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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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gehalten über die Gebiete, in denen weibliche Berufsarbeit
qualificirter Art sich Boden gewonnen hat.*)

Voran steht hier die darstellende Kunst. Die jetzige Art
des Kunststudiums der Frauen hat in den meisten Ländern, so
namentlich in Deutschland, erst einige Jahrzehnte hinter sich.
Angesichts dieser kurzen Zeitspanne haben wir uns nicht darüber
zu wundern, daß noch kein Meister ersten Ranges unter ihnen
zu finden ist, sondern vielmehr darüber, daß so viel der Masse
wie dem Grade nach geleistet worden ist.

Die frühesten Erfolge einer größeren Zahl hat Frankreich
auszuweisen: in dem Museum des Luxemburgpalastes, in dem
die Kunst der Gegenwart ihre Stätte gefunden, sind bereits
elf Künstlerinnen durch ihre Werke verewigt. Aber auch in
Deutschland wächst Zahl und Bedeutung der weiblichen
Malerinnen mit jedem Jahr. Auf der letzten großen Berliner
Kunstausstellung waren nicht weniger als 129 Künstlerinnen
vertreten, und die Zahl der Zurückgewiesenen soll noch größer
gewesen sein.**)

*) So besonders in dem von Gustav Dahms herausgegebenen
Sammelwerke "Der Existenzkampf der Frau im modernen Leben,
seine Ziele und Aussichten. Zwanglos erscheinende Hefte", darunter
hervorzuheben: Georg Voß, Die Frauen in der Kunst; Derselbe,
Die Frau im Kunstgewerbe; Karl Krebs, Die Frauen in der Musik;
Max Osborn, Die Frauen in der Literatur und der Presse; Max
Haushofer
, Die Ehefrage im Deutschen Reich; Paul Schlenther,
Der Frauenberuf im Theater (Berlin, Richard Taendler, 1895-1896).
Zu vergleichen ist ferner Lic.Johannes Weiß, Frauenberuf. Ein
Beitrag zur Frauenfrage. Evangelisch-soziale Zeitfragen, Zweite Reihe,
Siebentes Heft, Leipzig, Grunow, 1892. Auch Julius Lessing,
Handarbeit, Vortrag in der Volkswirthschaftlichen Gesellschaft zu Berlin
am 12. März 1887.
**) Vgl. Georg Voß, Die Frauen in der Kunst, 237 ff., wo
auch eine lange Reihe von nennenswerthen Namen aufgeführt ist, der
Deutschen und der Ausländerinnen.

gehalten über die Gebiete, in denen weibliche Berufsarbeit
qualificirter Art sich Boden gewonnen hat.*)

Voran steht hier die darstellende Kunst. Die jetzige Art
des Kunststudiums der Frauen hat in den meisten Ländern, so
namentlich in Deutschland, erst einige Jahrzehnte hinter sich.
Angesichts dieser kurzen Zeitspanne haben wir uns nicht darüber
zu wundern, daß noch kein Meister ersten Ranges unter ihnen
zu finden ist, sondern vielmehr darüber, daß so viel der Masse
wie dem Grade nach geleistet worden ist.

Die frühesten Erfolge einer größeren Zahl hat Frankreich
auszuweisen: in dem Museum des Luxemburgpalastes, in dem
die Kunst der Gegenwart ihre Stätte gefunden, sind bereits
elf Künstlerinnen durch ihre Werke verewigt. Aber auch in
Deutschland wächst Zahl und Bedeutung der weiblichen
Malerinnen mit jedem Jahr. Auf der letzten großen Berliner
Kunstausstellung waren nicht weniger als 129 Künstlerinnen
vertreten, und die Zahl der Zurückgewiesenen soll noch größer
gewesen sein.**)

*) So besonders in dem von Gustav Dahms herausgegebenen
Sammelwerke „Der Existenzkampf der Frau im modernen Leben,
seine Ziele und Aussichten. Zwanglos erscheinende Hefte“, darunter
hervorzuheben: Georg Voß, Die Frauen in der Kunst; Derselbe,
Die Frau im Kunstgewerbe; Karl Krebs, Die Frauen in der Musik;
Max Osborn, Die Frauen in der Literatur und der Presse; Max
Haushofer
, Die Ehefrage im Deutschen Reich; Paul Schlenther,
Der Frauenberuf im Theater (Berlin, Richard Taendler, 1895-1896).
Zu vergleichen ist ferner Lic.Johannes Weiß, Frauenberuf. Ein
Beitrag zur Frauenfrage. Evangelisch-soziale Zeitfragen, Zweite Reihe,
Siebentes Heft, Leipzig, Grunow, 1892. Auch Julius Lessing,
Handarbeit, Vortrag in der Volkswirthschaftlichen Gesellschaft zu Berlin
am 12. März 1887.
**) Vgl. Georg Voß, Die Frauen in der Kunst, 237 ff., wo
auch eine lange Reihe von nennenswerthen Namen aufgeführt ist, der
Deutschen und der Ausländerinnen.
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[159/0175] gehalten über die Gebiete, in denen weibliche Berufsarbeit qualificirter Art sich Boden gewonnen hat. *) Voran steht hier die darstellende Kunst. Die jetzige Art des Kunststudiums der Frauen hat in den meisten Ländern, so namentlich in Deutschland, erst einige Jahrzehnte hinter sich. Angesichts dieser kurzen Zeitspanne haben wir uns nicht darüber zu wundern, daß noch kein Meister ersten Ranges unter ihnen zu finden ist, sondern vielmehr darüber, daß so viel der Masse wie dem Grade nach geleistet worden ist. Die frühesten Erfolge einer größeren Zahl hat Frankreich auszuweisen: in dem Museum des Luxemburgpalastes, in dem die Kunst der Gegenwart ihre Stätte gefunden, sind bereits elf Künstlerinnen durch ihre Werke verewigt. Aber auch in Deutschland wächst Zahl und Bedeutung der weiblichen Malerinnen mit jedem Jahr. Auf der letzten großen Berliner Kunstausstellung waren nicht weniger als 129 Künstlerinnen vertreten, und die Zahl der Zurückgewiesenen soll noch größer gewesen sein. **) *) So besonders in dem von Gustav Dahms herausgegebenen Sammelwerke „Der Existenzkampf der Frau im modernen Leben, seine Ziele und Aussichten. Zwanglos erscheinende Hefte“, darunter hervorzuheben: Georg Voß, Die Frauen in der Kunst; Derselbe, Die Frau im Kunstgewerbe; Karl Krebs, Die Frauen in der Musik; Max Osborn, Die Frauen in der Literatur und der Presse; Max Haushofer, Die Ehefrage im Deutschen Reich; Paul Schlenther, Der Frauenberuf im Theater (Berlin, Richard Taendler, 1895-1896). Zu vergleichen ist ferner Lic.Johannes Weiß, Frauenberuf. Ein Beitrag zur Frauenfrage. Evangelisch-soziale Zeitfragen, Zweite Reihe, Siebentes Heft, Leipzig, Grunow, 1892. Auch Julius Lessing, Handarbeit, Vortrag in der Volkswirthschaftlichen Gesellschaft zu Berlin am 12. März 1887. **) Vgl. Georg Voß, Die Frauen in der Kunst, 237 ff., wo auch eine lange Reihe von nennenswerthen Namen aufgeführt ist, der Deutschen und der Ausländerinnen.

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2021-02-18T15:54:56Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/175>, abgerufen am 29.03.2024.