"Siehst Du, Kind -- nun sind wir auf einmal entre nous! .. Die Geschichte war doch sehr schnell arrangirt -- nicht? Uebrigens -- jetzt fehlte nur noch, daß ein Dritter anspaziert käme und Dich wiederum mir abspenstig machte! Das heißt: so leicht sollte es ihm nicht werden -- beileibe nicht! .. Aber ... laß uns bald aufbrechen -- ja? Wir sind den Göttern eine Hekatombe schuldig ... Ich habe Sehnsucht nach .. Dir, Kind! Mache! .. Komm! .. Trink Deinen Kaffee aus, bitte! -- wir gehen zu mir -- da wird's gut sein .. und da wer- den wir Hütten bauen ..."
Eine kleine Frist darauf verließ Adam mit seiner köstlichen Kriegsbeute das Lokal. Die beiden schritten Arm in Arm, eng aneinandergeschmiegt, durch die stillen Straßen dahin und plauderten miteinander und neckten sich und kosten, als stellten sie vor ein bräutlich liebend Paar. Und der Nachtwind strich um sie herum und zauste zaghaft an ihnen und blies sie sanft an und lauschte auf die Ouvertüre der Liebesnacht, welche zwei Menschenkinder feiern wollten, die sich vorher noch nie begegnet waren .. die der Gott der Stunde heute zusammengethan .. Es war zwischen zwei und drei Uhr. Der Himmel ließ soeben sein starres, gebundenes Schwarz in die erste hellere, mehr dunkelblaue Farbenwellung hinüber- schlüpfen. Der Schlummer des Lichts begann un- merklich leiser und leiser zu werden. Bald mußte es aufwachen und den ganzen Horizont überflammen.
Adam aber vergaß in den weißen Armen seiner
„Siehſt Du, Kind — nun ſind wir auf einmal entre nous! .. Die Geſchichte war doch ſehr ſchnell arrangirt — nicht? Uebrigens — jetzt fehlte nur noch, daß ein Dritter anſpaziert käme und Dich wiederum mir abſpenſtig machte! Das heißt: ſo leicht ſollte es ihm nicht werden — beileibe nicht! .. Aber ... laß uns bald aufbrechen — ja? Wir ſind den Göttern eine Hekatombe ſchuldig ... Ich habe Sehnſucht nach .. Dir, Kind! Mache! .. Komm! .. Trink Deinen Kaffee aus, bitte! — wir gehen zu mir — da wird's gut ſein .. und da wer- den wir Hütten bauen ...“
Eine kleine Friſt darauf verließ Adam mit ſeiner köſtlichen Kriegsbeute das Lokal. Die beiden ſchritten Arm in Arm, eng aneinandergeſchmiegt, durch die ſtillen Straßen dahin und plauderten miteinander und neckten ſich und koſten, als ſtellten ſie vor ein bräutlich liebend Paar. Und der Nachtwind ſtrich um ſie herum und zauſte zaghaft an ihnen und blies ſie ſanft an und lauſchte auf die Ouvertüre der Liebesnacht, welche zwei Menſchenkinder feiern wollten, die ſich vorher noch nie begegnet waren .. die der Gott der Stunde heute zuſammengethan .. Es war zwiſchen zwei und drei Uhr. Der Himmel ließ ſoeben ſein ſtarres, gebundenes Schwarz in die erſte hellere, mehr dunkelblaue Farbenwellung hinüber- ſchlüpfen. Der Schlummer des Lichts begann un- merklich leiſer und leiſer zu werden. Bald mußte es aufwachen und den ganzen Horizont überflammen.
