Ist ein gottloses und sündliches Verbrechen derer Huren, und an- derer liederlichen Vetteln, so ihre neugebohrnen Kindlein heimlich wegsetzen. Wann das Kind noch lebendig und unbeschadet gefunden wird, und man aus denen Umstän- den der Mutter Borsatz das Kind nicht zu tödten oder augenschein- lich verderben zu lassen, ersehen kan, wird sie nach denen Säch- sischen Churfl. Rechten mit Ge- fängnüß oder Landes-Verweisung abgestraffet, ist das Kind aber Zeit währender solcher heiml. Wegse- tzung gestorben, wird die Mutter gleich einer andern Kinder-Mör- derin am Leben gestraffet.
Wegewarten. siehe. Cicori.
Wehe-Frau. siehe. Kinder- Mutter.
Wehe-Mutter. siehe. Kin- der-Mutter.
Wehethun der kleinen Kin- der,
Ist eine Extension und Ausdeh- nung einiger Musculn und Flech- sen, so von einer hefftigen Bewe- gung und Verruckung herrühret, weßwegen die Mütter selbige bey solchen Fällen zu ziehen pflegen. Siehe Ziehen kleine Kinder.
Weib. siehe. Frau.
Weiber-Garnison,
In der Haupt-Stadt und Käy- serlichen Residentz Monomotapa [Spaltenumbruch]
Weiber
in Aethiopien, ist die Stadt-Gar- nison von eitel Weibern bestellet worden.
Weiber-Lehn, Kunckel- Lehn, oder, Schlair- Lehn,
Heisset ein solches Lehn, wormit die weiblichen Personen auch be- lehnet werden, und in selbiges suc- cediren können. Vid. Myler. de Princip. & Stat. Imp. c. 24.
Weiber-Regiment,
Ist eine von denen herrschsüch- tigen und hochmüthigen Weibern wider die göttlichen Rechte Ge- nes. III. v. 16. 1. Cor. II. v. 3. und den Wohlstand angemaßte Herr- schafft über ihre Männer. Der- gleichen herrschsüchtiges und un- gehorsames Weib war dort des Königs Ahasveri Gemahlin die Vasti, um deren Willen er auch nach ihrer Verstossung ein Köni- glich Gebot im gantzen Reich aus- schreiben ließ, daß alle Weiber ihre Männer in Ehren halten, und ein jeglicher Mann der Oberherr in seinem Hause seyn solte. Esther. I. v. 19. & 22. bey denen alten Völ- ckern hatten die Männer gar die Gewalt über ihrer Weiber Leib und Leben. Jul. Caes. l. 6. Tacit. An- nal. Lib. II. Tiraquell. ad LL. Con- nub gl. 1. part. 1. 31. 73. Der- gleichen herrschsüchtige Weiber, so dem Mann die Hosen nehmen, ha- ben es vielleicht von der Xantippe erlernet, als welche ihrem Mann dem Socrates öffters seine Kleider nahm, selbige anzog, und darinnen öffentlich ausgieng, damit indessen ihr armer Mann genöthiget ward,
bey
[Spaltenumbruch]
Wegſe Weiber
Wegſetzen Kinder,
Iſt ein gottloſes und ſuͤndliches Verbrechen derer Huren, und an- derer liederlichen Vetteln, ſo ihre neugebohrnen Kindlein heimlich wegſetzen. Wann das Kind noch lebendig und unbeſchadet gefunden wird, und man aus denen Umſtaͤn- den der Mutter Borſatz das Kind nicht zu toͤdten oder augenſchein- lich verderben zu laſſen, erſehen kan, wird ſie nach denen Saͤch- ſiſchen Churfl. Rechten mit Ge- faͤngnuͤß oder Landes-Verweiſung abgeſtraffet, iſt das Kind aber Zeit waͤhrender ſolcher heiml. Wegſe- tzung geſtorben, wird die Mutter gleich einer andern Kinder-Moͤr- derin am Leben geſtraffet.
