das bemerkte, legte Er ihnen seine
Mißbilligung an den Tag und sprach: „„Lasset die Kleinen
zu Mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn für
Solche ist das Himmelreich.““ Und er schloß sie in Seine
Arme, legte ihnen Seine Hände auf und segnete sie.“
Konnte Er auf eine rührendere Art Seine Liebe zu den
Kindern an den Tag legen? Aehnliche Züge Seiner Liebe
zu den Kindern erzählt das Evangelium auch au andern
Stellen. Und haben wir nicht Grund, anzunehmen, daß
Jesus die christlichen Kinder, welche nicht mehr wie die
jüdischen in der Erbsünde haften, welche als christliche
Kinder so innig mit Ihm verbunden sind, noch so viel mehr
liebe? Also, christlicher Vater. Ihm dem großen Freunde
deiner Kinder schließe dich innig an!
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