"Gewiß! Na! da dürfen wir ja noch 'ne Weile sitzen! Wie spät haben wir's denn jetzt?"
"Es geht auf Zwei! Nehmen Sie sich nur Zeit, Herr Doctor! Noch 'n Stündchen -- dann müssen wir aber Schicht machen --"
"Bitte, Hedwig, trink doch! Ich glaube, Du bist noch beim ersten Glase! Nimm Dir an mir ein Beispiel! Nicht wahr, Herr Wirth -- bei einer Flasche Liebfrauenmilch habe ich es noch nie be- wenden lassen --?"
"Ja! Ja! Es sind wohl meistentheils ... mehrere ... Flaschen geworden .. Aber da waren Sie auch -- wie soll ich sagen? -- da gings flotter -- lustiger [h]er -- da --"
"Pst!" drohte Adam, halb im Ernste, halb im Spaße. "Nix ausplaudern, mein Lieber --!"
"Du brauchst Dir gar keinen Zwang aufzulegen, Adam! Du weißt doch -- wir haben uns ja über diesen Punkt ausgesprochen --" warf Hedwig ein, Aerger und Verbitterung in der Stimme.
"Sie sehen, Herr Engler: so ein Pantoffel- held ist man nun glücklich geworden! Ja! Die Liebe! Die Liebe! Die kriegt Alles fertig und krümmt selbst den trotzigsten Nacken --" scherzte Adam gezwungen .. "-- aber ganz hast Du mich noch nicht gebändigt, liebe Hedwig -- ganz noch nicht --"
"Bitte, laß das! --"
Herr Engler entfernte sich. Er konnte den Doctor nicht begreifen. Wollte der's denn wirklich nur noch mit den Philistern halten? Und der würdige Wein-
„Gewiß! Na! da dürfen wir ja noch 'ne Weile ſitzen! Wie ſpät haben wir's denn jetzt?“
„Es geht auf Zwei! Nehmen Sie ſich nur Zeit, Herr Doctor! Noch 'n Stündchen — dann müſſen wir aber Schicht machen —“
„Bitte, Hedwig, trink doch! Ich glaube, Du biſt noch beim erſten Glaſe! Nimm Dir an mir ein Beiſpiel! Nicht wahr, Herr Wirth — bei einer Flaſche Liebfrauenmilch habe ich es noch nie be- wenden laſſen —?“
„Ja! Ja! Es ſind wohl meiſtentheils ... mehrere ... Flaſchen geworden .. Aber da waren Sie auch — wie ſoll ich ſagen? — da gings flotter — luſtiger [h]er — da —“
„Pſt!“ drohte Adam, halb im Ernſte, halb im Spaße. „Nix ausplaudern, mein Lieber —!“
„Du brauchſt Dir gar keinen Zwang aufzulegen, Adam! Du weißt doch — wir haben uns ja über dieſen Punkt ausgeſprochen —“ warf Hedwig ein, Aerger und Verbitterung in der Stimme.
„Sie ſehen, Herr Engler: ſo ein Pantoffel- held iſt man nun glücklich geworden! Ja! Die Liebe! Die Liebe! Die kriegt Alles fertig und krümmt ſelbſt den trotzigſten Nacken —“ ſcherzte Adam gezwungen .. „— aber ganz haſt Du mich noch nicht gebändigt, liebe Hedwig — ganz noch nicht —“
„Bitte, laß das! —“
Herr Engler entfernte ſich. Er konnte den Doctor nicht begreifen. Wollte der's denn wirklich nur noch mit den Philiſtern halten? Und der würdige Wein-
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„Gewiß! Na! da dürfen wir ja noch 'ne
Weile ſitzen! Wie ſpät haben wir's denn jetzt?“
„Es geht auf Zwei! Nehmen Sie ſich nur Zeit,
Herr Doctor! Noch 'n Stündchen — dann müſſen
wir aber Schicht machen —“
„Bitte, Hedwig, trink doch! Ich glaube, Du biſt
noch beim erſten Glaſe! Nimm Dir an mir ein
Beiſpiel! Nicht wahr, Herr Wirth — bei einer
Flaſche Liebfrauenmilch habe ich es noch nie be-
wenden laſſen —?“
„Ja! Ja! Es ſind wohl meiſtentheils ... mehrere
... Flaſchen geworden .. Aber da waren Sie auch
— wie ſoll ich ſagen? — da gings flotter — luſtiger
her — da —“
„Pſt!“ drohte Adam, halb im Ernſte, halb im
Spaße. „Nix ausplaudern, mein Lieber —!“
„Du brauchſt Dir gar keinen Zwang aufzulegen,
Adam! Du weißt doch — wir haben uns ja über
dieſen Punkt ausgeſprochen —“ warf Hedwig ein,
Aerger und Verbitterung in der Stimme.
„Sie ſehen, Herr Engler: ſo ein Pantoffel-
held iſt man nun glücklich geworden! Ja! Die
Liebe! Die Liebe! Die kriegt Alles fertig und
krümmt ſelbſt den trotzigſten Nacken —“ ſcherzte
Adam gezwungen .. „— aber ganz haſt Du mich noch
nicht gebändigt, liebe Hedwig — ganz noch nicht —“
„Bitte, laß das! —“
Herr Engler entfernte ſich. Er konnte den Doctor
nicht begreifen. Wollte der's denn wirklich nur noch
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/284>, abgerufen am 24.11.2024.
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