Wegewarten. ſiehe. Cicori.
Wehe-Frau. ſiehe. Kinder- Mutter.
Wehe-Mutter. ſiehe. Kin- der-Mutter.
Wehethun der kleinen Kin- der,
Iſt eine Extenſion und Ausdeh- nung einiger Muſculn und Flech- ſen, ſo von einer hefftigen Bewe- gung und Verruckung herruͤhret, weßwegen die Muͤtter ſelbige bey ſolchen Faͤllen zu ziehen pflegen. Siehe Ziehen kleine Kinder.
Weib. ſiehe. Frau.
Weiber-Garniſon,
In der Haupt-Stadt und Kaͤy- ſerlichen Reſidentz Monomotapa [Spaltenumbruch]
Weiber
in Aethiopien, iſt die Stadt-Gar- niſon von eitel Weibern beſtellet worden.
Weiber-Lehn, Kunckel- Lehn, oder, Schlair- Lehn,
Heiſſet ein ſolches Lehn, wormit die weiblichen Perſonen auch be- lehnet werden, und in ſelbiges ſuc- cediren koͤnnen. Vid. Myler. de Princip. & Stat. Imp. c. 24.
Weiber-Regiment,
Iſt eine von denen herrſchſuͤch- tigen und hochmuͤthigen Weibern wider die goͤttlichen Rechte Ge- neſ. III. v. 16. 1. Cor. II. v. 3. und den Wohlſtand angemaßte Herr- ſchafft uͤber ihre Maͤnner. Der- gleichen herrſchſuͤchtiges und un- gehorſames Weib war dort des Koͤnigs Ahasveri Gemahlin die Vaſti, um deren Willen er auch nach ihrer Verſtoſſung ein Koͤni- glich Gebot im gantzen Reich aus- ſchreiben ließ, daß alle Weiber ihre Maͤnner in Ehren halten, und ein jeglicher Mann der Oberherr in ſeinem Hauſe ſeyn ſolte. Eſther. I. v. 19. & 22. bey denen alten Voͤl- ckern hatten die Maͤnner gar die Gewalt uͤber ihrer Weiber Leib und Leben. Jul. Cæſ. l. 6. Tacit. An- nal. Lib. II. Tiraquell. ad LL. Con- nub gl. 1. part. 1. 31. 73. Der- gleichen herrſchſuͤchtige Weiber, ſo dem Mann die Hoſen nehmen, ha- ben es vielleicht von der Xantippe erlernet, als welche ihrem Mann dem Socrates oͤffters ſeine Kleider nahm, ſelbige anzog, und darinnen oͤffentlich ausgieng, damit indeſſen ihr armer Mann genoͤthiget ward,
bey
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1076"/><cbn="2107"/></div><lb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Wegſe Weiber</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wegſetzen Kinder,</hi></head><lb/><p>Iſt ein gottloſes und ſuͤndliches<lb/>
Verbrechen derer Huren, und an-<lb/>
derer liederlichen Vetteln, ſo ihre<lb/>
neugebohrnen Kindlein heimlich<lb/>
wegſetzen. Wann das Kind noch<lb/>
lebendig und unbeſchadet gefunden<lb/>
wird, und man aus denen Umſtaͤn-<lb/>
den der Mutter Borſatz das Kind<lb/>
nicht zu toͤdten oder augenſchein-<lb/>
lich verderben zu laſſen, erſehen<lb/>
kan, wird ſie nach denen Saͤch-<lb/>ſiſchen Churfl. Rechten mit Ge-<lb/>
faͤngnuͤß oder Landes-Verweiſung<lb/>
abgeſtraffet, iſt das Kind aber Zeit<lb/>
waͤhrender ſolcher heiml. Wegſe-<lb/>
tzung geſtorben, wird die Mutter<lb/>
gleich einer andern Kinder-Moͤr-<lb/>
derin am Leben geſtraffet.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wegewarten.</hi>ſiehe. <hirendition="#aq">Cicori.</hi></head></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wehe-Frau. ſiehe. Kinder-<lb/>
Mutter.</hi></head></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wehe-Mutter. ſiehe. Kin-<lb/>
der-Mutter.</hi></head></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wehethun der kleinen Kin-<lb/>
der,</hi></head><lb/><p>Iſt eine <hirendition="#aq">Extenſion</hi> und Ausdeh-<lb/>
