p2c_512.001 , ist auch die höchste Wahrheit, die aller Realität erst p2c_512.002 Werth giebt. - Wenn es also die Hauptbegebenheit der p2c_512.003 Bibel ist, daß die Gottheit in der menschlichen Natur zum p2c_512.004 Selbstbewußtseyn kommen, daß der Sohn Gottes Mensch p2c_512.005 werden sollte, so müssen alle vorhergehenden Erzählungen p2c_512.006 im genausten Zusammenhange mit ihr stehen, wenn die Bibel p2c_512.007 als ein ideales Ganze betrachtet werden soll. Denn die p2c_512.008 heilige Weltgeschichte ist für die Reflexion als eine Organisation p2c_512.009 in der Zeit anzusehen, deren Theile alle harmonisch p2c_512.010 zusammen stimmen. Es mußte also ein Volk geben, dessen p2c_512.011 Traditionen bis zu dem Ursprung der Welt hinauf reichten, p2c_512.012 das durch alle Zustände, welche der Mensch zur Kultur zu p2c_512.013 durchgehen pflegt, durchgegangen war, so daß es füglich p2c_512.014 in dieser Rücksicht die ganze Menschheit repräsentiren p2c_512.015 konnte. Dieses Volk mußte von je her eine sich immer p2c_512.016 mehr entwickelnde reinere Vorstellung von der Gottheit gehabt p2c_512.017 haben, als andre Nazionen. Hierzu war anfangs die p2c_512.018 Einheit Gottes schon allein hinreichend. Denn das absolut p2c_512.019 gesetzliche Wesen, das alles nach seiner Form bestimmt, p2c_512.020 duldet keine andre Götter außer sich. Es mußte p2c_512.021 also dieses Volk mit vollem Grund sich für ein erwähltes p2c_512.022 Volk Gottes halten. Gott mußte demselben durch dazu p2c_512.023 berufene Männer sein Land angewiesen, seine religiöse und p2c_512.024 bürgerliche Verfassung organisirt haben. Es mußte eine p2c_512.025 wahre Theokratie statt gefunden haben, Gott mußte p2c_512.026 wie einheimisch bey dieser Nazion geworden, Wunder und p2c_512.027 Weissagungen mußten eng in das Leben derselben verflochten p2c_512.028 seyn. So schildert uns die Schrift das hebräische Volk.
p2c_512.001 , ist auch die höchste Wahrheit, die aller Realität erst p2c_512.002 Werth giebt. ─ Wenn es also die Hauptbegebenheit der p2c_512.003 Bibel ist, daß die Gottheit in der menschlichen Natur zum p2c_512.004 Selbstbewußtseyn kommen, daß der Sohn Gottes Mensch p2c_512.005 werden sollte, so müssen alle vorhergehenden Erzählungen p2c_512.006 im genausten Zusammenhange mit ihr stehen, wenn die Bibel p2c_512.007 als ein ideales Ganze betrachtet werden soll. Denn die p2c_512.008 heilige Weltgeschichte ist für die Reflexion als eine Organisation p2c_512.009 in der Zeit anzusehen, deren Theile alle harmonisch p2c_512.010 zusammen stimmen. Es mußte also ein Volk geben, dessen p2c_512.011 Traditionen bis zu dem Ursprung der Welt hinauf reichten, p2c_512.012 das durch alle Zustände, welche der Mensch zur Kultur zu p2c_512.013 durchgehen pflegt, durchgegangen war, so daß es füglich p2c_512.014 in dieser Rücksicht die ganze Menschheit repräsentiren p2c_512.015 konnte. Dieses Volk mußte von je her eine sich immer p2c_512.016 mehr entwickelnde reinere Vorstellung von der Gottheit gehabt p2c_512.017 haben, als andre Nazionen. Hierzu war anfangs die p2c_512.018 Einheit Gottes schon allein hinreichend. Denn das absolut p2c_512.019 gesetzliche Wesen, das alles nach seiner Form bestimmt, p2c_512.020 duldet keine andre Götter außer sich. Es mußte p2c_512.021 also dieses Volk mit vollem Grund sich für ein erwähltes p2c_512.022 Volk Gottes halten. Gott mußte demselben durch dazu p2c_512.023 berufene Männer sein Land angewiesen, seine religiöse und p2c_512.024 bürgerliche Verfassung organisirt haben. Es mußte eine p2c_512.025 wahre Theokratie statt gefunden haben, Gott mußte p2c_512.026 wie einheimisch bey dieser Nazion geworden, Wunder und p2c_512.027 Weissagungen mußten eng in das Leben derselben verflochten p2c_512.028 seyn. So schildert uns die Schrift das hebräische Volk.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/36>, abgerufen am 25.07.2024.
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