Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.Vorrede. durch ihre unartige Auffführung allzube-kannt gemacht, und mit ihren Ketzerischen Schwärmerischen, Zauberischen, Qväcke- rischen, Sectirischen und begeisterten Wesen zum Spott und Schauspiel aller Welt dargestellet. Denn, gleichwie der helle und silberreine Mond an seinem herrlichen Glantz und Schein zur Nachtzeit nicht ver- hindert noch dadurch verdunckelt wird, ob er gleich die in denen Sümpffen hin und wie- der herum vagirenden Irrlichter neben sich ersehen muß, so können auch dergleichen be- fleckte und tadelns-würdige Weibesbilder, welchen man in diesem Buche als in einem allgemeinen Frauenzimmer Lexico noth- wendig einen Platz mit gönnen müssen, dero allerseits Tugendschimmer gar nichts ent- ziehen, vielweniger dem edlen Nahmen des Frauenzimmers einige Schandflecken an- spritzen. Die Muschel behält doch ihre rei- ne Perl in dem Meere, obgleich ein hetzliches See-Monster um selbige herum streichet, und dem weissen Schwan kan die Zierde und Schönheit auff den Teichen nicht entge- hen, wann schon ein stinckender Wiedehopf- fe
Vorrede. durch ihre unartige Aufffuͤhrung allzube-kannt gemacht, und mit ihren Ketzeriſchen Schwaͤrmeriſchen, Zauberiſchen, Qvaͤcke- riſchen, Sectiriſchen und begeiſterten Weſen zum Spott und Schauſpiel aller Welt dargeſtellet. Denn, gleichwie der helle und ſilberreine Mond an ſeinem herrlichen Glantz und Schein zur Nachtzeit nicht ver- hindert noch dadurch verdunckelt wird, ob er gleich die in denen Suͤmpffen hin und wie- der herum vagirenden Irrlichter neben ſich erſehen muß, ſo koͤnnen auch dergleichen be- fleckte und tadelns-wuͤrdige Weibesbilder, welchen man in dieſem Buche als in einem allgemeinen Frauenzimmer Lexico noth- wendig einen Platz mit goͤnnen muͤſſen, dero allerſeits Tugendſchimmer gar nichts ent- ziehen, vielweniger dem edlen Nahmen des Frauenzimmers einige Schandflecken an- ſpritzen. Die Muſchel behaͤlt doch ihre rei- ne Perl in dem Meere, obgleich ein hetzliches See-Monſter um ſelbige herum ſtreichet, und dem weiſſen Schwan kan die Zierde und Schoͤnheit auff den Teichen nicht entge- hen, wann ſchon ein ſtinckender Wiedehopf- fe
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Vorrede.
durch ihre unartige Aufffuͤhrung allzube-
kannt gemacht, und mit ihren Ketzeriſchen
Schwaͤrmeriſchen, Zauberiſchen, Qvaͤcke-
riſchen, Sectiriſchen und begeiſterten Weſen
zum Spott und Schauſpiel aller Welt
dargeſtellet. Denn, gleichwie der helle und
ſilberreine Mond an ſeinem herrlichen
Glantz und Schein zur Nachtzeit nicht ver-
hindert noch dadurch verdunckelt wird, ob
er gleich die in denen Suͤmpffen hin und wie-
der herum vagirenden Irrlichter neben ſich
erſehen muß, ſo koͤnnen auch dergleichen be-
fleckte und tadelns-wuͤrdige Weibesbilder,
welchen man in dieſem Buche als in einem
allgemeinen Frauenzimmer Lexico noth-
wendig einen Platz mit goͤnnen muͤſſen, dero
allerſeits Tugendſchimmer gar nichts ent-
ziehen, vielweniger dem edlen Nahmen des
Frauenzimmers einige Schandflecken an-
ſpritzen. Die Muſchel behaͤlt doch ihre rei-
ne Perl in dem Meere, obgleich ein hetzliches
See-Monſter um ſelbige herum ſtreichet,
und dem weiſſen Schwan kan die Zierde
und Schoͤnheit auff den Teichen nicht entge-
hen, wann ſchon ein ſtinckender Wiedehopf-
fe
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Zitationshilfe: | Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/20>, abgerufen am 28.07.2024. |