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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.

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ist, so geziemt sich für ihn ein lichter, gleichmäßiger p2c_613.002
einfacher schöner
Styl, ohne lyrische Spannung. p2c_613.003
Er muß eine gewisse Hoheit und Selbstständigkeit, p2c_613.004
Ruhe beobachten, die des Jnnhalts p2c_613.005
würdig sey. Er muß natürlich erzählen, damit der p2c_613.006
Geist nicht durch unnütze Figuren bey der Größe des p2c_613.007
Werks ermüdet werde. Man kann also dem Styl p2c_613.008
der Erzählung den Charakter des Edlen beylegen. p2c_613.009
Das Metrum muß der Sprache die größte Ausdehnung p2c_613.010
zulassen, in seinem Gange stark, feyerlich, ruhig p2c_613.011
seyn.

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Anmerk. Homer ist hier völlig Jdeal. Wenn er p2c_613.013
auch die Größe seiner Gegenstände als unerfaßlich angiebt, p2c_613.014
ganz unterliegt er nicht. Sein Geist behält eine lichte nüchterne p2c_613.015
Vorstellkraft, die ohne allen lyrischen Schwung ist. p2c_613.016
Wenn er auch noch so rührende Szenen schildert, er selbst p2c_613.017
nimmt nicht Theil. Er schwebt, wie ein anschauender Gott p2c_613.018
über dem Ganzen. Wie ruhig ist die Wiederholung Il XXII. p2c_613.019
vs. 78-91. oud' ektori thumon epeithon
. - Die Personen p2c_613.020
reden mit der heftigsten Leidenschaft, wiewohl auch p2c_613.021
immer im einfachen Styl. Er selbst der Erzähler bleibt p2c_613.022
zwar nicht gefühllos, das zeigen seine Epitheten philon uion, p2c_613.023
deiloi brotoi. Aber im ganzen zeigt er, um mit dem Horaz p2c_613.024
zu reden, aequam mentem in rebus arduis. - p2c_613.025
Dies ist die höchste moralische Maxime der Epopöe. Keine p2c_613.026
andere, so viel auch Le Bossu dafür sagen mag, liegt nicht zu

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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/137>, abgerufen am 23.11.2024.