p2c_761.001 nach allen Regeln der poetischen Handlung zusammenhängt. p2c_761.002 Zuweilen nur eine Bemerkung irgend eines Phänomens p2c_761.003 der Naturwelt, ein Dialog zwischen zwey Thieren u. s. w. p2c_761.004 Die Lehre muß in der Fabel nicht vergessen werden, sonst p2c_761.005 bekommt sie die Natur des Räthsels. Sie kann voraus geschickt p2c_761.006 werden. Dieß vermehrt zuweilen das Jnteresse der p2c_761.007 Erzählung, weil der Zuhörer desto leichter die Anwendung p2c_761.008 macht, sie kann folgen, welches die Aufmerksamkeit mehr p2c_761.009 spannt. Sie kann den handelnden Wesen in den Mund gelegt p2c_761.010 werden. Es braucht nicht allemal eine wirkliche Moral, p2c_761.011 es kann eine Klugheitsregel, eine psychologische Beobachtung, p2c_761.012 nur muß sie merkwürdig seyn. Nicht immer wird p2c_761.013 sie, wie in der alten äsopischen Fabel, ohne alle Einkleidung, p2c_761.014 schlicht hingesagt. Zuweilen ist sie in einen neuen individuellen p2c_761.015 Fall eingehüllt, und die Fabel ist alsdann, wie p2c_761.016 manche Lessingische, zusammengesetzt, besteht aus p2c_761.017 Bild und Gegenbild. Das letztere muß aber deutlicher p2c_761.018 sich auf den Sinn beziehn, als das erste.
p2c_761.019 Anmerk. 2. Der ästhetische Jnhalt der Fabel, p2c_761.020 die herrschende Hauptempfindung ist das naive. Denn p2c_761.021 die instinctmäßige Natur erscheint hier im Selbstbewußtseyn p2c_761.022 ihrer Jdealität. Die nicht moralischep2c_761.023 Welt zeigt sich handelnd nach geistigen Gesetzen. Dies giebt p2c_761.024 ästhetisch betrachtet die Empfindung des Naiven. Nächstdem, p2c_761.025 weil in der Fabel das Wunderbare bis zur Bizarrerie p2c_761.026 getrieben wird, wird die Empfindung des Scherzhaftenp2c_761.027 am häufigsten erweckt werden, nicht selten auch
p2c_761.001 nach allen Regeln der poetischen Handlung zusammenhängt. p2c_761.002 Zuweilen nur eine Bemerkung irgend eines Phänomens p2c_761.003 der Naturwelt, ein Dialog zwischen zwey Thieren u. s. w. p2c_761.004 Die Lehre muß in der Fabel nicht vergessen werden, sonst p2c_761.005 bekommt sie die Natur des Räthsels. Sie kann voraus geschickt p2c_761.006 werden. Dieß vermehrt zuweilen das Jnteresse der p2c_761.007 Erzählung, weil der Zuhörer desto leichter die Anwendung p2c_761.008 macht, sie kann folgen, welches die Aufmerksamkeit mehr p2c_761.009 spannt. Sie kann den handelnden Wesen in den Mund gelegt p2c_761.010 werden. Es braucht nicht allemal eine wirkliche Moral, p2c_761.011 es kann eine Klugheitsregel, eine psychologische Beobachtung, p2c_761.012 nur muß sie merkwürdig seyn. Nicht immer wird p2c_761.013 sie, wie in der alten äsopischen Fabel, ohne alle Einkleidung, p2c_761.014 schlicht hingesagt. Zuweilen ist sie in einen neuen individuellen p2c_761.015 Fall eingehüllt, und die Fabel ist alsdann, wie p2c_761.016 manche Lessingische, zusammengesetzt, besteht aus p2c_761.017 Bild und Gegenbild. Das letztere muß aber deutlicher p2c_761.018 sich auf den Sinn beziehn, als das erste.
p2c_761.019 Anmerk. 2. Der ästhetische Jnhalt der Fabel, p2c_761.020 die herrschende Hauptempfindung ist das naive. Denn p2c_761.021 die instinctmäßige Natur erscheint hier im Selbstbewußtseyn p2c_761.022 ihrer Jdealität. Die nicht moralischep2c_761.023 Welt zeigt sich handelnd nach geistigen Gesetzen. Dies giebt p2c_761.024 ästhetisch betrachtet die Empfindung des Naiven. Nächstdem, p2c_761.025 weil in der Fabel das Wunderbare bis zur Bizarrerie p2c_761.026 getrieben wird, wird die Empfindung des Scherzhaftenp2c_761.027 am häufigsten erweckt werden, nicht selten auch
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Anmerk. 2. Der ästhetische Jnhalt der Fabel, p2c_761.020
die herrschende Hauptempfindung ist das naive. Denn p2c_761.021
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/285>, abgerufen am 20.07.2024.
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