Du bist in deiner Erkenntniß so unermeß- lich, und so unergründlich in deiner Weisheit, als in der grenzenlosen Dauer deines Wesens! Herr, mein Gott, dein Verstand ist unerforsch- lich; dein ist beyde Weisheit und Stärke. Du giebst den Weisen ihre Weisheit und den Verstän- digen den Verstand! Du offenbarest, was tief und verborgen ist; du erkennest, was in der Finsterniß liegt; denn bey dir ist eitel Licht. Auch die Finsterniß ist nicht finster bey dir und die Nacht leuchtet dir, wie der Tag. Was ist verborgner, als die Gedanken des Menschen? Was ist tiefer, als das Herz? Wer kann es ergründen? Aber du siehst von deinem Himmel auf alle Menschen und kennest alle ihre Werke; du kennest ihre Gedanken, noch ehe sie gebildet werden; du allein prüfest Herzen und Nieren. Du überschaust mit Einem Blicke das Ver- gangne, das Gegenwärtige, und das Zukünf- tige. Thoren sind es, die ihre Wege vor dir ver- bergen wollen, und sich einbilden können, daß der nicht sehe, der das Auge, und nicht höre, der das Ohr gepflanzt hat!
Und wie solltest du nicht alles wissen, der du Himmel und Erde mit deiner unermeßlichen Gegenwart erfüllest? Wo wir gehen oder liegen,
so
Du biſt in deiner Erkenntniß ſo unermeß- lich, und ſo unergründlich in deiner Weisheit, als in der grenzenloſen Dauer deines Weſens! Herr, mein Gott, dein Verſtand iſt unerforſch- lich; dein iſt beyde Weisheit und Stärke. Du giebſt den Weiſen ihre Weisheit und den Verſtän- digen den Verſtand! Du offenbareſt, was tief und verborgen iſt; du erkenneſt, was in der Finſterniß liegt; denn bey dir iſt eitel Licht. Auch die Finſterniß iſt nicht finſter bey dir und die Nacht leuchtet dir, wie der Tag. Was iſt verborgner, als die Gedanken des Menſchen? Was iſt tiefer, als das Herz? Wer kann es ergründen? Aber du ſiehſt von deinem Himmel auf alle Menſchen und kenneſt alle ihre Werke; du kenneſt ihre Gedanken, noch ehe ſie gebildet werden; du allein prüfeſt Herzen und Nieren. Du überſchauſt mit Einem Blicke das Ver- gangne, das Gegenwärtige, und das Zukünf- tige. Thoren ſind es, die ihre Wege vor dir ver- bergen wollen, und ſich einbilden können, daß der nicht ſehe, der das Auge, und nicht höre, der das Ohr gepflanzt hat!
Und wie ſollteſt du nicht alles wiſſen, der du Himmel und Erde mit deiner unermeßlichen Gegenwart erfülleſt? Wo wir gehen oder liegen,
ſo
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Du biſt in deiner Erkenntniß ſo unermeß-
lich, und ſo unergründlich in deiner Weisheit,
als in der grenzenloſen Dauer deines Weſens!
Herr, mein Gott, dein Verſtand iſt unerforſch-
lich; dein iſt beyde Weisheit und Stärke. Du
giebſt den Weiſen ihre Weisheit und den Verſtän-
digen den Verſtand! Du offenbareſt, was tief
und verborgen iſt; du erkenneſt, was in der
Finſterniß liegt; denn bey dir iſt eitel Licht.
Auch die Finſterniß iſt nicht finſter bey dir und
die Nacht leuchtet dir, wie der Tag. Was iſt
verborgner, als die Gedanken des Menſchen?
Was iſt tiefer, als das Herz? Wer kann es
ergründen? Aber du ſiehſt von deinem Himmel
auf alle Menſchen und kenneſt alle ihre Werke;
du kenneſt ihre Gedanken, noch ehe ſie gebildet
werden; du allein prüfeſt Herzen und Nieren.
Du überſchauſt mit Einem Blicke das Ver-
gangne, das Gegenwärtige, und das Zukünf-
tige. Thoren ſind es, die ihre Wege vor dir ver-
bergen wollen, und ſich einbilden können, daß
der nicht ſehe, der das Auge, und nicht höre, der
das Ohr gepflanzt hat!
Und wie ſollteſt du nicht alles wiſſen, der
du Himmel und Erde mit deiner unermeßlichen
Gegenwart erfülleſt? Wo wir gehen oder liegen,
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/22>, abgerufen am 18.12.2024.
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