terschied aufzuheben, und ihre Gedanken und die Wirkungen ihres Willens für nichts als feine Be- wegungen und Figuren ihres Körpers zu erklä- ren! Nein das Wesen meines Geistes hat mit der Natur des Körpers nichts gemein; Vorstellun- gen, Empfindungen, Liebe, Haß, Furcht und Hoffnung, Neigungen, Wünsche und Entschlies- sungen sind keine Bewegungen und Figuren. Denn was ist jede Bewegung, als eine Ver- änderung der Lage und des Ortes? Was ist jede Figur als eine Fläche, die durch ver- schiedne Grenzen eingeschlossen wird. Kann ich ohne mich selbst der Ungereimtheit und Thor- heit beschuldigen zu müssen, die Gedanken von der Schönheit und Ordnung, von der Groß- muth und Dienstfertigkeit, von der Zeit, der Dauer, der Unsterblichkeit, für Grenzen gewis- ser Flächen, für eine Veränderung eines Ortes, oder für eine gewisse Lage und Form der Mate- rie halten, woraus mein Körper zusammengesezt ist? Jch bin also wesentlich von meinem Kör- per unterschieden; weder er noch irgend ein feiner Theil desselben kann meine Seele seyn. Er ist mit seiner ganzen künstlichen und wundervollen Einrichtung weiter nichts, als ein nützliches und unentbehrliches Werkzeug meiner Seele. Jch bin, und jeder Mensch ist ein Geist, welcher sei-
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terſchied aufzuheben, und ihre Gedanken und die Wirkungen ihres Willens für nichts als feine Be- wegungen und Figuren ihres Körpers zu erklä- ren! Nein das Weſen meines Geiſtes hat mit der Natur des Körpers nichts gemein; Vorſtellun- gen, Empfindungen, Liebe, Haß, Furcht und Hoffnung, Neigungen, Wünſche und Entſchlieſ- ſungen ſind keine Bewegungen und Figuren. Denn was iſt jede Bewegung, als eine Ver- änderung der Lage und des Ortes? Was iſt jede Figur als eine Fläche, die durch ver- ſchiedne Grenzen eingeſchloſſen wird. Kann ich ohne mich ſelbſt der Ungereimtheit und Thor- heit beſchuldigen zu müſſen, die Gedanken von der Schönheit und Ordnung, von der Groß- muth und Dienſtfertigkeit, von der Zeit, der Dauer, der Unſterblichkeit, für Grenzen gewiſ- ſer Flächen, für eine Veränderung eines Ortes, oder für eine gewiſſe Lage und Form der Mate- rie halten, woraus mein Körper zuſammengeſezt iſt? Jch bin alſo weſentlich von meinem Kör- per unterſchieden; weder er noch irgend ein feiner Theil deſſelben kann meine Seele ſeyn. Er iſt mit ſeiner ganzen künſtlichen und wundervollen Einrichtung weiter nichts, als ein nützliches und unentbehrliches Werkzeug meiner Seele. Jch bin, und jeder Menſch iſt ein Geiſt, welcher ſei-
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terſchied aufzuheben, und ihre Gedanken und die
Wirkungen ihres Willens für nichts als feine Be-
wegungen und Figuren ihres Körpers zu erklä-
ren! Nein das Weſen meines Geiſtes hat mit der
Natur des Körpers nichts gemein; Vorſtellun-
gen, Empfindungen, Liebe, Haß, Furcht und
Hoffnung, Neigungen, Wünſche und Entſchlieſ-
ſungen ſind keine Bewegungen und Figuren.
Denn was iſt jede Bewegung, als eine Ver-
änderung der Lage und des Ortes? Was
iſt jede Figur als eine Fläche, die durch ver-
ſchiedne Grenzen eingeſchloſſen wird. Kann ich
ohne mich ſelbſt der Ungereimtheit und Thor-
heit beſchuldigen zu müſſen, die Gedanken von
der Schönheit und Ordnung, von der Groß-
muth und Dienſtfertigkeit, von der Zeit, der
Dauer, der Unſterblichkeit, für Grenzen gewiſ-
ſer Flächen, für eine Veränderung eines Ortes,
oder für eine gewiſſe Lage und Form der Mate-
rie halten, woraus mein Körper zuſammengeſezt
iſt? Jch bin alſo weſentlich von meinem Kör-
per unterſchieden; weder er noch irgend ein feiner
Theil deſſelben kann meine Seele ſeyn. Er iſt
mit ſeiner ganzen künſtlichen und wundervollen
Einrichtung weiter nichts, als ein nützliches und
unentbehrliches Werkzeug meiner Seele. Jch
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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