Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

Bild:
<< vorherige Seite

machte, das im Stande war, ihn auf seine
wahren Vortheile hinzuweisen. Die lagen aber
wahrhaftig nicht in einer Ehe mit ... eben mit
einer Dame "von Vergangenheit". Für diesen Adel
mußte er sich bedanken, wenn er sein Glück im Auge
haben und seine Zukunft bedenken wollte. Uebrigens
-- die Idee war gar nicht so übel, war im Gegen-
theile ganz famos: er verschaffte Irmers das Geld
und -- kaufte sich damit los. Natürlich! So ließ
sich die Geschichte dengeln -- und Jeder machte
seinen Profit dabei. Zudem waren ja auch noch
tiefere psychische Gründe vorhanden, aus welchen
eine Ehe mit Hedwig ein Experiment sehr proble-
matischen Charakters war. Ergo! Warum sollten
denn diese "tieferen psychischen Gründe" nicht auch
mitzusprechen haben? Man hatte sie einmal ein Bissel
ignorirt -- eh bien! einmal darf man sich das
schon erlauben. Aber um so deutlicher nur fühlt
und begreift man hinterher, daß jene Gründe berechtigt
sind und berücksichtigt werden müssen, wenn man keine
unfreiwilligen Karrikaturen in die Welt setzen will.

Also er -- Adam -- besorgte die Loskaufungs-
silberlinge. So viel stand fest. Es war nur die
Frage: wie? Ja! Wie --?

Aber eigentlich war es ja doch am Bequemsten, sich
an Frau Lange zu wenden. Am Bequemsten? Das
allerdings gerade nicht. Allein was blieb ihm denn
weiter übrig, als dieses Experiment zu machen, wenn
er von der Leimruthe, auf der er vorläufig wirklich
verflucht festsaß, überhaupt herunterwollte --? Doch

Conradi, Adam Mensch. 24

machte, das im Stande war, ihn auf ſeine
wahren Vortheile hinzuweiſen. Die lagen aber
wahrhaftig nicht in einer Ehe mit ... eben mit
einer Dame „von Vergangenheit“. Für dieſen Adel
mußte er ſich bedanken, wenn er ſein Glück im Auge
haben und ſeine Zukunft bedenken wollte. Uebrigens
— die Idee war gar nicht ſo übel, war im Gegen-
theile ganz famos: er verſchaffte Irmers das Geld
und — kaufte ſich damit los. Natürlich! So ließ
ſich die Geſchichte dengeln — und Jeder machte
ſeinen Profit dabei. Zudem waren ja auch noch
tiefere pſychiſche Gründe vorhanden, aus welchen
eine Ehe mit Hedwig ein Experiment ſehr proble-
matiſchen Charakters war. Ergo! Warum ſollten
denn dieſe „tieferen pſychiſchen Gründe“ nicht auch
mitzuſprechen haben? Man hatte ſie einmal ein Biſſel
ignorirt — eh bien! einmal darf man ſich das
ſchon erlauben. Aber um ſo deutlicher nur fühlt
und begreift man hinterher, daß jene Gründe berechtigt
ſind und berückſichtigt werden müſſen, wenn man keine
unfreiwilligen Karrikaturen in die Welt ſetzen will.

Alſo er — Adam — beſorgte die Loskaufungs-
ſilberlinge. So viel ſtand feſt. Es war nur die
Frage: wie? Ja! Wie —?

Aber eigentlich war es ja doch am Bequemſten, ſich
an Frau Lange zu wenden. Am Bequemſten? Das
allerdings gerade nicht. Allein was blieb ihm denn
weiter übrig, als dieſes Experiment zu machen, wenn
er von der Leimruthe, auf der er vorläufig wirklich
verflucht feſtſaß, überhaupt herunterwollte —? Doch

