Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

von London, Alles vereinigend, was zur geistigen und körper-
lichen Ausbildung des weiblichen Geschlechts gehört, auf weib-
liche Lehrkräfte gestützt, mit denen jetzt mehr und mehr das
Frauenstudium in England die weiblichen Lehrinstitute versorgt.

Neben diesen eigenartigen Einrichtungen für das Frauen-
studium haben sich diejenigen Hochschulen den weiblichen Zu-
hörerinnen geöffnet, welche in London, Liverpool, Manchester,
Cardiff u. s. w. im Laufe dieses Jahrhunderts entstanden sind,
ihrem Ursprunge und ihrer ganzen Anlage nach ein modern-
realistisches Gegenstück zu den alten beiden Universitäten Oxford
und Cambridge. Sie sind überhaupt mehr auf die breitere
Wirksamkeit berechnet, sind mitten in die großen Städte und
deren Jndustrie und Handelsverkehr hineingesetzt, wollen traditio-
nell an Entgegenkommen für neue Bedürfnisse dasjenige er-
gänzen, was Oxford und Cambridge durch ihre älteren Formen
und deren Exklusivität vermissen lassen. Sie haben auch die
Ertheilung der akademischen Grade an Frauen eröffnet (London
seit 1878).

IX.

Einen Augenblick müssen wir bei dem medicinischen
Studium
verweilen.

Das Recht zur Ausübung des ärztlichen Berufes ist in
England wie in Deutschland an gewisse Prüfungen und Zeug-
nisse gebunden. Der Unterschied besteht darin, daß bei uns
dieses Prüfungswesen einheitlich geordnet, von Reichs- und
Staatswegen, Hand in Hand mit den Staatsuniversitäten, in
leicht übersehbarer Weise organisirt ist, wogegen in England,

von London, Alles vereinigend, was zur geistigen und körper-
lichen Ausbildung des weiblichen Geschlechts gehört, auf weib-
liche Lehrkräfte gestützt, mit denen jetzt mehr und mehr das
Frauenstudium in England die weiblichen Lehrinstitute versorgt.

Neben diesen eigenartigen Einrichtungen für das Frauen-
studium haben sich diejenigen Hochschulen den weiblichen Zu-
hörerinnen geöffnet, welche in London, Liverpool, Manchester,
Cardiff u. s. w. im Laufe dieses Jahrhunderts entstanden sind,
ihrem Ursprunge und ihrer ganzen Anlage nach ein modern-
realistisches Gegenstück zu den alten beiden Universitäten Oxford
und Cambridge. Sie sind überhaupt mehr auf die breitere
Wirksamkeit berechnet, sind mitten in die großen Städte und
deren Jndustrie und Handelsverkehr hineingesetzt, wollen traditio-
nell an Entgegenkommen für neue Bedürfnisse dasjenige er-
gänzen, was Oxford und Cambridge durch ihre älteren Formen
und deren Exklusivität vermissen lassen. Sie haben auch die
Ertheilung der akademischen Grade an Frauen eröffnet (London
seit 1878).

IX.

Einen Augenblick müssen wir bei dem medicinischen
Studium
verweilen.

Das Recht zur Ausübung des ärztlichen Berufes ist in
England wie in Deutschland an gewisse Prüfungen und Zeug-
nisse gebunden. Der Unterschied besteht darin, daß bei uns
dieses Prüfungswesen einheitlich geordnet, von Reichs- und
Staatswegen, Hand in Hand mit den Staatsuniversitäten, in
leicht übersehbarer Weise organisirt ist, wogegen in England,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0194" n="178"/>
von London, Alles vereinigend, was zur geistigen und körper-<lb/>
lichen Ausbildung des weiblichen Geschlechts gehört, auf weib-<lb/>
liche Lehrkräfte gestützt, mit denen jetzt mehr und mehr das<lb/>
Frauenstudium in England die weiblichen Lehrinstitute versorgt.</p><lb/>
          <p>Neben diesen eigenartigen Einrichtungen für das Frauen-<lb/>
studium haben sich diejenigen Hochschulen den weiblichen Zu-<lb/>
hörerinnen geöffnet, welche in London, Liverpool, Manchester,<lb/>
Cardiff u. s. w. im Laufe dieses Jahrhunderts entstanden sind,<lb/>
ihrem Ursprunge und ihrer ganzen Anlage nach ein modern-<lb/>
realistisches Gegenstück zu den alten beiden Universitäten Oxford<lb/>
und Cambridge. Sie sind überhaupt mehr auf die breitere<lb/>
Wirksamkeit berechnet, sind mitten in die großen Städte und<lb/>
deren Jndustrie und Handelsverkehr hineingesetzt, wollen traditio-<lb/>
nell an Entgegenkommen für neue Bedürfnisse dasjenige er-<lb/>
gänzen, was Oxford und Cambridge durch ihre älteren Formen<lb/>
und deren Exklusivität vermissen lassen. Sie haben auch die<lb/>
Ertheilung der akademischen Grade an Frauen eröffnet (London<lb/>
seit 1878).</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">IX</hi>.</head><lb/>
          <p>Einen Augenblick müssen wir bei dem <hi rendition="#g">medicinischen<lb/>
Studium</hi> verweilen.</p><lb/>
          <p>Das Recht zur Ausübung des ärztlichen Berufes ist in<lb/>
England wie in Deutschland an gewisse Prüfungen und Zeug-<lb/>
nisse gebunden. Der Unterschied besteht darin, daß bei uns<lb/>
dieses Prüfungswesen einheitlich geordnet, von Reichs- und<lb/>
Staatswegen, Hand in Hand mit den Staatsuniversitäten, in<lb/>
leicht übersehbarer Weise organisirt ist, wogegen in England,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0194] von London, Alles vereinigend, was zur geistigen und körper- lichen Ausbildung des weiblichen Geschlechts gehört, auf weib- liche Lehrkräfte gestützt, mit denen jetzt mehr und mehr das Frauenstudium in England die weiblichen Lehrinstitute versorgt. Neben diesen eigenartigen Einrichtungen für das Frauen- studium haben sich diejenigen Hochschulen den weiblichen Zu- hörerinnen geöffnet, welche in London, Liverpool, Manchester, Cardiff u. s. w. im Laufe dieses Jahrhunderts entstanden sind, ihrem Ursprunge und ihrer ganzen Anlage nach ein modern- realistisches Gegenstück zu den alten beiden Universitäten Oxford und Cambridge. Sie sind überhaupt mehr auf die breitere Wirksamkeit berechnet, sind mitten in die großen Städte und deren Jndustrie und Handelsverkehr hineingesetzt, wollen traditio- nell an Entgegenkommen für neue Bedürfnisse dasjenige er- gänzen, was Oxford und Cambridge durch ihre älteren Formen und deren Exklusivität vermissen lassen. Sie haben auch die Ertheilung der akademischen Grade an Frauen eröffnet (London seit 1878). IX. Einen Augenblick müssen wir bei dem medicinischen Studium verweilen. Das Recht zur Ausübung des ärztlichen Berufes ist in England wie in Deutschland an gewisse Prüfungen und Zeug- nisse gebunden. Der Unterschied besteht darin, daß bei uns dieses Prüfungswesen einheitlich geordnet, von Reichs- und Staatswegen, Hand in Hand mit den Staatsuniversitäten, in leicht übersehbarer Weise organisirt ist, wogegen in England,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition. (2021-02-18T15:54:56Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/194
Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/194>, abgerufen am 28.03.2024.