nung einiger <hirendition="#aq">Muſculn</hi> und Flech-<lb/>ſen, ſo von einer hefftigen Bewe-<lb/>
gung und Verruckung herruͤhret,<lb/>
weßwegen die Muͤtter ſelbige bey<lb/>ſolchen Faͤllen zu ziehen pflegen.<lb/>
Siehe <hirendition="#fr">Ziehen kleine Kinder.</hi></p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Weib. ſiehe. Frau.</hi></head></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Weiber</hi>-<hirendition="#aq">Garniſon,</hi></head><lb/><p>In der Haupt-Stadt und Kaͤy-<lb/>ſerlichen Reſidentz <hirendition="#aq">Monomotapa</hi><lb/><cbn="2108"/><lb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Weiber</hi></fw><lb/>
in Aethiopien, iſt die Stadt-<hirendition="#aq">Gar-<lb/>
niſon</hi> von eitel Weibern beſtellet<lb/>
worden.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Weiber-Lehn, Kunckel-<lb/>
Lehn, oder, Schlair-<lb/>
Lehn,</hi></head><lb/><p>Heiſſet ein ſolches Lehn, wormit<lb/>
die weiblichen Perſonen auch be-<lb/>
lehnet werden, und in ſelbiges <hirendition="#aq">ſuc-<lb/>
cediren</hi> koͤnnen. <hirendition="#aq">Vid. Myler. de<lb/>
Princip. & Stat. Imp. c.</hi> 24.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Weiber-Regiment,</hi></head><lb/><p>Iſt eine von denen herrſchſuͤch-<lb/>
tigen und hochmuͤthigen Weibern<lb/>
wider die goͤttlichen Rechte <hirendition="#aq">Ge-<lb/>
neſ. III. v. 16. 1. Cor. II. v.</hi> 3. und<lb/>
den Wohlſtand angemaßte Herr-<lb/>ſchafft uͤber ihre Maͤnner. Der-<lb/>
gleichen herrſchſuͤchtiges und un-<lb/>
gehorſames Weib war dort des<lb/>
Koͤnigs Ahasveri Gemahlin die<lb/><hirendition="#aq">Vaſti,</hi> um deren Willen er auch<lb/>
nach ihrer Verſtoſſung ein Koͤni-<lb/>
glich Gebot im gantzen Reich aus-<lb/>ſchreiben ließ, daß alle Weiber ihre<lb/>
Maͤnner in Ehren halten, und ein<lb/>
jeglicher Mann der Oberherr in<lb/>ſeinem Hauſe ſeyn ſolte. <hirendition="#aq">Eſther. I.<lb/>
v.</hi> 19. & 22. bey denen alten Voͤl-<lb/>
ckern hatten die Maͤnner gar die<lb/>
Gewalt uͤber ihrer Weiber Leib<lb/>
und Leben. <hirendition="#aq">Jul. Cæſ. l. 6. Tacit. An-<lb/>
nal. Lib. II. Tiraquell. ad LL. Con-<lb/>
nub gl. 1. part.</hi> 1. 31. 73. Der-<lb/>
gleichen herrſchſuͤchtige Weiber, ſo<lb/>
dem Mann die Hoſen nehmen, ha-<lb/>
ben es vielleicht von der <hirendition="#aq">Xantippe</hi><lb/>
erlernet, als welche ihrem Mann<lb/>
dem <hirendition="#aq">Socrates</hi> oͤffters ſeine Kleider<lb/>
nahm, ſelbige anzog, und darinnen<lb/>
oͤffentlich ausgieng, damit indeſſen<lb/>
ihr armer Mann genoͤthiget ward,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bey</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1076]
Wegſe Weiber
Weiber
Wegſetzen Kinder,
Iſt ein gottloſes und ſuͤndliches
Verbrechen derer Huren, und an-
derer liederlichen Vetteln, ſo ihre
neugebohrnen Kindlein heimlich
wegſetzen. Wann das Kind noch
lebendig und unbeſchadet gefunden
wird, und man aus denen Umſtaͤn-
den der Mutter Borſatz das Kind
nicht zu toͤdten oder augenſchein-
lich verderben zu laſſen, erſehen
kan, wird ſie nach denen Saͤch-
ſiſchen Churfl. Rechten mit Ge-
faͤngnuͤß oder Landes-Verweiſung
abgeſtraffet, iſt das Kind aber Zeit
waͤhrender ſolcher heiml. Wegſe-
tzung geſtorben, wird die Mutter
gleich einer andern Kinder-Moͤr-
derin am Leben geſtraffet.
