matschig und breiig sein -- na! wir wollens nur 'mal versuchen -- also wir schlucken noch ein Wenig die Morgenluft ein -- machen uns 'n bissel frischer und dehniger, sehniger, beweglicher -- nicht wahr, Kind? -- plaudern noch über Dies und Das -- und nachher -- nachher kommst Du mit zu mir, mein Lieb -- und schläfst Dich bei mir tüchtig aus -- und morgen respective heute früh gehe ich zu Deinem Papa und sage ihm ganz vergnügt, daß uns übermüthigen Menschenkin- dern der kleine Extra-Streich urfamos bekommen wäre! Dein Papa wird doch auch in praxi Philosoph genug sein, um unsere That, in der sich die Natur einmal so recht ausgelebt hat, nicht mit der Krämerelle zu messen. Meinst Du nicht auch --?"
"Mit zu Dir gehen -- nein, Adam, das thue ich auf keinen Fall!" erklärte Hedwig sehr bestimmt und umschritt, zu Boden blickend, eine braungraue Wegpfütze, die sich in der Mitte des schmalen, glitschrigen Parksteges über Gebühr breit hingegossen hatte.
"Das thust Du nicht --? Nun! was denken das gnädige Fräulein dann zu thun --?" fragte Adam, höhnisch-verdrießlich. Er war doch im Grunde nur berechtigt, seiner Sache gewiß zu sein. Warum also überflüssige Weitläufigkeiten? Unglaublich! Aber die Weiber!
"Du hast doch gehört -- ich will nach Hause gehen --"
"Um diese Stunde? Früh genug ist es aller- dings. Aber wir sind schon von heute, mein Fräu-
matſchig und breiig ſein — na! wir wollens nur 'mal verſuchen — alſo wir ſchlucken noch ein Wenig die Morgenluft ein — machen uns 'n biſſel friſcher und dehniger, ſehniger, beweglicher — nicht wahr, Kind? — plaudern noch über Dies und Das — und nachher — nachher kommſt Du mit zu mir, mein Lieb — und ſchläfſt Dich bei mir tüchtig aus — und morgen reſpective heute früh gehe ich zu Deinem Papa und ſage ihm ganz vergnügt, daß uns übermüthigen Menſchenkin- dern der kleine Extra-Streich urfamos bekommen wäre! Dein Papa wird doch auch in praxi Philoſoph genug ſein, um unſere That, in der ſich die Natur einmal ſo recht ausgelebt hat, nicht mit der Krämerelle zu meſſen. Meinſt Du nicht auch —?“
„Mit zu Dir gehen — nein, Adam, das thue ich auf keinen Fall!“ erklärte Hedwig ſehr beſtimmt und umſchritt, zu Boden blickend, eine braungraue Wegpfütze, die ſich in der Mitte des ſchmalen, glitſchrigen Parkſteges über Gebühr breit hingegoſſen hatte.
„Das thuſt Du nicht —? Nun! was denken das gnädige Fräulein dann zu thun —?“ fragte Adam, höhniſch-verdrießlich. Er war doch im Grunde nur berechtigt, ſeiner Sache gewiß zu ſein. Warum alſo überflüſſige Weitläufigkeiten? Unglaublich! Aber die Weiber!
„Du haſt doch gehört — ich will nach Hauſe gehen —“
„Um dieſe Stunde? Früh genug iſt es aller- dings. Aber wir ſind ſchon von heute, mein Fräu-
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matſchig und breiig ſein — na! wir wollens nur
'mal verſuchen — alſo wir ſchlucken noch ein Wenig
die Morgenluft ein — machen uns 'n biſſel friſcher
und dehniger, ſehniger, beweglicher — nicht wahr,
Kind? — plaudern noch über Dies und Das — und
nachher — nachher kommſt Du mit zu mir, mein Lieb —
und ſchläfſt Dich bei mir tüchtig aus — und morgen
reſpective heute früh gehe ich zu Deinem Papa und ſage
ihm ganz vergnügt, daß uns übermüthigen Menſchenkin-
dern der kleine Extra-Streich urfamos bekommen wäre!
Dein Papa wird doch auch in praxi Philoſoph genug
ſein, um unſere That, in der ſich die Natur einmal
ſo recht ausgelebt hat, nicht mit der Krämerelle zu
meſſen. Meinſt Du nicht auch —?“
„Mit zu Dir gehen — nein, Adam, das thue
ich auf keinen Fall!“ erklärte Hedwig ſehr beſtimmt
und umſchritt, zu Boden blickend, eine braungraue
Wegpfütze, die ſich in der Mitte des ſchmalen,
glitſchrigen Parkſteges über Gebühr breit hingegoſſen
hatte.
„Das thuſt Du nicht —? Nun! was denken
das gnädige Fräulein dann zu thun —?“ fragte
Adam, höhniſch-verdrießlich. Er war doch im Grunde
nur berechtigt, ſeiner Sache gewiß zu ſein. Warum
alſo überflüſſige Weitläufigkeiten? Unglaublich! Aber
die Weiber!
„Du haſt doch gehört — ich will nach Hauſe
gehen —“
„Um dieſe Stunde? Früh genug iſt es aller-
dings. Aber wir ſind ſchon von heute, mein Fräu-
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/296>, abgerufen am 23.11.2024.
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