Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

Bild:
<< vorherige Seite

"Danke verbindlichst! Aber verzeihen Sie --
ich muß doch bemerken, Herr Doctor --"

"Ja --?"

"Daß Sie den Ernst der Stunde ein Wenig zu
unterschätzen scheinen --"

"Meinen Sie? -- Ach nee! Doch -- offengesagt --:
ich finde die ganze Geschichte dämonisch kleinlich, albern,
überflüssig, trivial .. und vor Allem empörend lang-
weilig .. Gestatten Sie übrigens, daß ich mir ein
Exemplar meiner Virginia zu Gemüthe ziehe. Hoffent-
lich finden Sie nicht, daß unser ehrenwerther, blut-
rother Pistolenspeech durch ein paar blaue Rauch-
wolken entweiht wird -- ich meine im Gegentheil:
derartige Akte dürfen des Weihrauchs nicht ent-
behren -- sie möchten sonst zu nüchtern und zu
schamlos nackt sein --"

Herr von Schnauzl war etwas unruhig geworden.
Er wußte nicht recht, wie er diesen Herrn Doctor nehmen
sollte .. Sollte er sich durch diese Art der Gesprächs-
führung auch beleidigt fühlen und .. und die ganze
Verhandlung abbrechen? Grund genug dazu hatte
er schließlich erhalten durch die höhnisch-moquante
Art, mit welcher der Gegner seines Freundes sich
aufspielte. Aber er hatte ja noch nicht einmal die
Forderung selbst normirt -- und darum -- --

Adam hatte sich in den Sessel geworfen, der vor
seinem Cylinder-Bureau stand, und betrachtete sein
schräges Gegenüber.

Herr von Schnauzl machte ihm durchaus keinen
sympathischen Eindruck. Das ganze Wesen dieses

„Danke verbindlichſt! Aber verzeihen Sie —
ich muß doch bemerken, Herr Doctor —“

„Ja —?“

„Daß Sie den Ernſt der Stunde ein Wenig zu
unterſchätzen ſcheinen —“

„Meinen Sie? — Ach nee! Doch — offengeſagt —:
ich finde die ganze Geſchichte dämoniſch kleinlich, albern,
überflüſſig, trivial .. und vor Allem empörend lang-
weilig .. Geſtatten Sie übrigens, daß ich mir ein
Exemplar meiner Virginia zu Gemüthe ziehe. Hoffent-
lich finden Sie nicht, daß unſer ehrenwerther, blut-
rother Piſtolenſpeech durch ein paar blaue Rauch-
wolken entweiht wird — ich meine im Gegentheil:
derartige Akte dürfen des Weihrauchs nicht ent-
behren — ſie möchten ſonſt zu nüchtern und zu
ſchamlos nackt ſein —“

Herr von Schnauzl war etwas unruhig geworden.
Er wußte nicht recht, wie er dieſen Herrn Doctor nehmen
ſollte .. Sollte er ſich durch dieſe Art der Geſprächs-
führung auch beleidigt fühlen und .. und die ganze
Verhandlung abbrechen? Grund genug dazu hatte
er ſchließlich erhalten durch die höhniſch-moquante
Art, mit welcher der Gegner ſeines Freundes ſich
aufſpielte. Aber er hatte ja noch nicht einmal die
Forderung ſelbſt normirt — und darum — —

Adam hatte ſich in den Seſſel geworfen, der vor
ſeinem Cylinder-Bureau ſtand, und betrachtete ſein
ſchräges Gegenüber.

