Adam schrieb an, dann mischte er die Karten. "Sie langweilen sich gewiß recht, gnädige Frau --" fragte er zu Lydia hinüber. Frau Lange hatte sich einen Fauteuil in die Nähe des Ofens gerückt.
"Langweilen -- warum, Herr Doctor --? Eine Cigarette ist eine vorzügliche Gesellschafterin. Uebrigens -- Scat mußt Du mir doch noch bei- bringen, lieber Cousin! Wenn Ihr Männer so ver- sessen darauf sein könnt, muß das Spiel doch etwas .. Anziehendes, etwas Pikantes haben ..."
"Gewiß hat es das!" versicherte Herr Oettinger eilfertig. "Vielleicht dürfen wir Sie, gnädige Frau, schon heute Abend in unsere köstlichen Geheimnisse einweihen --?"
"Na! na!" wehrte Herr Quöck erschreckt ab. Der Herr Referendar war doch etwas zu galant! Sie hatten kaum angefangen zu spielen -- und nun womöglich erst wieder das umständliche Dociren -- die langwierige Erklärung -- und nachher dann noch die ersten stümperhaften Spielversuche Lydias mitaus- halten müssen -- nein! nein! -- ganz undenkbar --!
Aber Lydia war schon aufgesprungen. "In der That -- eine ganz prächtige Idee, Herr Referendar -- ich danke Ihnen! Ich muß Ihnen nämlich ge- stehen, Herr Doctor, daß Sie nicht so ganz Unrecht hatten mit Ihrer Vermuthung, daß ich mich ... langweilte ... Wir Frauen sind ja alle so ... so gedankenarm ..."
Adam erhielt einen herausfordernden Blick. Lydia war zu ihm hingetreten.
Adam ſchrieb an, dann miſchte er die Karten. „Sie langweilen ſich gewiß recht, gnädige Frau —“ fragte er zu Lydia hinüber. Frau Lange hatte ſich einen Fauteuil in die Nähe des Ofens gerückt.
„Langweilen — warum, Herr Doctor —? Eine Cigarette iſt eine vorzügliche Geſellſchafterin. Uebrigens — Scat mußt Du mir doch noch bei- bringen, lieber Couſin! Wenn Ihr Männer ſo ver- ſeſſen darauf ſein könnt, muß das Spiel doch etwas .. Anziehendes, etwas Pikantes haben ...“
„Gewiß hat es das!“ verſicherte Herr Oettinger eilfertig. „Vielleicht dürfen wir Sie, gnädige Frau, ſchon heute Abend in unſere köſtlichen Geheimniſſe einweihen —?“
„Na! na!“ wehrte Herr Quöck erſchreckt ab. Der Herr Referendar war doch etwas zu galant! Sie hatten kaum angefangen zu ſpielen — und nun womöglich erſt wieder das umſtändliche Dociren — die langwierige Erklärung — und nachher dann noch die erſten ſtümperhaften Spielverſuche Lydias mitaus- halten müſſen — nein! nein! — ganz undenkbar —!
Aber Lydia war ſchon aufgeſprungen. „In der That — eine ganz prächtige Idee, Herr Referendar — ich danke Ihnen! Ich muß Ihnen nämlich ge- ſtehen, Herr Doctor, daß Sie nicht ſo ganz Unrecht hatten mit Ihrer Vermuthung, daß ich mich ... langweilte ... Wir Frauen ſind ja alle ſo ... ſo gedankenarm ...“
Adam erhielt einen herausfordernden Blick. Lydia war zu ihm hingetreten.
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Adam ſchrieb an, dann miſchte er die Karten.
„Sie langweilen ſich gewiß recht, gnädige Frau —“
fragte er zu Lydia hinüber. Frau Lange hatte
ſich einen Fauteuil in die Nähe des Ofens gerückt.
„Langweilen — warum, Herr Doctor —?
Eine Cigarette iſt eine vorzügliche Geſellſchafterin.
Uebrigens — Scat mußt Du mir doch noch bei-
bringen, lieber Couſin! Wenn Ihr Männer ſo ver-
ſeſſen darauf ſein könnt, muß das Spiel doch etwas ..
Anziehendes, etwas Pikantes haben ...“
„Gewiß hat es das!“ verſicherte Herr Oettinger
eilfertig. „Vielleicht dürfen wir Sie, gnädige Frau,
ſchon heute Abend in unſere köſtlichen Geheimniſſe
einweihen —?“
„Na! na!“ wehrte Herr Quöck erſchreckt ab.
Der Herr Referendar war doch etwas zu galant!
Sie hatten kaum angefangen zu ſpielen — und nun
womöglich erſt wieder das umſtändliche Dociren —
die langwierige Erklärung — und nachher dann noch
die erſten ſtümperhaften Spielverſuche Lydias mitaus-
halten müſſen — nein! nein! — ganz undenkbar —!
Aber Lydia war ſchon aufgeſprungen. „In der
That — eine ganz prächtige Idee, Herr Referendar
— ich danke Ihnen! Ich muß Ihnen nämlich ge-
ſtehen, Herr Doctor, daß Sie nicht ſo ganz Unrecht
hatten mit Ihrer Vermuthung, daß ich mich ...
langweilte ... Wir Frauen ſind ja alle ſo ...
ſo gedankenarm ...“
Adam erhielt einen herausfordernden Blick. Lydia
war zu ihm hingetreten.
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/80>, abgerufen am 24.11.2024.
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