Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].spät! Du mußt Dich schon zu fassen suchen. Und weine Der Regen ging eben in den hergebrachten Ge- "Guten Abend, Herr Doctor --" begrüßte der In hartem, scharfem Blauweiß prallte jetzt der "Mein Gott --!" schrak die Kellnerin zusammen, "Das hat eingeschlagen!" versicherte Herr Engler ſpät! Du mußt Dich ſchon zu faſſen ſuchen. Und weine Der Regen ging eben in den hergebrachten Ge- „Guten Abend, Herr Doctor —“ begrüßte der In hartem, ſcharfem Blauweiß prallte jetzt der „Mein Gott —!“ ſchrak die Kellnerin zuſammen, „Das hat eingeſchlagen!“ verſicherte Herr Engler <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0278" n="270"/> ſpät! Du mußt Dich ſchon zu faſſen ſuchen. Und weine<lb/> doch nicht ſo — Du haſt ja mich! Vertraue mir<lb/> doch ein Wenig, mein Lieb! Man darf wirklich<lb/> nicht zu ſentimental ſein im Leben! Wir können<lb/> das Neue ſo oft — ſo unendlich oft nur durch<lb/> Aufopferung des Alten erkaufen — es iſt nun ein-<lb/> mal ſo — Du mußt Dich an den Gedanken ge-<lb/> wöhnen, ſo herb und hart er auch ſein mag —“</p><lb/> <p>Der Regen ging eben in den hergebrachten Ge-<lb/> witterrhythmus über, als die beiden das Lokal er-<lb/> reicht hatten.</p><lb/> <p>„Guten Abend, Herr Doctor —“ begrüßte der<lb/> Wirth, Herr Engler, ſich höflich verneigend die Ein-<lb/> tretenden — „das war aber die allerhöchſte Zeit!<lb/> Noch ein paar Minuten ſpäter — und — — nicht<lb/> wahr? man ſollte es gar nicht glauben: wir haben doch<lb/> eigentlich noch gar keine beſonders heißen Tage gehabt<lb/> — und nun knallerts ſchon los — es ſcheint 'n ganz<lb/> hübſches Gewitterchen werden zu wollen —“</p><lb/> <p>In hartem, ſcharfem Blauweiß prallte jetzt der<lb/> Wiederſchein eines Blitzes gegen die ſchwarzen Fenſter-<lb/> ſcheiben. Aber im Innern des Raumes konnte er<lb/> bei der runden Lichtfülle, die ſich hier ausgab, nicht<lb/> recht zur Geltung kommen. Ein dröhnender Donner<lb/> rollte unmittelbar hinterher.</p><lb/> <p>„Mein Gott —!“ ſchrak die Kellnerin zuſammen,<lb/> die mit der Weinkarte zu Adam hingetreten war.</p><lb/> <p>„Das hat eingeſchlagen!“ verſicherte Herr Engler<lb/> ſehr beſtimmt. Er ſchien ſich auf derartige Prophe-<lb/> zeihungen zu verſtehen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [270/0278]
ſpät! Du mußt Dich ſchon zu faſſen ſuchen. Und weine
doch nicht ſo — Du haſt ja mich! Vertraue mir
doch ein Wenig, mein Lieb! Man darf wirklich
nicht zu ſentimental ſein im Leben! Wir können
das Neue ſo oft — ſo unendlich oft nur durch
Aufopferung des Alten erkaufen — es iſt nun ein-
mal ſo — Du mußt Dich an den Gedanken ge-
wöhnen, ſo herb und hart er auch ſein mag —“
Der Regen ging eben in den hergebrachten Ge-
witterrhythmus über, als die beiden das Lokal er-
reicht hatten.
„Guten Abend, Herr Doctor —“ begrüßte der
Wirth, Herr Engler, ſich höflich verneigend die Ein-
tretenden — „das war aber die allerhöchſte Zeit!
Noch ein paar Minuten ſpäter — und — — nicht
wahr? man ſollte es gar nicht glauben: wir haben doch
eigentlich noch gar keine beſonders heißen Tage gehabt
— und nun knallerts ſchon los — es ſcheint 'n ganz
hübſches Gewitterchen werden zu wollen —“
In hartem, ſcharfem Blauweiß prallte jetzt der
Wiederſchein eines Blitzes gegen die ſchwarzen Fenſter-
ſcheiben. Aber im Innern des Raumes konnte er
bei der runden Lichtfülle, die ſich hier ausgab, nicht
recht zur Geltung kommen. Ein dröhnender Donner
rollte unmittelbar hinterher.
„Mein Gott —!“ ſchrak die Kellnerin zuſammen,
die mit der Weinkarte zu Adam hingetreten war.
„Das hat eingeſchlagen!“ verſicherte Herr Engler
ſehr beſtimmt. Er ſchien ſich auf derartige Prophe-
zeihungen zu verſtehen.
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