schon zu sehr mit dem Bewußtsein, daß ich coquettire -- vielleicht bin ich in natura .. meerschendeehls -- pardon! -- also sehr oft viel ehrlicher und wahrer, als ich mir einbilde. Ich interessire mich nun ein- mal für Sie. Sehr sogar! Sehr! Vielleicht bin ich auch schon ehrlich verliebt in Sie -- weiß der Teufel! -- liebe Sie womöglich schon hagebüchen leidenschaftlich -- -- aber, Hedwig -- ein Geständniß -- verzeihen Sie! -- aber ich kann nicht anders -- ich muß es Ihnen doch zum Besten geben -- also: ich bin so grenzenlos egoistisch, daß ich vollständig zufrieden bin, wenn ich durch ein tieferes Interesse, durch eine heftigere Neigung für ein weibliches Wesen, vielleicht sogar durch eine stürmische Leidenschaft, an mir selbst eine Steigerung meines Ichs erfahre -- auf Erwiderung meiner Gefühle rechne ich eigentlich gar nicht -- ich bedarf ihrer gar nicht -- -- ich will nur Gelegenheit und Möglichkeit haben, mich auch nach dieser Richtung hin auszuströmen, so wie ich mich auch in jeder anderen Beziehung, als fanatisch auf Unabhängigkeit und Selbständigkeit Ver- sessener, vollkommen zwanglos, ungehemmt, rücksichts- los ausleben will .. Verstehen Sie mich, Fräulein Hedwig --?"
"Ich denke! Aber was soll das mir --? Warum sagen Sie das mir --? Darin verstehe ich Sie allerdings nicht --"
"Warum ich Ihnen das sage, Hedwig? Nun, ich denke: das ist doch einfach genug. Ich gestand Ihnen schon: Sie interessiren mich. Aber Sie sprechen
ſchon zu ſehr mit dem Bewußtſein, daß ich coquettire — vielleicht bin ich in natura .. meerſchendeehls — pardon! — alſo ſehr oft viel ehrlicher und wahrer, als ich mir einbilde. Ich intereſſire mich nun ein- mal für Sie. Sehr ſogar! Sehr! Vielleicht bin ich auch ſchon ehrlich verliebt in Sie — weiß der Teufel! — liebe Sie womöglich ſchon hagebüchen leidenſchaftlich — — aber, Hedwig — ein Geſtändniß — verzeihen Sie! — aber ich kann nicht anders — ich muß es Ihnen doch zum Beſten geben — alſo: ich bin ſo grenzenlos egoiſtiſch, daß ich vollſtändig zufrieden bin, wenn ich durch ein tieferes Intereſſe, durch eine heftigere Neigung für ein weibliches Weſen, vielleicht ſogar durch eine ſtürmiſche Leidenſchaft, an mir ſelbſt eine Steigerung meines Ichs erfahre — auf Erwiderung meiner Gefühle rechne ich eigentlich gar nicht — ich bedarf ihrer gar nicht — — ich will nur Gelegenheit und Möglichkeit haben, mich auch nach dieſer Richtung hin auszuſtrömen, ſo wie ich mich auch in jeder anderen Beziehung, als fanatiſch auf Unabhängigkeit und Selbſtändigkeit Ver- ſeſſener, vollkommen zwanglos, ungehemmt, rückſichts- los ausleben will .. Verſtehen Sie mich, Fräulein Hedwig —?“
„Ich denke! Aber was ſoll das mir —? Warum ſagen Sie das mir —? Darin verſtehe ich Sie allerdings nicht —“
„Warum ich Ihnen das ſage, Hedwig? Nun, ich denke: das iſt doch einfach genug. Ich geſtand Ihnen ſchon: Sie intereſſiren mich. Aber Sie ſprechen
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ſchon zu ſehr mit dem Bewußtſein, daß ich coquettire
— vielleicht bin ich in natura .. meerſchendeehls —
pardon! — alſo ſehr oft viel ehrlicher und wahrer,
als ich mir einbilde. Ich intereſſire mich nun ein-
mal für Sie. Sehr ſogar! Sehr! Vielleicht bin
ich auch ſchon ehrlich verliebt in Sie — weiß der
Teufel! — liebe Sie womöglich ſchon hagebüchen
leidenſchaftlich — — aber, Hedwig — ein Geſtändniß
— verzeihen Sie! — aber ich kann nicht anders —
ich muß es Ihnen doch zum Beſten geben — alſo:
ich bin ſo grenzenlos egoiſtiſch, daß ich vollſtändig
zufrieden bin, wenn ich durch ein tieferes Intereſſe,
durch eine heftigere Neigung für ein weibliches Weſen,
vielleicht ſogar durch eine ſtürmiſche Leidenſchaft, an
mir ſelbſt eine Steigerung meines Ichs erfahre —
auf Erwiderung meiner Gefühle rechne ich eigentlich
gar nicht — ich bedarf ihrer gar nicht — — ich
will nur Gelegenheit und Möglichkeit haben, mich
auch nach dieſer Richtung hin auszuſtrömen, ſo wie
ich mich auch in jeder anderen Beziehung, als
fanatiſch auf Unabhängigkeit und Selbſtändigkeit Ver-
ſeſſener, vollkommen zwanglos, ungehemmt, rückſichts-
los ausleben will .. Verſtehen Sie mich, Fräulein
Hedwig —?“
„Ich denke! Aber was ſoll das mir —?
Warum ſagen Sie das mir —? Darin verſtehe ich
Sie allerdings nicht —“
„Warum ich Ihnen das ſage, Hedwig? Nun,
ich denke: das iſt doch einfach genug. Ich geſtand
Ihnen ſchon: Sie intereſſiren mich. Aber Sie ſprechen
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/102>, abgerufen am 26.11.2024.
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