Wegewarten. ſiehe. Cicori.
Wehe-Frau. ſiehe. Kinder-
Mutter.
Wehe-Mutter. ſiehe. Kin-
der-Mutter.
Wehethun der kleinen Kin-
der,
Iſt eine Extenſion und Ausdeh-
nung einiger Muſculn und Flech-
ſen, ſo von einer hefftigen Bewe-
gung und Verruckung herruͤhret,
weßwegen die Muͤtter ſelbige bey
ſolchen Faͤllen zu ziehen pflegen.
Siehe Ziehen kleine Kinder.
Weib. ſiehe. Frau.
Weiber-Garniſon,
In der Haupt-Stadt und Kaͤy-
ſerlichen Reſidentz Monomotapa
in Aethiopien, iſt die Stadt-Gar-
niſon von eitel Weibern beſtellet
worden.
Weiber-Lehn, Kunckel-
Lehn, oder, Schlair-
Lehn,
Heiſſet ein ſolches Lehn, wormit
die weiblichen Perſonen auch be-
lehnet werden, und in ſelbiges ſuc-
cediren koͤnnen. Vid. Myler. de
Princip. & Stat. Imp. c. 24.
Weiber-Regiment,
Iſt eine von denen herrſchſuͤch-
tigen und hochmuͤthigen Weibern
wider die goͤttlichen Rechte Ge-
neſ. III. v. 16. 1. Cor. II. v. 3. und
den Wohlſtand angemaßte Herr-
ſchafft uͤber ihre Maͤnner. Der-
gleichen herrſchſuͤchtiges und un-
gehorſames Weib war dort des
Koͤnigs Ahasveri Gemahlin die
Vaſti, um deren Willen er auch
nach ihrer Verſtoſſung ein Koͤni-
glich Gebot im gantzen Reich aus-
ſchreiben ließ, daß alle Weiber ihre
Maͤnner in Ehren halten, und ein
jeglicher Mann der Oberherr in
ſeinem Hauſe ſeyn ſolte. Eſther. I.
v. 19. & 22. bey denen alten Voͤl-
ckern hatten die Maͤnner gar die
Gewalt uͤber ihrer Weiber Leib
und Leben. Jul. Cæſ. l. 6. Tacit. An-
nal. Lib. II. Tiraquell. ad LL. Con-
nub gl. 1. part. 1. 31. 73. Der-
gleichen herrſchſuͤchtige Weiber, ſo
dem Mann die Hoſen nehmen, ha-
ben es vielleicht von der Xantippe
erlernet, als welche ihrem Mann
dem Socrates oͤffters ſeine Kleider
nahm, ſelbige anzog, und darinnen
oͤffentlich ausgieng, damit indeſſen
ihr armer Mann genoͤthiget ward,
bey
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1076>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.