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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

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Netzw Neunau
Drat gebundenes, und an dem
Spinnrad hangendes, mit Wasser
angefeuchtetes Stücklein Schwamm
wormit das Weibesvolck an statt
des Leckens bey dem Spinnen den
Faden anzufeuchten pfleget.

Netzwürstlein. Siehe, Fri-
candelle,
oder Netz-
Würst lein.
Neueu,

Magdalena, sonst Frau von Ro-
ches
genannt, von Poictiers aus
Franckreich, soll nach des Scaevolae
Samartani
Zeugniß eine sehr gelehr-
te Dame um das 16. Seculum, ge-
wesen seyn, derer Wohnung die ge-
lehrtesten Männer als eine Acade-
mie
besucher haben. Sie hat eini-
ge Schrifften so wohl in gebunde-
ner als ungebundener Rede verfer-
tiget, und starb mit ihrer gleichfalls
gelehrten Tochter Catharina von
Roches an der Pest. Pasch. in
Gynaeceo Docto. p.
49.

Neumannin,

Des Appellation- Raths D
Neumanns in Prag gelehrte Ge-
mahlin so nicht nur Lateinisch,
Frantzöisch, Italiänisch und Böh-
misch vollkommen verstehet, son-
dern auch in der Poesie und andern
schönen Künsten und Wissenschaff-
ten trefflich gelehrt ist.

Neun-Augen,

Sollen eine Art von Lampreten
seyn, daher sie etliche Muraenulas,
andere aber Mustelas Oculatas nen-
nen, von denen 9. schwartzen
Pünctlein, die fast wie kleine Au-
gen sehensollen. Insgemein heis-
[Spaltenumbruch]

Neunaugen
sen sie marinirte Brücken, davon
oben nach zuschlagen. Sonst rüh-
mer Colerus diesen Fisch gewaltig,
und schreibet, es sey ein Herrnsisch,
der einen guten Geschmack habe,
und sehr anmuthig zu essen sey. Sie
werden auf mancherley Art zube-
reitet, davon folgende die besten
1) Neunaugen zu schleimen; 2)
Neunaugen gesotten; 3) Neun-
augen gebraten; 4) Neunaugen
mariniret.

Neunaugen zu schleimen,

Thut die Neunaugen in einen
Kessel, giesset siedend Wasser drauf
und durcharbeitet sie mit einem neu-
en Besem daß es recht schäumet, so
wird sich die schlierichte Haut alle
herunter lassen, leget sie darnach in
ein rein Wasser, alsdenn sind sie ge-
schleimt, und können wie folgende
zugerichtet werden.

Neunaugen gesotten,

Wenn sie geschleimet worden, so
reisset sie als einen Aal, nur daß ihr
sie nicht zerstücket, waschet sie aus,
und giesset Eßig drauf. Darnach
schüttet ineinen Fisch-Kessel Was-
ser, Wein und Eßig, saltzet solches,
doch nicht so starck als einen Karpf-
fen, werffet Zwiebeln, Citronscha-
len und Lorbeer-Blätter darzu,
und so bald es kochet, so leget die
Neunaugen drein und lasset sie
auch kochen. Weil aber diese Fi-
sche nicht gerne weich werden, müs-
set ihr ein Stückgen Butter eines
Tauben-Eyes groß, darzu werffen,
und wenn sie genug gesotten haben,
könnet ihr sie vom Feuer nehmen,
ein wenig kaltes Wasser drauf
sprengen, und einen Bogen Pa-

pier

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Netzw Neunau
Drat gebundenes, und an dem
Spinnrad hangendes, mit Waſſer
angefeuchtetes Stuͤcklein Schwam̃
wormit das Weibesvolck an ſtatt
des Leckens bey dem Spinnen den
Faden anzufeuchten pfleget.

Netzwuͤrſtlein. Siehe, Fri-
candelle,
oder Netz-
Wuͤrſt lein.
Neueu,

Magdalena, ſonſt Frau von Ro-
ches
genannt, von Poictiers aus
Franckreich, ſoll nach des Scævolæ
Samartani
Zeugniß eine ſehr gelehr-
te Dame um das 16. Seculum, ge-
weſen ſeyn, derer Wohnung die ge-
lehrteſten Maͤnner als eine Acade-
mie
beſucher haben. Sie hat eini-
ge Schrifften ſo wohl in gebunde-
ner als ungebundener Rede verfer-
tiget, und ſtarb mit ihrer gleichfalls
gelehrten Tochter Catharina von
Roches an der Peſt. Paſch. in
Gynæceo Docto. p.
49.

Neumannin,

Des Appellation- Raths D
Neumanns in Prag gelehrte Ge-
mahlin ſo nicht nur Lateiniſch,
Frantzoͤiſch, Italiaͤniſch und Boͤh-
miſch vollkommen verſtehet, ſon-
dern auch in der Poeſie und andern
ſchoͤnen Kuͤnſten und Wiſſenſchaff-
ten trefflich gelehrt iſt.

Neun-Augen,

Sollen eine Art von Lampreten
ſeyn, daher ſie etliche Murænulas,
andere aber Muſtelas Oculatas nen-
nen, von denen 9. ſchwartzen
Puͤnctlein, die faſt wie kleine Au-
gen ſehenſollen. Insgemein heiſ-
[Spaltenumbruch]

Neunaugen
ſen ſie marinirte Bruͤcken, davon
oben nach zuſchlagen. Sonſt ruͤh-
mer Colerus dieſen Fiſch gewaltig,
und ſchreibet, es ſey ein Herrnſiſch,
der einen guten Geſchmack habe,
und ſehr anmuthig zu eſſen ſey. Sie
werden auf mancherley Art zube-
reitet, davon folgende die beſten
1) Neunaugen zu ſchleimen; 2)
Neunaugen geſotten; 3) Neun-
augen gebraten; 4) Neunaugen
mariniret.