Conradi, Adam Menſch. 24
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0377" n="369"/>
machte, das im Stande war, ihn auf &#x017F;eine<lb/><hi rendition="#g">wahren</hi> Vortheile hinzuwei&#x017F;en. Die lagen aber<lb/>
wahrhaftig nicht in einer Ehe mit ... eben mit<lb/>
einer Dame &#x201E;von Vergangenheit&#x201C;. Für die&#x017F;en Adel<lb/>
mußte er &#x017F;ich bedanken, wenn er &#x017F;ein Glück im Auge<lb/>
haben und &#x017F;eine Zukunft bedenken wollte. Uebrigens<lb/>
&#x2014; die Idee war gar nicht &#x017F;o übel, war im Gegen-<lb/>
theile ganz famos: er ver&#x017F;chaffte Irmers das Geld<lb/>
und &#x2014; kaufte &#x017F;ich damit los. Natürlich! So ließ<lb/>
&#x017F;ich die Ge&#x017F;chichte dengeln &#x2014; und Jeder machte<lb/>
&#x017F;einen Profit dabei. Zudem waren ja auch noch<lb/><hi rendition="#g">tiefere</hi> p&#x017F;ychi&#x017F;che Gründe vorhanden, aus welchen<lb/>
eine Ehe mit Hedwig ein Experiment &#x017F;ehr proble-<lb/>
mati&#x017F;chen Charakters war. Ergo! Warum &#x017F;ollten<lb/>
denn die&#x017F;e &#x201E;tieferen p&#x017F;ychi&#x017F;chen Gründe&#x201C; nicht <hi rendition="#g">auch</hi><lb/>
mitzu&#x017F;prechen haben? Man hatte &#x017F;ie einmal ein Bi&#x017F;&#x017F;el<lb/>
ignorirt &#x2014; <hi rendition="#aq">eh bien</hi>! <hi rendition="#g">einmal</hi> darf man &#x017F;ich das<lb/>
&#x017F;chon erlauben. Aber um &#x017F;o <hi rendition="#g">deutlicher</hi> nur fühlt<lb/>
und begreift man hinterher, daß jene Gründe berechtigt<lb/>
&#x017F;ind und berück&#x017F;ichtigt werden mü&#x017F;&#x017F;en, wenn man keine<lb/>
unfreiwilligen Karrikaturen in die Welt &#x017F;etzen will.</p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o er &#x2014; Adam &#x2014; be&#x017F;orgte die Loskaufungs-<lb/>
&#x017F;ilberlinge. So viel &#x017F;tand fe&#x017F;t. Es war nur die<lb/>
Frage: wie? Ja! Wie &#x2014;?</p><lb/>
        <p>Aber eigentlich war es ja doch am Bequem&#x017F;ten, &#x017F;ich<lb/>
an Frau Lange zu wenden. Am Bequem&#x017F;ten? Das<lb/>
allerdings gerade nicht. Allein was blieb ihm denn<lb/>
weiter übrig, als die&#x017F;es Experiment zu machen, wenn<lb/>
er von der Leimruthe, auf der er vorläufig wirklich<lb/>
verflucht fe&#x017F;t&#x017F;aß, überhaupt herunterwollte &#x2014;? Doch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Conradi</hi>, Adam Men&#x017F;ch. 24</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0377] machte, das im Stande war, ihn auf ſeine wahren Vortheile hinzuweiſen. Die lagen aber wahrhaftig nicht in einer Ehe mit ... eben mit einer Dame „von Vergangenheit“. Für dieſen Adel mußte er ſich bedanken, wenn er ſein Glück im Auge haben und ſeine Zukunft bedenken wollte. Uebrigens — die Idee war gar nicht ſo übel, war im Gegen- theile ganz famos: er verſchaffte Irmers das Geld und — kaufte ſich damit los. Natürlich! So ließ ſich die Geſchichte dengeln — und Jeder machte ſeinen Profit dabei. Zudem waren ja auch noch tiefere pſychiſche Gründe vorhanden, aus welchen eine Ehe mit Hedwig ein Experiment ſehr proble- matiſchen Charakters war. Ergo! Warum ſollten denn dieſe „tieferen pſychiſchen Gründe“ nicht auch mitzuſprechen haben? Man hatte ſie einmal ein Biſſel ignorirt — eh bien! einmal darf man ſich das ſchon erlauben. Aber um ſo deutlicher nur fühlt und begreift man hinterher, daß jene Gründe berechtigt ſind und berückſichtigt werden müſſen, wenn man keine unfreiwilligen Karrikaturen in die Welt ſetzen will. Alſo er — Adam — beſorgte die Loskaufungs- ſilberlinge. So viel ſtand feſt. Es war nur die Frage: wie? Ja! Wie —? Aber eigentlich war es ja doch am Bequemſten, ſich an Frau Lange zu wenden. Am Bequemſten? Das allerdings gerade nicht. Allein was blieb ihm denn weiter übrig, als dieſes Experiment zu machen, wenn er von der Leimruthe, auf der er vorläufig wirklich verflucht feſtſaß, überhaupt herunterwollte —? Doch Conradi, Adam Menſch. 24

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/377
Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/377>, abgerufen am 11.05.2024.