Adam aber vergaß in den weißen Armen ſeiner
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0183"n="175"/><p>„Siehſt Du, Kind — nun ſind wir auf einmal<lb/><hirendition="#aq">entre nous</hi>! .. Die Geſchichte war doch ſehr ſchnell<lb/>
arrangirt — nicht? Uebrigens — jetzt fehlte nur<lb/>
noch, daß ein Dritter anſpaziert käme und Dich<lb/>
wiederum <hirendition="#g">mir</hi> abſpenſtig machte! Das heißt: ſo<lb/>
leicht ſollte es ihm nicht werden — beileibe nicht! ..<lb/>
Aber ... laß uns bald aufbrechen — ja? Wir<lb/>ſind den Göttern eine Hekatombe ſchuldig ... Ich<lb/>
habe Sehnſucht nach .. Dir, Kind! Mache! ..<lb/>
Komm! .. Trink Deinen Kaffee aus, bitte! — wir<lb/>
gehen zu mir — da wird's gut ſein .. und da wer-<lb/>
den wir Hütten bauen ...“</p><lb/><p>Eine kleine Friſt darauf verließ Adam mit ſeiner<lb/>
köſtlichen Kriegsbeute das Lokal. Die beiden ſchritten<lb/>
Arm in Arm, eng aneinandergeſchmiegt, durch die<lb/>ſtillen Straßen dahin und plauderten miteinander<lb/>
und neckten ſich und koſten, als ſtellten ſie vor ein<lb/>
bräutlich liebend Paar. Und der Nachtwind ſtrich<lb/>
um ſie herum und zauſte zaghaft an ihnen und blies<lb/>ſie ſanft an und lauſchte auf die Ouvertüre der<lb/>
Liebesnacht, welche zwei Menſchenkinder feiern wollten,<lb/>
die ſich vorher noch nie begegnet waren .. die der<lb/>
Gott der Stunde heute zuſammengethan .. Es<lb/>
war zwiſchen zwei und drei Uhr. Der Himmel<lb/>
ließ ſoeben ſein ſtarres, gebundenes Schwarz in die<lb/>
erſte hellere, mehr dunkelblaue Farbenwellung hinüber-<lb/>ſchlüpfen. Der Schlummer des Lichts begann un-<lb/>
merklich leiſer und leiſer zu werden. Bald mußte<lb/>
es aufwachen und den ganzen Horizont überflammen.</p><lb/><p>Adam aber vergaß in den weißen Armen ſeiner<lb/></p></div></body></text></TEI>
[175/0183]
„Siehſt Du, Kind — nun ſind wir auf einmal
entre nous! .. Die Geſchichte war doch ſehr ſchnell
arrangirt — nicht? Uebrigens — jetzt fehlte nur
noch, daß ein Dritter anſpaziert käme und Dich
wiederum mir abſpenſtig machte! Das heißt: ſo
leicht ſollte es ihm nicht werden — beileibe nicht! ..
Aber ... laß uns bald aufbrechen — ja? Wir
ſind den Göttern eine Hekatombe ſchuldig ... Ich
habe Sehnſucht nach .. Dir, Kind! Mache! ..
Komm! .. Trink Deinen Kaffee aus, bitte! — wir
gehen zu mir — da wird's gut ſein .. und da wer-
den wir Hütten bauen ...“
Eine kleine Friſt darauf verließ Adam mit ſeiner
köſtlichen Kriegsbeute das Lokal. Die beiden ſchritten
Arm in Arm, eng aneinandergeſchmiegt, durch die
ſtillen Straßen dahin und plauderten miteinander
und neckten ſich und koſten, als ſtellten ſie vor ein
bräutlich liebend Paar. Und der Nachtwind ſtrich
um ſie herum und zauſte zaghaft an ihnen und blies
ſie ſanft an und lauſchte auf die Ouvertüre der
Liebesnacht, welche zwei Menſchenkinder feiern wollten,
die ſich vorher noch nie begegnet waren .. die der
Gott der Stunde heute zuſammengethan .. Es
war zwiſchen zwei und drei Uhr. Der Himmel
ließ ſoeben ſein ſtarres, gebundenes Schwarz in die
erſte hellere, mehr dunkelblaue Farbenwellung hinüber-
ſchlüpfen. Der Schlummer des Lichts begann un-
merklich leiſer und leiſer zu werden. Bald mußte
es aufwachen und den ganzen Horizont überflammen.
Adam aber vergaß in den weißen Armen ſeiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/183>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.