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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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Weg bedeuten, auf welchem sich seine Beziehungen zu
diesem schönen Weibe, das ihn ausnehmend reizte,
anknüpften ... enger zusammenfädelten --? Und ...
und Hedwig? .. Er sah sich zu ihr um. Fräulein
Irmer machte ein etwas maliciöses Gesicht. Die
Schmerzensfalten um die Nase waren schärfer hervor-
getreten. Und doch lag in diesem Gesicht zugleich ein
Zug des Gespanntseins, der Neugier, der Theilname.

"Hm! .. hm! --" begann Lydia. Sie wunderte
sich ein Wenig, daß Adam nicht sogleich freudig und
hingerissen auf den Vorschlag einging. Das ärgerte sie.

"Ja! Ja! Der Gedanke ist .. ausnahmsweise
wirklich nicht so übel .. Ich danke Dir, lieber Vetter ..
nur fragt es sich, ob .. ob der Herr Doctor --
ich -- ich -- gewiß! -- mir behagt die Idee sehr ..
sehr .. ich finde sie ganz ausgezeichnet, aber eben --"

"Na! Mir gefällt sie natürlich auch --" ver-
sicherte Adam brüsk.

Lydia stutzte. Der Ton, in welchem diese Worte
gesprochen waren, mußte ihr auffallen. Sie wollte
eben eine spitze Bemerkung loslassen -- sie hatte
allerdings vorläufig bloß das Gefühl, das thun
zu müssen, ohne im Augenblick schon zu wissen, wie
sie die Unart dieses ... unverschämten Menschen
rügen sollte -- als dieser, ein Wenig moquant-
lächelnd, seine Worte wieder mit den alten Farben
der steif-gespreizt-ironischen Höflichkeit zu bemalen
begann --: "Vorausgesetzt natürlich, gnädige Frau,
daß Sie es der Mühe für werth halten, mich intimer
in Stoff und Motiv einzuführen --"

Weg bedeuten, auf welchem ſich ſeine Beziehungen zu
dieſem ſchönen Weibe, das ihn ausnehmend reizte,
anknüpften ... enger zuſammenfädelten —? Und ...
und Hedwig? .. Er ſah ſich zu ihr um. Fräulein
Irmer machte ein etwas maliciöſes Geſicht. Die
Schmerzensfalten um die Naſe waren ſchärfer hervor-
getreten. Und doch lag in dieſem Geſicht zugleich ein
Zug des Geſpanntſeins, der Neugier, der Theilname.

„Hm! .. hm! —“ begann Lydia. Sie wunderte
ſich ein Wenig, daß Adam nicht ſogleich freudig und
hingeriſſen auf den Vorſchlag einging. Das ärgerte ſie.

„Ja! Ja! Der Gedanke iſt .. ausnahmsweiſe
wirklich nicht ſo übel .. Ich danke Dir, lieber Vetter ..
nur fragt es ſich, ob .. ob der Herr Doctor —
ich — ich — gewiß! — mir behagt die Idee ſehr ..
ſehr .. ich finde ſie ganz ausgezeichnet, aber eben —“

„Na! Mir gefällt ſie natürlich auch —“ ver-
ſicherte Adam brüsk.

Lydia ſtutzte. Der Ton, in welchem dieſe Worte
geſprochen waren, mußte ihr auffallen. Sie wollte
eben eine ſpitze Bemerkung loslaſſen — ſie hatte
allerdings vorläufig bloß das Gefühl, das thun
zu müſſen, ohne im Augenblick ſchon zu wiſſen, wie
ſie die Unart dieſes ... unverſchämten Menſchen
rügen ſollte — als dieſer, ein Wenig moquant-
lächelnd, ſeine Worte wieder mit den alten Farben
der ſteif-geſpreizt-ironiſchen Höflichkeit zu bemalen
begann —: „Vorausgeſetzt natürlich, gnädige Frau,
daß Sie es der Mühe für werth halten, mich intimer
in Stoff und Motiv einzuführen —“

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[57/0065] Weg bedeuten, auf welchem ſich ſeine Beziehungen zu dieſem ſchönen Weibe, das ihn ausnehmend reizte, anknüpften ... enger zuſammenfädelten —? Und ... und Hedwig? .. Er ſah ſich zu ihr um. Fräulein Irmer machte ein etwas maliciöſes Geſicht. Die Schmerzensfalten um die Naſe waren ſchärfer hervor- getreten. Und doch lag in dieſem Geſicht zugleich ein Zug des Geſpanntſeins, der Neugier, der Theilname. „Hm! .. hm! —“ begann Lydia. Sie wunderte ſich ein Wenig, daß Adam nicht ſogleich freudig und hingeriſſen auf den Vorſchlag einging. Das ärgerte ſie. „Ja! Ja! Der Gedanke iſt .. ausnahmsweiſe wirklich nicht ſo übel .. Ich danke Dir, lieber Vetter .. nur fragt es ſich, ob .. ob der Herr Doctor — ich — ich — gewiß! — mir behagt die Idee ſehr .. ſehr .. ich finde ſie ganz ausgezeichnet, aber eben —“ „Na! Mir gefällt ſie natürlich auch —“ ver- ſicherte Adam brüsk. Lydia ſtutzte. Der Ton, in welchem dieſe Worte geſprochen waren, mußte ihr auffallen. Sie wollte eben eine ſpitze Bemerkung loslaſſen — ſie hatte allerdings vorläufig bloß das Gefühl, das thun zu müſſen, ohne im Augenblick ſchon zu wiſſen, wie ſie die Unart dieſes ... unverſchämten Menſchen rügen ſollte — als dieſer, ein Wenig moquant- lächelnd, ſeine Worte wieder mit den alten Farben der ſteif-geſpreizt-ironiſchen Höflichkeit zu bemalen begann —: „Vorausgeſetzt natürlich, gnädige Frau, daß Sie es der Mühe für werth halten, mich intimer in Stoff und Motiv einzuführen —“

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/65>, abgerufen am 27.11.2024.