fälligst mit Ihrem Quatsch zufrieden, lieber Mit- mensch -- ja --?"
Der brave Klempnergeselle war sehr verschüchtert. Er sah Adam groß, erschrocken an, setzte dann ein blödes Verlegenheitslächeln, das ironisch und pfiffig sein sollte, auf seine häßlichen, scharfen Züge, die gelblichgrau und runzlig waren wie rauhe Elephanten- haut, und tastete unsicher nach seinem Glase.
"Und ick bin man doch bloß in absentia hier .. det sage ick und dabei bleibe ick --" murmelte er in seinem Kauderwälsch von reinem Schriftdeutsch und Berliner Dialect vor sich hin ..
"Bringen Sie mir noch 'n Glas! ." comman- dirte Adam nach einer Weile, während der er sein frugales Brötchen und den ersten Krug des ziemlich warmen und abgestandenen Bieres bewältigt hatte.
Jetzt setzte sich die Kellnerin mit an seinen Tisch. Sie sah ihn mit ihren kalten, dunklen Augen fest an.
"Was habe ich Ihnen nur gethan, mein Fräu- lein --?" fragte Adam, dem diese energische Muste- rung unangenehm, unbequem war.
Das Mädchen schüttelte ein ganz klein Wenig den Kopf und fixirte Adam ruhig weiter.
"Wollen Sie die Blume trinken --?"
"Ich danke --"
Jetzt spielte Adam den Beleidigten. Er sah das kleine, knurrige Weib herausfordernd an. Dabei bemerkte er, daß die Donna kein uninteressantes Gesicht hatte. Die Züge waren nur etwas scharf,
fälligſt mit Ihrem Quatſch zufrieden, lieber Mit- menſch — ja —?“
Der brave Klempnergeſelle war ſehr verſchüchtert. Er ſah Adam groß, erſchrocken an, ſetzte dann ein blödes Verlegenheitslächeln, das ironiſch und pfiffig ſein ſollte, auf ſeine häßlichen, ſcharfen Züge, die gelblichgrau und runzlig waren wie rauhe Elephanten- haut, und taſtete unſicher nach ſeinem Glaſe.
„Und ick bin man doch bloß in absentia hier .. det ſage ick und dabei bleibe ick —“ murmelte er in ſeinem Kauderwälſch von reinem Schriftdeutſch und Berliner Dialect vor ſich hin ..
„Bringen Sie mir noch 'n Glas! .“ comman- dirte Adam nach einer Weile, während der er ſein frugales Brötchen und den erſten Krug des ziemlich warmen und abgeſtandenen Bieres bewältigt hatte.
Jetzt ſetzte ſich die Kellnerin mit an ſeinen Tiſch. Sie ſah ihn mit ihren kalten, dunklen Augen feſt an.
„Was habe ich Ihnen nur gethan, mein Fräu- lein —?“ fragte Adam, dem dieſe energiſche Muſte- rung unangenehm, unbequem war.
Das Mädchen ſchüttelte ein ganz klein Wenig den Kopf und fixirte Adam ruhig weiter.
„Wollen Sie die Blume trinken —?“
„Ich danke —“
Jetzt ſpielte Adam den Beleidigten. Er ſah das kleine, knurrige Weib herausfordernd an. Dabei bemerkte er, daß die Donna kein unintereſſantes Geſicht hatte. Die Züge waren nur etwas ſcharf,
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fälligſt mit Ihrem Quatſch zufrieden, lieber Mit-
menſch — ja —?“
Der brave Klempnergeſelle war ſehr verſchüchtert.
Er ſah Adam groß, erſchrocken an, ſetzte dann ein
blödes Verlegenheitslächeln, das ironiſch und pfiffig
ſein ſollte, auf ſeine häßlichen, ſcharfen Züge, die
gelblichgrau und runzlig waren wie rauhe Elephanten-
haut, und taſtete unſicher nach ſeinem Glaſe.
„Und ick bin man doch bloß in absentia hier ..
det ſage ick und dabei bleibe ick —“ murmelte er
in ſeinem Kauderwälſch von reinem Schriftdeutſch
und Berliner Dialect vor ſich hin ..
„Bringen Sie mir noch 'n Glas! .“ comman-
dirte Adam nach einer Weile, während der er ſein
frugales Brötchen und den erſten Krug des ziemlich
warmen und abgeſtandenen Bieres bewältigt hatte.
Jetzt ſetzte ſich die Kellnerin mit an ſeinen
Tiſch. Sie ſah ihn mit ihren kalten, dunklen Augen
feſt an.
„Was habe ich Ihnen nur gethan, mein Fräu-
lein —?“ fragte Adam, dem dieſe energiſche Muſte-
rung unangenehm, unbequem war.
Das Mädchen ſchüttelte ein ganz klein Wenig
den Kopf und fixirte Adam ruhig weiter.
„Wollen Sie die Blume trinken —?“
„Ich danke —“
Jetzt ſpielte Adam den Beleidigten. Er ſah
das kleine, knurrige Weib herausfordernd an. Dabei
bemerkte er, daß die Donna kein unintereſſantes
Geſicht hatte. Die Züge waren nur etwas ſcharf,
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/407>, abgerufen am 23.11.2024.
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