ren gesammten Wirkungen und Veränderungen Verstand, Ueberlegung, Wahl und Klugheit äußere. Wenn ein Mensch im Ernste so verkehrt denken könnte: Wie zerrüttet müßte nicht sein Verstand seyn, welch ein Chaos verwirrter, grundloser, und sich selbst widersprechender Vor- stellungen und Gedanken?
Nein das ewige Wesen, welches alle Din- ge erschaffen hat, ist verständig, und wer kann mit seiner Vorstellung die Höhe seiner Weisheit erreichen? Welch ein Schauplatz der schönsten Harmonie und Ordnung sind nicht alle seine Werke, und welch ein weitläuftiger unermeßlicher Schauplatz! Die Anzahl der von einander ver- schiednen Körper ist so unaussprechlich; jeder hat sein Eignes; jeder seine besondern Kräfte, die oft wider die Kräfte des andern zu streiten scheinen. Die Luft andre Wirkungen; das Feuer hat an- dre Wirkungen; das Wasser hat andre Wir- kungen; ein Körper ist leicht, ein andrer schwer; einer hat diese, ein andrer eine andre Wirkung; alle durchkreuzen einander, ohne einander zu ver- wirren. Jedes Gestirne beschreibt in dem uner- meßlichen Raume des Himmels einen andern Kreis. Und dennoch ist im Ganzen keine Unord- nung; die Sonne sezt ihren Lauf ungehindert
und
ren geſammten Wirkungen und Veränderungen Verſtand, Ueberlegung, Wahl und Klugheit äußere. Wenn ein Menſch im Ernſte ſo verkehrt denken könnte: Wie zerrüttet müßte nicht ſein Verſtand ſeyn, welch ein Chaos verwirrter, grundloſer, und ſich ſelbſt widerſprechender Vor- ſtellungen und Gedanken?
Nein das ewige Weſen, welches alle Din- ge erſchaffen hat, iſt verſtändig, und wer kann mit ſeiner Vorſtellung die Höhe ſeiner Weisheit erreichen? Welch ein Schauplatz der ſchönſten Harmonie und Ordnung ſind nicht alle ſeine Werke, und welch ein weitläuftiger unermeßlicher Schauplatz! Die Anzahl der von einander ver- ſchiednen Körper iſt ſo unausſprechlich; jeder hat ſein Eignes; jeder ſeine beſondern Kräfte, die oft wider die Kräfte des andern zu ſtreiten ſcheinen. Die Luft andre Wirkungen; das Feuer hat an- dre Wirkungen; das Waſſer hat andre Wir- kungen; ein Körper iſt leicht, ein andrer ſchwer; einer hat dieſe, ein andrer eine andre Wirkung; alle durchkreuzen einander, ohne einander zu ver- wirren. Jedes Geſtirne beſchreibt in dem uner- meßlichen Raume des Himmels einen andern Kreis. Und dennoch iſt im Ganzen keine Unord- nung; die Sonne ſezt ihren Lauf ungehindert
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ren geſammten Wirkungen und Veränderungen
Verſtand, Ueberlegung, Wahl und Klugheit
äußere. Wenn ein Menſch im Ernſte ſo verkehrt
denken könnte: Wie zerrüttet müßte nicht ſein
Verſtand ſeyn, welch ein Chaos verwirrter,
grundloſer, und ſich ſelbſt widerſprechender Vor-
ſtellungen und Gedanken?
Nein das ewige Weſen, welches alle Din-
ge erſchaffen hat, iſt verſtändig, und wer kann
mit ſeiner Vorſtellung die Höhe ſeiner Weisheit
erreichen? Welch ein Schauplatz der ſchönſten
Harmonie und Ordnung ſind nicht alle ſeine
Werke, und welch ein weitläuftiger unermeßlicher
Schauplatz! Die Anzahl der von einander ver-
ſchiednen Körper iſt ſo unausſprechlich; jeder hat
ſein Eignes; jeder ſeine beſondern Kräfte, die oft
wider die Kräfte des andern zu ſtreiten ſcheinen.
Die Luft andre Wirkungen; das Feuer hat an-
dre Wirkungen; das Waſſer hat andre Wir-
kungen; ein Körper iſt leicht, ein andrer ſchwer;
einer hat dieſe, ein andrer eine andre Wirkung;
alle durchkreuzen einander, ohne einander zu ver-
wirren. Jedes Geſtirne beſchreibt in dem uner-
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Kreis. Und dennoch iſt im Ganzen keine Unord-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/208>, abgerufen am 21.11.2024.
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