Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

Bild:
<< vorherige Seite

Das war ja klar: Das Geld mußte geschafft
werden. Diese lumpigen tausend Mark! So'n
dummer, windiger Fetzen! Was? Wie mancher blau-
blütige Jüngling mochte wohl seiner Mätresse ein
monatliches -- -- Unsinn! -- "monatliches" --
ein halbmonatliches, womöglich wöchentliches "Nadel-
geld" von tausend Mark leisten! Und an dieser
pauvren Summe, an dieser tristen Bagatelle sollte die
Existenz einer Familie zerschellen -- eben daran, daß
sie nicht aufzubringen war? Nee! So 'was Lächer-
liches lebte nicht noch 'nmal! Uebrigens -- das
war also die .. die sogenannte "Vergangenheit" dieser
Dame? Wie harmlos! Sie hatte sich mit einem
Ingenieur eingelassen -- und die Sache hatte sich
auf dem seit Adam, dem Paradiesler, nicht mehr
ungewöhnlichen Wege zu der üblichen Fortsetzung
verstiegen -- det war Allens. Jroßartig!

Wo lag da nur die Pointe? Das war so
grenzenlos alltäglich, eine langweilige, hebeammenhafte
Spukgeschichte ohne weiteren Spiritus. Um Gottes-
willen! Einzelheiten -- um keinen Preis der Welt!
damit sollte sie ihn nur verschonen! Nachher hatte
sie sich dann ihm hingegeben -- und er war auf
sie auch regelrecht "reingefallen" -- d. h. hatte sich
regelrecht mit ihr "verlobt" -- hatte ihr regelrecht die
sogenannte "Ehe" versprochen -- und -- und -- -- --
aber war denn diese kleine, unscheinbare Hedwig wirk-
lich etwas Anderes, als die fürtreffliche Emmy, die aus
der Sache allerdings so etwas wie ein "Geschäft"
machte, aber doch immerhin Liebe und Lust zu ihrem

Das war ja klar: Das Geld mußte geſchafft
werden. Dieſe lumpigen tauſend Mark! So'n
dummer, windiger Fetzen! Was? Wie mancher blau-
blütige Jüngling mochte wohl ſeiner Mätreſſe ein
monatliches — — Unſinn! — „monatliches“ —
ein halbmonatliches, womöglich wöchentliches „Nadel-
geld“ von tauſend Mark leiſten! Und an dieſer
pauvren Summe, an dieſer triſten Bagatelle ſollte die
Exiſtenz einer Familie zerſchellen — eben daran, daß
ſie nicht aufzubringen war? Nee! So 'was Lächer-
liches lebte nicht noch 'nmal! Uebrigens — das
war alſo die .. die ſogenannte „Vergangenheit“ dieſer
Dame? Wie harmlos! Sie hatte ſich mit einem
Ingenieur eingelaſſen — und die Sache hatte ſich
auf dem ſeit Adam, dem Paradiesler, nicht mehr
ungewöhnlichen Wege zu der üblichen Fortſetzung
verſtiegen — det war Allens. Jroßartig!

