Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_665.001 p2c_665.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0189" n="665"/><lb n="p2c_665.001"/> Die von <hi rendition="#g">Foote</hi> nähern sich der <hi rendition="#g">Posse.</hi> Der Englische <lb n="p2c_665.002"/> Geschmack im Lustspiel geht überhanpt mehr aufs groteske <lb n="p2c_665.003"/> und niedrige Komische. Doch haben sie auch gute feinkomische <lb n="p2c_665.004"/> Stücke, z. B. von Sheridan. Das <hi rendition="#g">Possenspiel</hi> <lb n="p2c_665.005"/> an sich ist nicht zu verwerfen. Der menschliche Geist bedarf <lb n="p2c_665.006"/> zuweilen eine stärkere Dosis des Lächerlichen, um erschüttert <lb n="p2c_665.007"/> zu werden. Damit das <hi rendition="#g">Possenhafte</hi> jedoch in gewissen <lb n="p2c_665.008"/> Schranken gehalten werde, damit man nicht den Stoff zum <lb n="p2c_665.009"/> <hi rendition="#g">feinkomischen</hi> Lustspiel possenhaft behandle, ist es freylich <lb n="p2c_665.010"/> am besten, wenn man wie viele Nazionen besondre <hi rendition="#g">possenhafte</hi> <lb n="p2c_665.011"/> Charaktere habe, wie z. B. bey den Spaniern <lb n="p2c_665.012"/> der Gracioso, der Gallega, bey den Jtalienern der Harlekin, <lb n="p2c_665.013"/> Skaramuz u. s. w., bey den Deutschen das Kasperle, <lb n="p2c_665.014"/> und das sämmtliche Personal des Marionettentheaters. <lb n="p2c_665.015"/> Hierdurch bekommt man für das <hi rendition="#g">Possenhafte</hi> eine eigne <lb n="p2c_665.016"/> besondere Welt, und geräth nicht in Gefahr, die Schranken <lb n="p2c_665.017"/> umzuwerfen und es mit dem Feinkomischen verbinden zu <lb n="p2c_665.018"/> wollen. ─ Auch die Römer hatten an den <hi rendition="#aq">fabulis Atellanis</hi> <lb n="p2c_665.019"/> eigentliche Possenspiele, wahrscheinlich mit bleibenden <lb n="p2c_665.020"/> Karrikaturmasken. Die <hi rendition="#aq">Atellana</hi> hatten den Nahmen von <lb n="p2c_665.021"/> der Stadt Atella; von ihnen waren die <hi rendition="#aq">fabulae tabernariae</hi> <lb n="p2c_665.022"/> noch unterschieden. Die Personen, die hier vorkamen, waren <lb n="p2c_665.023"/> von niederm Stande. Jn den <hi rendition="#aq">fabulis praetextatis</hi> kamen <lb n="p2c_665.024"/> <hi rendition="#aq">personae nobiliores</hi> vor. ─ Uebrigens kann man <lb n="p2c_665.025"/> auch den <hi rendition="#g">Plutus</hi> zu den <hi rendition="#g">groteskkomischen</hi> Dichtern <lb n="p2c_665.026"/> rechnen, und ihm ist <hi rendition="#g">Moliere</hi> mehr, als dem Terenz <lb n="p2c_665.027"/> gefolgt. 5) Die <hi rendition="#g">Pastorale</hi> oder das Schäferdrama ist <lb n="p2c_665.028"/> ein Lustspiel, in welchem der <hi rendition="#g">naive Jdyllenton</hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [665/0189]
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Die von Foote nähern sich der Posse. Der Englische p2c_665.002
Geschmack im Lustspiel geht überhanpt mehr aufs groteske p2c_665.003
und niedrige Komische. Doch haben sie auch gute feinkomische p2c_665.004
Stücke, z. B. von Sheridan. Das Possenspiel p2c_665.005
an sich ist nicht zu verwerfen. Der menschliche Geist bedarf p2c_665.006
zuweilen eine stärkere Dosis des Lächerlichen, um erschüttert p2c_665.007
zu werden. Damit das Possenhafte jedoch in gewissen p2c_665.008
Schranken gehalten werde, damit man nicht den Stoff zum p2c_665.009
feinkomischen Lustspiel possenhaft behandle, ist es freylich p2c_665.010
am besten, wenn man wie viele Nazionen besondre possenhafte p2c_665.011
Charaktere habe, wie z. B. bey den Spaniern p2c_665.012
der Gracioso, der Gallega, bey den Jtalienern der Harlekin, p2c_665.013
Skaramuz u. s. w., bey den Deutschen das Kasperle, p2c_665.014
und das sämmtliche Personal des Marionettentheaters. p2c_665.015
Hierdurch bekommt man für das Possenhafte eine eigne p2c_665.016
besondere Welt, und geräth nicht in Gefahr, die Schranken p2c_665.017
umzuwerfen und es mit dem Feinkomischen verbinden zu p2c_665.018
wollen. ─ Auch die Römer hatten an den fabulis Atellanis p2c_665.019
eigentliche Possenspiele, wahrscheinlich mit bleibenden p2c_665.020
Karrikaturmasken. Die Atellana hatten den Nahmen von p2c_665.021
der Stadt Atella; von ihnen waren die fabulae tabernariae p2c_665.022
noch unterschieden. Die Personen, die hier vorkamen, waren p2c_665.023
von niederm Stande. Jn den fabulis praetextatis kamen p2c_665.024
personae nobiliores vor. ─ Uebrigens kann man p2c_665.025
auch den Plutus zu den groteskkomischen Dichtern p2c_665.026
rechnen, und ihm ist Moliere mehr, als dem Terenz p2c_665.027
gefolgt. 5) Die Pastorale oder das Schäferdrama ist p2c_665.028
ein Lustspiel, in welchem der naive Jdyllenton
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