getreten -- meine -- meine Ehre -- meine -- ach! Aber ich war ja schon so Eine, nicht wahr --? schon so Eine, wie die da, wie die Dirne da, die man mit Geld abfindet, wenn man sie los sein will -- all- mächtiger Gott! nur 'n Wahnsinniger kann Deine Verruchtheit begreifen -- und ich schleppe mich her zu Dir -- von der Leiche meines Vaters weg -- an Allem verzweifelte ich -- ich hatte Dich nur noch -- nur noch Dich -- ja --! -- und -- und nun verleugnest Du mich -- und jagst mich hinaus -- nun sagst Du Dich von mir los -- Alles ver- läßt mich -- Alles -- Alles -- -- Canaille! -- Auch mich hast Du auf'm Gewissen -- hier! das letzte Wort meines todten Vaters an Dich -- todt ist er -- ja! -- todt -- todt -- todt -- todt -- hörst Du -- -- ich möchte mich zerreißen, um das Furchtbare nur zu begreifen -- und ich -- o Gott! -- ich kann's nicht fassen -- kann's nicht -- kann's nicht -- ach! ich muß wohl schon wahnsinnig sein, daß ich nicht ersticke an meiner Verzweiflung -- --"
Adam hatte einen Augenblick geglaubt, unter der Anklage des verzweifelten und verrathenen Weibes zusammenbrechen zu müssen. Er wußte, daß er die schweren Vorwürfe, die ihm da entgegengeschleudert wurden, verdiente. Sie waren alle so gerecht. Ja! er hatte das Weib überredet, ihm zu Willen zu sein. Er hatte wohl auch allerlei Verpflichtungen über- nommen, hatte verschiedene Versprechungen gemacht -- aber das Alles doch eigentlich nur, ohne sich desselben besonders bewußt zu werden, beinahe nur aus einer
getreten — meine — meine Ehre — meine — ach! Aber ich war ja ſchon ſo Eine, nicht wahr —? ſchon ſo Eine, wie die da, wie die Dirne da, die man mit Geld abfindet, wenn man ſie los ſein will — all- mächtiger Gott! nur 'n Wahnſinniger kann Deine Verruchtheit begreifen — und ich ſchleppe mich her zu Dir — von der Leiche meines Vaters weg — an Allem verzweifelte ich — ich hatte Dich nur noch — nur noch Dich — ja —! — und — und nun verleugneſt Du mich — und jagſt mich hinaus — nun ſagſt Du Dich von mir los — Alles ver- läßt mich — Alles — Alles — — Canaille! — Auch mich haſt Du auf'm Gewiſſen — hier! das letzte Wort meines todten Vaters an Dich — todt iſt er — ja! — todt — todt — todt — todt — hörſt Du — — ich möchte mich zerreißen, um das Furchtbare nur zu begreifen — und ich — o Gott! — ich kann's nicht faſſen — kann's nicht — kann's nicht — ach! ich muß wohl ſchon wahnſinnig ſein, daß ich nicht erſticke an meiner Verzweiflung — —“
Adam hatte einen Augenblick geglaubt, unter der Anklage des verzweifelten und verrathenen Weibes zuſammenbrechen zu müſſen. Er wußte, daß er die ſchweren Vorwürfe, die ihm da entgegengeſchleudert wurden, verdiente. Sie waren alle ſo gerecht. Ja! er hatte das Weib überredet, ihm zu Willen zu ſein. Er hatte wohl auch allerlei Verpflichtungen über- nommen, hatte verſchiedene Verſprechungen gemacht — aber das Alles doch eigentlich nur, ohne ſich deſſelben beſonders bewußt zu werden, beinahe nur aus einer
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getreten — meine — meine Ehre — meine — ach!
Aber ich war ja ſchon ſo Eine, nicht wahr —? ſchon ſo
Eine, wie die da, wie die Dirne da, die man mit
Geld abfindet, wenn man ſie los ſein will — all-
mächtiger Gott! nur 'n Wahnſinniger kann Deine
Verruchtheit begreifen — und ich ſchleppe mich her
zu Dir — von der Leiche meines Vaters weg —
an Allem verzweifelte ich — ich hatte Dich nur
noch — nur noch Dich — ja —! — und — und
nun verleugneſt Du mich — und jagſt mich hinaus
— nun ſagſt Du Dich von mir los — Alles ver-
läßt mich — Alles — Alles — — Canaille! —
Auch mich haſt Du auf'm Gewiſſen — hier! das letzte
Wort meines todten Vaters an Dich — todt iſt er
— ja! — todt — todt — todt — todt — hörſt
Du — — ich möchte mich zerreißen, um das
Furchtbare nur zu begreifen — und ich — o Gott!
— ich kann's nicht faſſen — kann's nicht — kann's
nicht — ach! ich muß wohl ſchon wahnſinnig ſein,
daß ich nicht erſticke an meiner Verzweiflung — —“
Adam hatte einen Augenblick geglaubt, unter der
Anklage des verzweifelten und verrathenen Weibes
zuſammenbrechen zu müſſen. Er wußte, daß er die
ſchweren Vorwürfe, die ihm da entgegengeſchleudert
wurden, verdiente. Sie waren alle ſo gerecht. Ja!
er hatte das Weib überredet, ihm zu Willen zu ſein.
Er hatte wohl auch allerlei Verpflichtungen über-
nommen, hatte verſchiedene Verſprechungen gemacht —
aber das Alles doch eigentlich nur, ohne ſich deſſelben
beſonders bewußt zu werden, beinahe nur aus einer
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/445>, abgerufen am 23.11.2024.
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