Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.in ihrer Anwendung auf die Geschichte - daß eben dieselben Oder wenn wir von diesem Einzelbilde den Blick auf ein *) "Könnten wir höher hinauf in die Vorzeit unseres Volkes
dringen, so würden der Beweise noch mehr werden, daß auch bei den Germanen das Weib einmal jene tiefe Stellung einnahm, in der es bei allen Völkern auf niedriger Bildungsstufe erscheint." Weinhold, Die deutschen Frauen in dem Mittelalter. Zweite Auflage. 1882. Bd.I, S. 90. "Wir haben gefunden," heißt es an einer anderen Stelle desselben Werkes (Bd. II, S. 339), "daß die Germanen gleich allen anderen Völkern mit der rohen und derbsinnlichen Auffassung des Weibes als einer bloßen Sache und als eines Werkzeuges zur Arbeit wie zu sinnlicher Lust begonnen haben ... die Last des Tages ruhte fast allein auf seinen Schultern; Haus und Feld mußte es be- stellen" u. s. w. in ihrer Anwendung auf die Geschichte – daß eben dieselben Oder wenn wir von diesem Einzelbilde den Blick auf ein *) „Könnten wir höher hinauf in die Vorzeit unseres Volkes
dringen, so würden der Beweise noch mehr werden, daß auch bei den Germanen das Weib einmal jene tiefe Stellung einnahm, in der es bei allen Völkern auf niedriger Bildungsstufe erscheint.“ Weinhold, Die deutschen Frauen in dem Mittelalter. Zweite Auflage. 1882. Bd.I, S. 90. „Wir haben gefunden,“ heißt es an einer anderen Stelle desselben Werkes (Bd. II, S. 339), „daß die Germanen gleich allen anderen Völkern mit der rohen und derbsinnlichen Auffassung des Weibes als einer bloßen Sache und als eines Werkzeuges zur Arbeit wie zu sinnlicher Lust begonnen haben … die Last des Tages ruhte fast allein auf seinen Schultern; Haus und Feld mußte es be- stellen“ u. s. w. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0102" n="86"/> in ihrer Anwendung auf die Geschichte – daß eben dieselben<lb/> Männer, die in Krieg und Beutezug so rüstig und ruhelos,<lb/> die friedliche Arbeit nicht kennen, vielmehr, indem sie selber<lb/> die Zeit des Friedens mit Schlafen, Essen, Trinken, Spielen<lb/> und Nichtsthun zubringen, den Frauen, den Gebrechlichen, den<lb/> Greisen, den Sklaven die Arbeit des Hauses und des Feldes<lb/> überlassen. Welche größere Differenzirung aber kann es wohl<lb/> geben, als diese?</p><lb/> <p>Oder wenn wir von diesem Einzelbilde den Blick auf ein<lb/> breiteres Gebiet vergleichender Völkerkunde und Culturgeschichte<lb/> lenken, so sehen wir, daß gerade die letztere Differenzirung die<lb/> älteste und allgemeinste ist, daß diese härteste Theilung der<lb/> Arbeit, welche sich gründet auf die Schwäche des Weibes und<lb/> auf den Mißbrauch dieser Schwäche durch die Starken, ein<lb/> durchgehender Charakterzug roher Cultur ist<note place="foot" n="*)"> „Könnten wir höher hinauf in die Vorzeit unseres Volkes<lb/> dringen, so würden der Beweise noch mehr werden, daß auch bei den<lb/> Germanen das Weib einmal jene tiefe Stellung einnahm, in der es<lb/> bei allen Völkern auf niedriger Bildungsstufe erscheint.“ <hi rendition="#g">Weinhold</hi>,<lb/> Die deutschen Frauen in dem Mittelalter. Zweite Auflage. 1882.<lb/> Bd.<hi rendition="#aq">I</hi>, S. 90. „Wir haben gefunden,“ heißt es an einer anderen<lb/> Stelle desselben Werkes (Bd. <hi rendition="#aq">II</hi>, S. 339), „daß die Germanen gleich<lb/> allen anderen Völkern mit der rohen und derbsinnlichen Auffassung<lb/> des Weibes als einer bloßen Sache und als eines Werkzeuges zur<lb/> Arbeit wie zu sinnlicher Lust begonnen haben … die Last des Tages<lb/> ruhte fast allein auf seinen Schultern; Haus und Feld mußte es be-<lb/> stellen“ u. s. w.</note>, der sich im<lb/> Einzelnen wiederholt bei der Vergleichung der heutigen Völker<lb/> Europas und innerhalb derselben bei den roheren Schichten<lb/> jeder civilisirten Gesellschaft – so daß man mit Recht in dem<lb/> Grade der Ueberwindung dieses Grundsatzes öfters den Maßstab<lb/> hat finden wollen für die Culturhöhe eines heutigen Volkes.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0102]
in ihrer Anwendung auf die Geschichte – daß eben dieselben
Männer, die in Krieg und Beutezug so rüstig und ruhelos,
die friedliche Arbeit nicht kennen, vielmehr, indem sie selber
die Zeit des Friedens mit Schlafen, Essen, Trinken, Spielen
und Nichtsthun zubringen, den Frauen, den Gebrechlichen, den
Greisen, den Sklaven die Arbeit des Hauses und des Feldes
überlassen. Welche größere Differenzirung aber kann es wohl
geben, als diese?
Oder wenn wir von diesem Einzelbilde den Blick auf ein
breiteres Gebiet vergleichender Völkerkunde und Culturgeschichte
lenken, so sehen wir, daß gerade die letztere Differenzirung die
älteste und allgemeinste ist, daß diese härteste Theilung der
Arbeit, welche sich gründet auf die Schwäche des Weibes und
auf den Mißbrauch dieser Schwäche durch die Starken, ein
durchgehender Charakterzug roher Cultur ist *), der sich im
Einzelnen wiederholt bei der Vergleichung der heutigen Völker
Europas und innerhalb derselben bei den roheren Schichten
jeder civilisirten Gesellschaft – so daß man mit Recht in dem
Grade der Ueberwindung dieses Grundsatzes öfters den Maßstab
hat finden wollen für die Culturhöhe eines heutigen Volkes.
*) „Könnten wir höher hinauf in die Vorzeit unseres Volkes
dringen, so würden der Beweise noch mehr werden, daß auch bei den
Germanen das Weib einmal jene tiefe Stellung einnahm, in der es
bei allen Völkern auf niedriger Bildungsstufe erscheint.“ Weinhold,
Die deutschen Frauen in dem Mittelalter. Zweite Auflage. 1882.
Bd.I, S. 90. „Wir haben gefunden,“ heißt es an einer anderen
Stelle desselben Werkes (Bd. II, S. 339), „daß die Germanen gleich
allen anderen Völkern mit der rohen und derbsinnlichen Auffassung
des Weibes als einer bloßen Sache und als eines Werkzeuges zur
Arbeit wie zu sinnlicher Lust begonnen haben … die Last des Tages
ruhte fast allein auf seinen Schultern; Haus und Feld mußte es be-
stellen“ u. s. w.
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(2021-02-18T15:54:56Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2021-02-18T15:54:56Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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