Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.höhere wissenschaftliche Bildung geplant. Der neue Verein er- Bereits im Herbst 1867 richtete der Allgemeine Deutsche höhere wissenschaftliche Bildung geplant. Der neue Verein er- Bereits im Herbst 1867 richtete der Allgemeine Deutsche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0038" n="22"/> höhere wissenschaftliche Bildung geplant. Der neue Verein er-<lb/> hielt den Namen „Allgemeiner Deutscher Frauenverein“. Sein<lb/> Sitz sollte in Leipzig sein. Jm December schon erschien die<lb/> erste Nummer der neuen Vereinszeitung „Neue Bahnen“, die<lb/> noch heute (halbmonatlich) erscheint.</p><lb/> <p>Bereits im Herbst 1867 richtete der Allgemeine Deutsche<lb/> Frauenverein eine Petition an den Reichstag des Norddeutschen<lb/> Bundes, es möchte bei der Berathung über die Post- und<lb/> Telegraphenverwaltung in Erwägung gezogen werden, daß die<lb/> Frauen zuvor schon im Königreich Sachsen die Berechtigung<lb/> zum Post- und Telegraphendienst besessen, daß daher dieselbe<lb/> jetzt auf das Gebiet des Norddeutschen Bundes ausgedehnt werde.<lb/> Auch an den in Hamburg tagenden Congreß der Volkswirthe<lb/> richtete der Verein die Erinnerung, wenn der Congreß sich mit<lb/> den Fortschritten der Volkswirthschaft beschäftige, möge er dabei<lb/> nicht nur die Jnteressen der Arbeiter, sondern auch die der Ar-<lb/> beiterinnen im Auge haben. Jm Juni 1867 hatte die erste<lb/> Generalversammlung stattgefunden, im September 1868 folgte<lb/> die zweite. Es waren Wanderversammlungen, die sich jährlich<lb/> wiederholten und von Ort zu Ort, von Landschaft zu Landschaft<lb/> Propaganda machen wollten. Wiederholt wendete man sich mit<lb/> Petitionen an die sächsische Kammer, um für das weibliche<lb/> Geschlecht eine vermehrte Anstellung der Lehrerinnen zu erlangen.<lb/> Jn der Eisenacher Generalversammlung (Herbst 1872) wurde<lb/> bereits ein Vortrag gehalten – und dieser von einem Manne –,<lb/> daß mit dem bloßen Zulassen der Frauen zu den Universitäten<lb/> in der Eigenschaft außerordentlicher Hörerinnen (wie es an der<lb/> Universität Leipzig seit kurzem geschehen) der Sache nicht gedient<lb/> sei; es bedürfe einer durchgreifenden wissenschaftlichen Bildung,<lb/> damit man weibliche Aerzte, weibliche Anwälte, akademisch ge-<lb/> bildete Lehrerinnen für die Töchterschulen erhalte. Diesem Vor-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0038]
höhere wissenschaftliche Bildung geplant. Der neue Verein er-
hielt den Namen „Allgemeiner Deutscher Frauenverein“. Sein
Sitz sollte in Leipzig sein. Jm December schon erschien die
erste Nummer der neuen Vereinszeitung „Neue Bahnen“, die
noch heute (halbmonatlich) erscheint.
Bereits im Herbst 1867 richtete der Allgemeine Deutsche
Frauenverein eine Petition an den Reichstag des Norddeutschen
Bundes, es möchte bei der Berathung über die Post- und
Telegraphenverwaltung in Erwägung gezogen werden, daß die
Frauen zuvor schon im Königreich Sachsen die Berechtigung
zum Post- und Telegraphendienst besessen, daß daher dieselbe
jetzt auf das Gebiet des Norddeutschen Bundes ausgedehnt werde.
Auch an den in Hamburg tagenden Congreß der Volkswirthe
richtete der Verein die Erinnerung, wenn der Congreß sich mit
den Fortschritten der Volkswirthschaft beschäftige, möge er dabei
nicht nur die Jnteressen der Arbeiter, sondern auch die der Ar-
beiterinnen im Auge haben. Jm Juni 1867 hatte die erste
Generalversammlung stattgefunden, im September 1868 folgte
die zweite. Es waren Wanderversammlungen, die sich jährlich
wiederholten und von Ort zu Ort, von Landschaft zu Landschaft
Propaganda machen wollten. Wiederholt wendete man sich mit
Petitionen an die sächsische Kammer, um für das weibliche
Geschlecht eine vermehrte Anstellung der Lehrerinnen zu erlangen.
Jn der Eisenacher Generalversammlung (Herbst 1872) wurde
bereits ein Vortrag gehalten – und dieser von einem Manne –,
daß mit dem bloßen Zulassen der Frauen zu den Universitäten
in der Eigenschaft außerordentlicher Hörerinnen (wie es an der
Universität Leipzig seit kurzem geschehen) der Sache nicht gedient
sei; es bedürfe einer durchgreifenden wissenschaftlichen Bildung,
damit man weibliche Aerzte, weibliche Anwälte, akademisch ge-
bildete Lehrerinnen für die Töchterschulen erhalte. Diesem Vor-
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(2021-02-18T15:54:56Z)
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