und rief lustig: "Das ist mir zu hoch oder zu tief Herr Doctor! Das verstehe ich nicht --"
"Ich eigentlich auch nicht, gnädige Frau --" ver- sicherte Adam treuherzig. Er mußte nicht minder lachen.
Traugott Quöck sah ziemlich verdutzt aus. Da öffnete sich die Thüre zum Nebenzimmer und Frau Möbius trat über die Schwelle. Adam begrüßte die Dame und erkundigte sich sehr theilnehmend nach ihrem Befinden. Die "alte Schachtel" war enorm gerührt.
"Es ist Alles so weit fertig, Traugott --" bemerkte sie nun zu ihrem Neffen -- "wir könnten anfangen --"
"Schön, liebe Tante! Aber Du vergißt ganz -- wir haben ja noch Fräulein Irmer und Herrn Re- ferendar Oettinger geladen -- -- so müssen wir denn wohl noch einen Augenblick warten -- ich denke: die Beiden kommen noch. Oder haben sie in letzter Stunde absagen lassen --?"
"Nein! -- aber es ist schon so spät -- und der Braten --"
"Die Geschichte wird ja immer famöser," plau- derte sich Adam zu und wollte sich einreden, daß er nicht im Mindesten verwundert wäre. Also kannte Herr Quöck auch Hedwig -- das heißt --: jedenfalls ihren Vater --? Aber seit wann denn eigentlich --? Na! dös war nun halt 'mal so! da ließ sich Nix gegen machen -- also 'mal zu, Kutscher, bis zur Pechhütte!
Die Klingel schlug an. Die Thür ging auf und ein .. Herr trat in den Salon. Herr Referendar Oettinger wurde den Anwesenden, soweit er ihnen unbekannt war, vorgestellt.
und rief luſtig: „Das iſt mir zu hoch oder zu tief Herr Doctor! Das verſtehe ich nicht —“
„Ich eigentlich auch nicht, gnädige Frau —“ ver- ſicherte Adam treuherzig. Er mußte nicht minder lachen.
Traugott Quöck ſah ziemlich verdutzt aus. Da öffnete ſich die Thüre zum Nebenzimmer und Frau Möbius trat über die Schwelle. Adam begrüßte die Dame und erkundigte ſich ſehr theilnehmend nach ihrem Befinden. Die „alte Schachtel“ war enorm gerührt.
„Es iſt Alles ſo weit fertig, Traugott —“ bemerkte ſie nun zu ihrem Neffen — „wir könnten anfangen —“
„Schön, liebe Tante! Aber Du vergißt ganz — wir haben ja noch Fräulein Irmer und Herrn Re- ferendar Oettinger geladen — — ſo müſſen wir denn wohl noch einen Augenblick warten — ich denke: die Beiden kommen noch. Oder haben ſie in letzter Stunde abſagen laſſen —?“
„Nein! — aber es iſt ſchon ſo ſpät — und der Braten —“
„Die Geſchichte wird ja immer famöſer,“ plau- derte ſich Adam zu und wollte ſich einreden, daß er nicht im Mindeſten verwundert wäre. Alſo kannte Herr Quöck auch Hedwig — das heißt —: jedenfalls ihren Vater —? Aber ſeit wann denn eigentlich —? Na! dös war nun halt 'mal ſo! da ließ ſich Nix gegen machen — alſo 'mal zu, Kutſcher, bis zur Pechhütte!
Die Klingel ſchlug an. Die Thür ging auf und ein .. Herr trat in den Salon. Herr Referendar Oettinger wurde den Anweſenden, ſoweit er ihnen unbekannt war, vorgeſtellt.
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und rief luſtig: „Das iſt mir zu hoch oder zu tief
Herr Doctor! Das verſtehe ich nicht —“
„Ich eigentlich auch nicht, gnädige Frau —“ ver-
ſicherte Adam treuherzig. Er mußte nicht minder lachen.
Traugott Quöck ſah ziemlich verdutzt aus. Da
öffnete ſich die Thüre zum Nebenzimmer und Frau
Möbius trat über die Schwelle. Adam begrüßte die
Dame und erkundigte ſich ſehr theilnehmend nach
ihrem Befinden. Die „alte Schachtel“ war enorm gerührt.
„Es iſt Alles ſo weit fertig, Traugott —“ bemerkte
ſie nun zu ihrem Neffen — „wir könnten anfangen —“
„Schön, liebe Tante! Aber Du vergißt ganz —
wir haben ja noch Fräulein Irmer und Herrn Re-
ferendar Oettinger geladen — — ſo müſſen wir
denn wohl noch einen Augenblick warten — ich denke:
die Beiden kommen noch. Oder haben ſie in letzter
Stunde abſagen laſſen —?“
„Nein! — aber es iſt ſchon ſo ſpät — und
der Braten —“
„Die Geſchichte wird ja immer famöſer,“ plau-
derte ſich Adam zu und wollte ſich einreden, daß er
nicht im Mindeſten verwundert wäre. Alſo kannte
Herr Quöck auch Hedwig — das heißt —: jedenfalls
ihren Vater —? Aber ſeit wann denn eigentlich —?
Na! dös war nun halt 'mal ſo! da ließ ſich Nix gegen
machen — alſo 'mal zu, Kutſcher, bis zur Pechhütte!
Die Klingel ſchlug an. Die Thür ging auf und
ein .. Herr trat in den Salon. Herr Referendar
Oettinger wurde den Anweſenden, ſoweit er ihnen
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/51>, abgerufen am 27.04.2024.
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