Wo lag da nur die Pointe? Das war ſo
grenzenlos alltäglich, eine langweilige, hebeammenhafte
Spukgeſchichte ohne weiteren Spiritus. Um Gottes-
willen! Einzelheiten — um keinen Preis der Welt!
damit ſollte ſie ihn nur verſchonen! Nachher hatte
ſie ſich dann ihm hingegeben — und er war auf
ſie auch regelrecht „reingefallen“ — d. h. hatte ſich
regelrecht mit ihr „verlobt“ — hatte ihr regelrecht die
ſogenannte „Ehe“ verſprochen — und — und — — —
aber war denn dieſe kleine, unſcheinbare Hedwig wirk-
lich etwas Anderes, als die fürtreffliche Emmy, die aus
der Sache allerdings ſo etwas wie ein „Geſchäft“
machte, aber doch immerhin Liebe und Luſt zu ihrem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0375" n="367"/>
        <p>Das war ja klar: Das Geld <hi rendition="#g">mußte</hi> ge&#x017F;chafft<lb/>
werden. Die&#x017F;e lumpigen tau&#x017F;end Mark! So'n<lb/>
dummer, windiger Fetzen! Was? Wie mancher blau-<lb/>
blütige Jüngling mochte wohl &#x017F;einer Mätre&#x017F;&#x017F;e ein<lb/>
monatliches &#x2014; &#x2014; Un&#x017F;inn! &#x2014; &#x201E;monatliches&#x201C; &#x2014;<lb/>
ein halbmonatliches, womöglich wöchentliches &#x201E;Nadel-<lb/>
geld&#x201C; von tau&#x017F;end Mark lei&#x017F;ten! Und an die&#x017F;er<lb/>
pauvren Summe, an die&#x017F;er tri&#x017F;ten Bagatelle &#x017F;ollte die<lb/>
Exi&#x017F;tenz einer Familie zer&#x017F;chellen &#x2014; eben daran, daß<lb/>
&#x017F;ie nicht aufzubringen war? Nee! So 'was Lächer-<lb/>
liches lebte nicht noch 'nmal! Uebrigens &#x2014; das<lb/>
war al&#x017F;o die .. die &#x017F;ogenannte &#x201E;Vergangenheit&#x201C; die&#x017F;er<lb/>
Dame? Wie harmlos! Sie hatte &#x017F;ich mit einem<lb/>
Ingenieur eingela&#x017F;&#x017F;en &#x2014; und die Sache hatte &#x017F;ich<lb/>
auf dem &#x017F;eit Adam, dem Paradiesler, nicht mehr<lb/>
ungewöhnlichen Wege zu der üblichen Fort&#x017F;etzung<lb/>
ver&#x017F;tiegen &#x2014; det war Allens. Jroßartig!</p><lb/>
        <p>Wo lag da nur die Pointe? Das war &#x017F;o<lb/>
grenzenlos alltäglich, eine langweilige, hebeammenhafte<lb/>
Spukge&#x017F;chichte ohne weiteren Spiritus. Um Gottes-<lb/>
willen! Einzelheiten &#x2014; um keinen Preis der Welt!<lb/>
damit &#x017F;ollte &#x017F;ie ihn nur ver&#x017F;chonen! Nachher hatte<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich dann <hi rendition="#g">ihm</hi> hingegeben &#x2014; und <hi rendition="#g">er</hi> war auf<lb/>
&#x017F;ie auch regelrecht &#x201E;reingefallen&#x201C; &#x2014; d. h. hatte &#x017F;ich<lb/>
regelrecht mit ihr &#x201E;verlobt&#x201C; &#x2014; hatte ihr regelrecht die<lb/>
&#x017F;ogenannte &#x201E;Ehe&#x201C; ver&#x017F;prochen &#x2014; und &#x2014; und &#x2014; &#x2014; &#x2014;<lb/>
aber war denn die&#x017F;e kleine, un&#x017F;cheinbare Hedwig wirk-<lb/>
lich etwas Anderes, als die fürtreffliche Emmy, die aus<lb/>
der Sache allerdings &#x017F;o etwas wie ein &#x201E;Ge&#x017F;chäft&#x201C;<lb/>
machte, aber doch immerhin Liebe und Lu&#x017F;t zu ihrem<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0375] Das war ja klar: Das Geld mußte geſchafft werden. Dieſe lumpigen tauſend Mark! So'n dummer, windiger Fetzen! Was? Wie mancher blau- blütige Jüngling mochte wohl ſeiner Mätreſſe ein monatliches — — Unſinn! — „monatliches“ — ein halbmonatliches, womöglich wöchentliches „Nadel- geld“ von tauſend Mark leiſten! Und an dieſer pauvren Summe, an dieſer triſten Bagatelle ſollte die Exiſtenz einer Familie zerſchellen — eben daran, daß ſie nicht aufzubringen war? Nee! So 'was Lächer- liches lebte nicht noch 'nmal! Uebrigens — das war alſo die .. die ſogenannte „Vergangenheit“ dieſer Dame? Wie harmlos! Sie hatte ſich mit einem Ingenieur eingelaſſen — und die Sache hatte ſich auf dem ſeit Adam, dem Paradiesler, nicht mehr ungewöhnlichen Wege zu der üblichen Fortſetzung verſtiegen — det war Allens. Jroßartig! Wo lag da nur die Pointe? Das war ſo grenzenlos alltäglich, eine langweilige, hebeammenhafte Spukgeſchichte ohne weiteren Spiritus. Um Gottes- willen! Einzelheiten — um keinen Preis der Welt! damit ſollte ſie ihn nur verſchonen! Nachher hatte ſie ſich dann ihm hingegeben — und er war auf ſie auch regelrecht „reingefallen“ — d. h. hatte ſich regelrecht mit ihr „verlobt“ — hatte ihr regelrecht die ſogenannte „Ehe“ verſprochen — und — und — — — aber war denn dieſe kleine, unſcheinbare Hedwig wirk- lich etwas Anderes, als die fürtreffliche Emmy, die aus der Sache allerdings ſo etwas wie ein „Geſchäft“ machte, aber doch immerhin Liebe und Luſt zu ihrem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/375
Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/375>, abgerufen am 11.05.2024.