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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

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Maschinen, die darinnen angebracht und alle nach
besondern Regeln ausgearbeitet sind, und so
mannichfaltige, so sehr von einander verschied-
ne Wirkungen hervorbringen, welche sich gleich-
wohl alle zur gemeinschaftlichen Erfüllung andrer
Endzwecke vereinigen! Was für Künste, wel-
che Werkzeuge zu tausend verschiednen Verrich-
tungen haben wohl die Menschen erfunden, de-
ren Regeln sie nicht aus der Einrichtung ih-
res Leibes lernen könnten! Welche Gesetze des
Zusammenhanges, der Absonderung, des Stos-
ses, der Schwere, des Gleichgewichtes und Dru-
ckes, und aller Arten von Bewegung können in
ihrem Körper beobachtet und entdeckt werden?
Und der Mensch sollte bey gesundem Verstande
nur einen Augenblick lang zweifeln können, daß
er seinem Körper nach, das Werk einer verstän-
digen Ursache sey, welches unzählbare weise und
vortreffliche Absichten durch die vollkommensten
und unfehlbarsten Mittel zu erreichen gewußt hat?

Das Leben, die mannichfaltigen Arten der
Empfindung, des Gefühls und der Bewegung,
welcher die Seele zum Gebrauche ihrer verschied-
nen Kräfte bedarf, sind, nebst der Fortpflanzung
des menschlichen Geschlechtes durch sich selbst, die
vornehmsten Endzwecke, worinnen das Daseyn

und

Maſchinen, die darinnen angebracht und alle nach
beſondern Regeln ausgearbeitet ſind, und ſo
mannichfaltige, ſo ſehr von einander verſchied-
ne Wirkungen hervorbringen, welche ſich gleich-
wohl alle zur gemeinſchaftlichen Erfüllung andrer
Endzwecke vereinigen! Was für Künſte, wel-
che Werkzeuge zu tauſend verſchiednen Verrich-
tungen haben wohl die Menſchen erfunden, de-
ren Regeln ſie nicht aus der Einrichtung ih-
res Leibes lernen könnten! Welche Geſetze des
Zuſammenhanges, der Abſonderung, des Stoſ-
ſes, der Schwere, des Gleichgewichtes und Dru-
ckes, und aller Arten von Bewegung können in
ihrem Körper beobachtet und entdeckt werden?
Und der Menſch ſollte bey geſundem Verſtande
nur einen Augenblick lang zweifeln können, daß
er ſeinem Körper nach, das Werk einer verſtän-
digen Urſache ſey, welches unzählbare weiſe und
vortreffliche Abſichten durch die vollkommenſten
und unfehlbarſten Mittel zu erreichen gewußt hat?

Das Leben, die mannichfaltigen Arten der
Empfindung, des Gefühls und der Bewegung,
welcher die Seele zum Gebrauche ihrer verſchied-
nen Kräfte bedarf, ſind, nebſt der Fortpflanzung
des menſchlichen Geſchlechtes durch ſich ſelbſt, die
vornehmſten Endzwecke, worinnen das Daſeyn

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[272/0286] Maſchinen, die darinnen angebracht und alle nach beſondern Regeln ausgearbeitet ſind, und ſo mannichfaltige, ſo ſehr von einander verſchied- ne Wirkungen hervorbringen, welche ſich gleich- wohl alle zur gemeinſchaftlichen Erfüllung andrer Endzwecke vereinigen! Was für Künſte, wel- che Werkzeuge zu tauſend verſchiednen Verrich- tungen haben wohl die Menſchen erfunden, de- ren Regeln ſie nicht aus der Einrichtung ih- res Leibes lernen könnten! Welche Geſetze des Zuſammenhanges, der Abſonderung, des Stoſ- ſes, der Schwere, des Gleichgewichtes und Dru- ckes, und aller Arten von Bewegung können in ihrem Körper beobachtet und entdeckt werden? Und der Menſch ſollte bey geſundem Verſtande nur einen Augenblick lang zweifeln können, daß er ſeinem Körper nach, das Werk einer verſtän- digen Urſache ſey, welches unzählbare weiſe und vortreffliche Abſichten durch die vollkommenſten und unfehlbarſten Mittel zu erreichen gewußt hat? Das Leben, die mannichfaltigen Arten der Empfindung, des Gefühls und der Bewegung, welcher die Seele zum Gebrauche ihrer verſchied- nen Kräfte bedarf, ſind, nebſt der Fortpflanzung des menſchlichen Geſchlechtes durch ſich ſelbſt, die vornehmſten Endzwecke, worinnen das Daſeyn und

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Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/286>, abgerufen am 26.06.2024.