Man darf nicht glauben, daß nur der große Haufe in der Religion so gar thöricht und unver- nünftig geworden wäre; man findet unter den größten Geistern des Heidenthums, unter ihren Poeten, und unter ihren Weltweisen keine bessern und anständigern Begriffe von der Gottheit. Was besonders die Dichter den Göttern zuschrei- ben, das läßt sich eben so gut nicht nur von den Menschen, sondern auch von den Allerniederträch- tigsten unter ihnen sagen. Wenn unter den Welt- weisen einige wenige würdiger von Gott dachten, so reichten ihre bessern Vorstellungen von ihm doch nicht an die Hoheit und Vollkommenheit derjeni- gen, die uns die Offenbarung von ihm giebt; überdieß ließen sie die Verehrer der Götzen in der Blindheit und Finsterniß, welche die Schande der menschlichen Bernunft ist. Jhre Meinun- gen von der Gottheit waren keine ihnen selbst ge- wisse Wahrheiten, wurden auch niemals eine öf- fentliche und allgemeine Lehre.
Wenn man also seine Augen nicht muth- willig vor der Wahrheit der Geschichte verschlies- sen will: so muß man gestehen, daß die Erleuch- tung und Bekehrung der abgöttischen Welt zur wahren Erkenntniß des einigen, höchsten, und unendlich vollkommnen Gottes Jesu Christo vor-
behal-
Man darf nicht glauben, daß nur der große Haufe in der Religion ſo gar thöricht und unver- nünftig geworden wäre; man findet unter den größten Geiſtern des Heidenthums, unter ihren Poeten, und unter ihren Weltweiſen keine beſſern und anſtändigern Begriffe von der Gottheit. Was beſonders die Dichter den Göttern zuſchrei- ben, das läßt ſich eben ſo gut nicht nur von den Menſchen, ſondern auch von den Allerniederträch- tigſten unter ihnen ſagen. Wenn unter den Welt- weiſen einige wenige würdiger von Gott dachten, ſo reichten ihre beſſern Vorſtellungen von ihm doch nicht an die Hoheit und Vollkommenheit derjeni- gen, die uns die Offenbarung von ihm giebt; überdieß ließen ſie die Verehrer der Götzen in der Blindheit und Finſterniß, welche die Schande der menſchlichen Bernunft iſt. Jhre Meinun- gen von der Gottheit waren keine ihnen ſelbſt ge- wiſſe Wahrheiten, wurden auch niemals eine öf- fentliche und allgemeine Lehre.
Wenn man alſo ſeine Augen nicht muth- willig vor der Wahrheit der Geſchichte verſchlieſ- ſen will: ſo muß man geſtehen, daß die Erleuch- tung und Bekehrung der abgöttiſchen Welt zur wahren Erkenntniß des einigen, höchſten, und unendlich vollkommnen Gottes Jeſu Chriſto vor-
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Man darf nicht glauben, daß nur der große
Haufe in der Religion ſo gar thöricht und unver-
nünftig geworden wäre; man findet unter den
größten Geiſtern des Heidenthums, unter ihren
Poeten, und unter ihren Weltweiſen keine beſſern
und anſtändigern Begriffe von der Gottheit.
Was beſonders die Dichter den Göttern zuſchrei-
ben, das läßt ſich eben ſo gut nicht nur von den
Menſchen, ſondern auch von den Allerniederträch-
tigſten unter ihnen ſagen. Wenn unter den Welt-
weiſen einige wenige würdiger von Gott dachten,
ſo reichten ihre beſſern Vorſtellungen von ihm doch
nicht an die Hoheit und Vollkommenheit derjeni-
gen, die uns die Offenbarung von ihm giebt;
überdieß ließen ſie die Verehrer der Götzen in der
Blindheit und Finſterniß, welche die Schande
der menſchlichen Bernunft iſt. Jhre Meinun-
gen von der Gottheit waren keine ihnen ſelbſt ge-
wiſſe Wahrheiten, wurden auch niemals eine öf-
fentliche und allgemeine Lehre.
Wenn man alſo ſeine Augen nicht muth-
willig vor der Wahrheit der Geſchichte verſchlieſ-
ſen will: ſo muß man geſtehen, daß die Erleuch-
tung und Bekehrung der abgöttiſchen Welt zur
wahren Erkenntniß des einigen, höchſten, und
unendlich vollkommnen Gottes Jeſu Chriſto vor-
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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