Neunaugen zu ſchleimen,

Thut die Neunaugen in einen
Keſſel, gieſſet ſiedend Waſſer drauf
uñ durcharbeitet ſie mit einem neu-
en Beſem daß es recht ſchaͤumet, ſo
wird ſich die ſchlierichte Haut alle
herunter laſſen, leget ſie darnach in
ein rein Waſſer, alsdenn ſind ſie ge-
ſchleimt, und koͤnnen wie folgende
zugerichtet werden.

Neunaugen geſotten,

Wenn ſie geſchleimet worden, ſo
reiſſet ſie als einen Aal, nur daß ihr
ſie nicht zerſtuͤcket, waſchet ſie aus,
und gieſſet Eßig drauf. Darnach
ſchuͤttet ineinen Fiſch-Keſſel Waſ-
ſer, Wein und Eßig, ſaltzet ſolches,
doch nicht ſo ſtarck als einen Karpf-
fen, werffet Zwiebeln, Citronſcha-
len und Lorbeer-Blaͤtter darzu,
und ſo bald es kochet, ſo leget die
Neunaugen drein und laſſet ſie
auch kochen. Weil aber dieſe Fi-
ſche nicht gerne weich werden, muͤſ-
ſet ihr ein Stuͤckgen Butter eines
Tauben-Eyes groß, darzu werffen,
und wenn ſie genug geſotten haben,
koͤnnet ihr ſie vom Feuer nehmen,
ein wenig kaltes Waſſer drauf
ſprengen, und einen Bogen Pa-

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[0686] Netzw Neunau Neunaugen Drat gebundenes, und an dem Spinnrad hangendes, mit Waſſer angefeuchtetes Stuͤcklein Schwam̃ wormit das Weibesvolck an ſtatt des Leckens bey dem Spinnen den Faden anzufeuchten pfleget. Netzwuͤrſtlein. Siehe, Fri- candelle, oder Netz- Wuͤrſt lein. Neueu, Magdalena, ſonſt Frau von Ro- ches genannt, von Poictiers aus Franckreich, ſoll nach des Scævolæ Samartani Zeugniß eine ſehr gelehr- te Dame um das 16. Seculum, ge- weſen ſeyn, derer Wohnung die ge- lehrteſten Maͤnner als eine Acade- mie beſucher haben. Sie hat eini- ge Schrifften ſo wohl in gebunde- ner als ungebundener Rede verfer- tiget, und ſtarb mit ihrer gleichfalls gelehrten Tochter Catharina von Roches an der Peſt. Paſch. in Gynæceo Docto. p. 49. Neumannin, Des Appellation- Raths D Neumanns in Prag gelehrte Ge- mahlin ſo nicht nur Lateiniſch, Frantzoͤiſch, Italiaͤniſch und Boͤh- miſch vollkommen verſtehet, ſon- dern auch in der Poeſie und andern ſchoͤnen Kuͤnſten und Wiſſenſchaff- ten trefflich gelehrt iſt. Neun-Augen, Sollen eine Art von Lampreten ſeyn, daher ſie etliche Murænulas, andere aber Muſtelas Oculatas nen- nen, von denen 9. ſchwartzen Puͤnctlein, die faſt wie kleine Au- gen ſehenſollen. Insgemein heiſ- ſen ſie marinirte Bruͤcken, davon oben nach zuſchlagen. Sonſt ruͤh- mer Colerus dieſen Fiſch gewaltig, und ſchreibet, es ſey ein Herrnſiſch, der einen guten Geſchmack habe, und ſehr anmuthig zu eſſen ſey. Sie werden auf mancherley Art zube- reitet, davon folgende die beſten 1) Neunaugen zu ſchleimen; 2) Neunaugen geſotten; 3) Neun- augen gebraten; 4) Neunaugen mariniret. Neunaugen zu ſchleimen, Thut die Neunaugen in einen Keſſel, gieſſet ſiedend Waſſer drauf uñ durcharbeitet ſie mit einem neu- en Beſem daß es recht ſchaͤumet, ſo wird ſich die ſchlierichte Haut alle herunter laſſen, leget ſie darnach in ein rein Waſſer, alsdenn ſind ſie ge- ſchleimt, und koͤnnen wie folgende zugerichtet werden. Neunaugen geſotten, Wenn ſie geſchleimet worden, ſo reiſſet ſie als einen Aal, nur daß ihr ſie nicht zerſtuͤcket, waſchet ſie aus, und gieſſet Eßig drauf. Darnach ſchuͤttet ineinen Fiſch-Keſſel Waſ- ſer, Wein und Eßig, ſaltzet ſolches, doch nicht ſo ſtarck als einen Karpf- fen, werffet Zwiebeln, Citronſcha- len und Lorbeer-Blaͤtter darzu, und ſo bald es kochet, ſo leget die Neunaugen drein und laſſet ſie auch kochen. Weil aber dieſe Fi- ſche nicht gerne weich werden, muͤſ- ſet ihr ein Stuͤckgen Butter eines Tauben-Eyes groß, darzu werffen, und wenn ſie genug geſotten haben, koͤnnet ihr ſie vom Feuer nehmen, ein wenig kaltes Waſſer drauf ſprengen, und einen Bogen Pa- pier

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Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/686>, abgerufen am 24.11.2024.