muß ... Qu 'importe? Wenn ich nicht zu sehr Ihre Kreise störe, Herr Doctor -- --"
"Bitte! ."
"Also auf Wiedersehen! .. Wollen Sie mich gütigst Ihrem Fräulein Tochter empfehlen .. Ich habe die Ehre! .."
"Adieu! .."
Adam verließ das Zimmer. Auf dem Corridor athmete er einmal tief auf und schaute unwillkürlich nach der feschen Dienstmaid aus. Er hätte zu gern eine kleine Abwechslung gehabt. Aber das Mädel blieb unsichtbar.
Als Adam die letzten Treppenstufen hinunter schritt, betrat Hedwig den Hausflur. Der Herr Doctor ging langsam an ihr vorüber und grüßte sehr förmlich. Die Dame nickte kurz.
An der Thür wandte sich Adam noch einmal um. Fräulein Irmer stieg ruhig die Treppe hinauf.
Adam gab einen kurzen, grellen, scharfen Pfiff von sich. Dann schlug er die große, schwere, un- gefüge Thür hinter sich zu. --
Endlich war Nachricht von Lydia gekommen. Frau Lange schrieb mit kleiner, schräger, nicht be- sonders geübter, kaum charakteristischer Schrift:
"Werther Herr Doctor!
Wollen Sie morgen Abend die bewußte Tasse Thee bei mir trinken --? Gegen acht Uhr -- ja? Bitte, bringen Sie doch die Stimmung wieder mit, in der Sie den Brief geschrieben! Er hat mir viel Vergnügen gemacht, trotzdem ich ihn wohl noch nicht ganz verstanden
muß ... Qu 'importe? Wenn ich nicht zu ſehr Ihre Kreiſe ſtöre, Herr Doctor — —“
„Bitte! .“
„Alſo auf Wiederſehen! .. Wollen Sie mich gütigſt Ihrem Fräulein Tochter empfehlen .. Ich habe die Ehre! ..“
„Adieu! ..“
Adam verließ das Zimmer. Auf dem Corridor athmete er einmal tief auf und ſchaute unwillkürlich nach der feſchen Dienſtmaid aus. Er hätte zu gern eine kleine Abwechslung gehabt. Aber das Mädel blieb unſichtbar.
Als Adam die letzten Treppenſtufen hinunter ſchritt, betrat Hedwig den Hausflur. Der Herr Doctor ging langſam an ihr vorüber und grüßte ſehr förmlich. Die Dame nickte kurz.
An der Thür wandte ſich Adam noch einmal um. Fräulein Irmer ſtieg ruhig die Treppe hinauf.
Adam gab einen kurzen, grellen, ſcharfen Pfiff von ſich. Dann ſchlug er die große, ſchwere, un- gefüge Thür hinter ſich zu. —
Endlich war Nachricht von Lydia gekommen. Frau Lange ſchrieb mit kleiner, ſchräger, nicht be- ſonders geübter, kaum charakteriſtiſcher Schrift:
„Werther Herr Doctor!
Wollen Sie morgen Abend die bewußte Taſſe Thee bei mir trinken —? Gegen acht Uhr — ja? Bitte, bringen Sie doch die Stimmung wieder mit, in der Sie den Brief geſchrieben! Er hat mir viel Vergnügen gemacht, trotzdem ich ihn wohl noch nicht ganz verſtanden
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muß ... Qu 'importe? Wenn ich nicht zu ſehr
Ihre Kreiſe ſtöre, Herr Doctor — —“
„Bitte! .“
„Alſo auf Wiederſehen! .. Wollen Sie mich
gütigſt Ihrem Fräulein Tochter empfehlen .. Ich
habe die Ehre! ..“
„Adieu! ..“
Adam verließ das Zimmer. Auf dem Corridor
athmete er einmal tief auf und ſchaute unwillkürlich
nach der feſchen Dienſtmaid aus. Er hätte zu gern
eine kleine Abwechslung gehabt. Aber das Mädel
blieb unſichtbar.
Als Adam die letzten Treppenſtufen hinunter
ſchritt, betrat Hedwig den Hausflur. Der Herr
Doctor ging langſam an ihr vorüber und grüßte
ſehr förmlich. Die Dame nickte kurz.
An der Thür wandte ſich Adam noch einmal um.
Fräulein Irmer ſtieg ruhig die Treppe hinauf.
Adam gab einen kurzen, grellen, ſcharfen Pfiff
von ſich. Dann ſchlug er die große, ſchwere, un-
gefüge Thür hinter ſich zu. —
Endlich war Nachricht von Lydia gekommen.
Frau Lange ſchrieb mit kleiner, ſchräger, nicht be-
ſonders geübter, kaum charakteriſtiſcher Schrift:
„Werther Herr Doctor! Wollen Sie morgen
Abend die bewußte Taſſe Thee bei mir trinken —?
Gegen acht Uhr — ja? Bitte, bringen Sie doch
die Stimmung wieder mit, in der Sie den Brief
geſchrieben! Er hat mir viel Vergnügen gemacht,
trotzdem ich ihn wohl noch nicht ganz verſtanden
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/130>, abgerufen am 16.02.2025.
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