Herr von Schnauzl machte ihm durchaus keinen
ſympathiſchen Eindruck. Das ganze Weſen dieſes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0325" n="317"/>
        <p>&#x201E;Danke verbindlich&#x017F;t! Aber verzeihen Sie &#x2014;<lb/>
ich muß doch bemerken, Herr Doctor &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja &#x2014;?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Daß Sie den Ern&#x017F;t der Stunde ein Wenig zu<lb/>
unter&#x017F;chätzen &#x017F;cheinen &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Meinen Sie? &#x2014; Ach nee! Doch &#x2014; offenge&#x017F;agt &#x2014;:<lb/>
ich finde die ganze Ge&#x017F;chichte dämoni&#x017F;ch kleinlich, albern,<lb/>
überflü&#x017F;&#x017F;ig, trivial .. und vor Allem empörend lang-<lb/>
weilig .. Ge&#x017F;tatten Sie übrigens, daß ich mir ein<lb/>
Exemplar meiner Virginia zu Gemüthe ziehe. Hoffent-<lb/>
lich finden Sie nicht, daß un&#x017F;er ehrenwerther, blut-<lb/>
rother Pi&#x017F;tolen&#x017F;peech durch ein paar blaue Rauch-<lb/>
wolken entweiht wird &#x2014; ich meine im Gegentheil:<lb/>
derartige Akte dürfen des Weihrauchs nicht ent-<lb/>
behren &#x2014; &#x017F;ie möchten &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#g">zu</hi> nüchtern und <hi rendition="#g">zu</hi><lb/>
&#x017F;chamlos nackt &#x017F;ein &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>Herr von Schnauzl war etwas unruhig geworden.<lb/>
Er wußte nicht recht, wie er die&#x017F;en Herrn Doctor nehmen<lb/>
&#x017F;ollte .. Sollte er &#x017F;ich durch die&#x017F;e Art der Ge&#x017F;prächs-<lb/>
führung auch beleidigt fühlen und .. und die ganze<lb/>
Verhandlung abbrechen? Grund genug dazu hatte<lb/>
er &#x017F;chließlich erhalten durch die höhni&#x017F;ch-moquante<lb/>
Art, mit welcher der Gegner &#x017F;eines Freundes &#x017F;ich<lb/>
auf&#x017F;pielte. Aber er hatte ja noch nicht einmal die<lb/>
Forderung &#x017F;elb&#x017F;t normirt &#x2014; und darum &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Adam hatte &#x017F;ich in den Se&#x017F;&#x017F;el geworfen, der vor<lb/>
&#x017F;einem Cylinder-Bureau &#x017F;tand, und betrachtete &#x017F;ein<lb/>
&#x017F;chräges Gegenüber.</p><lb/>
        <p>Herr von Schnauzl machte ihm durchaus keinen<lb/>
&#x017F;ympathi&#x017F;chen Eindruck. Das ganze We&#x017F;en die&#x017F;es<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0325] „Danke verbindlichſt! Aber verzeihen Sie — ich muß doch bemerken, Herr Doctor —“ „Ja —?“ „Daß Sie den Ernſt der Stunde ein Wenig zu unterſchätzen ſcheinen —“ „Meinen Sie? — Ach nee! Doch — offengeſagt —: ich finde die ganze Geſchichte dämoniſch kleinlich, albern, überflüſſig, trivial .. und vor Allem empörend lang- weilig .. Geſtatten Sie übrigens, daß ich mir ein Exemplar meiner Virginia zu Gemüthe ziehe. Hoffent- lich finden Sie nicht, daß unſer ehrenwerther, blut- rother Piſtolenſpeech durch ein paar blaue Rauch- wolken entweiht wird — ich meine im Gegentheil: derartige Akte dürfen des Weihrauchs nicht ent- behren — ſie möchten ſonſt zu nüchtern und zu ſchamlos nackt ſein —“ Herr von Schnauzl war etwas unruhig geworden. Er wußte nicht recht, wie er dieſen Herrn Doctor nehmen ſollte .. Sollte er ſich durch dieſe Art der Geſprächs- führung auch beleidigt fühlen und .. und die ganze Verhandlung abbrechen? Grund genug dazu hatte er ſchließlich erhalten durch die höhniſch-moquante Art, mit welcher der Gegner ſeines Freundes ſich aufſpielte. Aber er hatte ja noch nicht einmal die Forderung ſelbſt normirt — und darum — — Adam hatte ſich in den Seſſel geworfen, der vor ſeinem Cylinder-Bureau ſtand, und betrachtete ſein ſchräges Gegenüber. Herr von Schnauzl machte ihm durchaus keinen ſympathiſchen Eindruck. Das ganze Weſen dieſes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/325
Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/325>, abgerufen am 12.05.2024.