Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.
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p2c_584.001 p2c_584.005 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0108" n="584"/><lb n="p2c_584.001"/> drigalischen</hi> Strophen kommen ihm am nächsten. Auch <lb n="p2c_584.002"/> sind die ersten Kantaten in Jtalien wahrscheinlich aus Composition <lb n="p2c_584.003"/> der freyen Liederchen, die man Madrigale nannte, <lb n="p2c_584.004"/> entstanden.</p> <p><lb n="p2c_584.005"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> 2. Die <hi rendition="#g">Kantate</hi> gehört ihrer Natur <lb n="p2c_584.006"/> nach zur <hi rendition="#g">lyrischen</hi> Poesie. Sie könnte die höchste Tendenz <lb n="p2c_584.007"/> der lyrischen Poesie seyn in Absicht auf die Vereinigung <lb n="p2c_584.008"/> der Musik und Dichtkunst, könnte vielleicht mit einer <lb n="p2c_584.009"/> Art lyrischer Schauspielkunst (decorirten Declamation) vereinigt <lb n="p2c_584.010"/> werden, und wäre alsdann im <hi rendition="#g">lyrischen</hi> Fache <lb n="p2c_584.011"/> eben das, was die <hi rendition="#g">Oper</hi> für die <hi rendition="#g">darstellende</hi> Poesie ist. <lb n="p2c_584.012"/> Denn sie kann den Effekt der Ode, der Hymne, des Lieds, <lb n="p2c_584.013"/> der Elegie in sich vereinigen, und ein großes <hi rendition="#g">lyrisches</hi> <lb n="p2c_584.014"/> Ganzes bilden. <hi rendition="#g">Rousseau</hi> hält zwar in seinem <hi rendition="#aq">Diction. <lb n="p2c_584.015"/> de Musique</hi> die Kantate für ein musikalisches Drama, <lb n="p2c_584.016"/> verführt vermuthlich von dem italienischen Ausdruck <hi rendition="#aq">Drammi <lb n="p2c_584.017"/> musicali</hi>. Allein eigentliche <hi rendition="#g">Handlung,</hi> die als <lb n="p2c_584.018"/> solche interessiren könnte, hat die Kantate nicht, sonst <lb n="p2c_584.019"/> würde sie völlige Oper werden. J. B. Rousseaus mythologische <lb n="p2c_584.020"/> Kantaten haben zuweilen <hi rendition="#g">historische</hi> Einkleidung. <lb n="p2c_584.021"/> Doch ist dies eben das, was manche historische Oden des <lb n="p2c_584.022"/> Horaz sind. Die <hi rendition="#g">Hauptrichtung</hi> des Dichters bleibt <lb n="p2c_584.023"/> immer lyrisch. Oft, besonders in geistlichen Kantaten, <lb n="p2c_584.024"/> (Oratorien) treten allegorische und andre Personen auf, die <lb n="p2c_584.025"/> sich in die Stimmen theilen, z. B. Pilger am Grabe, Patriarchen. <lb n="p2c_584.026"/> ─ Allein ihr ganzer Dialog ist doch nur <hi rendition="#g">lyrisch.</hi> <lb n="p2c_584.027"/> Einige Klopstockische Bardenoden können als Kantaten </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [584/0108]
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drigalischen Strophen kommen ihm am nächsten. Auch p2c_584.002
sind die ersten Kantaten in Jtalien wahrscheinlich aus Composition p2c_584.003
der freyen Liederchen, die man Madrigale nannte, p2c_584.004
entstanden.
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Anmerk. 2. Die Kantate gehört ihrer Natur p2c_584.006
nach zur lyrischen Poesie. Sie könnte die höchste Tendenz p2c_584.007
der lyrischen Poesie seyn in Absicht auf die Vereinigung p2c_584.008
der Musik und Dichtkunst, könnte vielleicht mit einer p2c_584.009
Art lyrischer Schauspielkunst (decorirten Declamation) vereinigt p2c_584.010
werden, und wäre alsdann im lyrischen Fache p2c_584.011
eben das, was die Oper für die darstellende Poesie ist. p2c_584.012
Denn sie kann den Effekt der Ode, der Hymne, des Lieds, p2c_584.013
der Elegie in sich vereinigen, und ein großes lyrisches p2c_584.014
Ganzes bilden. Rousseau hält zwar in seinem Diction. p2c_584.015
de Musique die Kantate für ein musikalisches Drama, p2c_584.016
verführt vermuthlich von dem italienischen Ausdruck Drammi p2c_584.017
musicali. Allein eigentliche Handlung, die als p2c_584.018
solche interessiren könnte, hat die Kantate nicht, sonst p2c_584.019
würde sie völlige Oper werden. J. B. Rousseaus mythologische p2c_584.020
Kantaten haben zuweilen historische Einkleidung. p2c_584.021
Doch ist dies eben das, was manche historische Oden des p2c_584.022
Horaz sind. Die Hauptrichtung des Dichters bleibt p2c_584.023
immer lyrisch. Oft, besonders in geistlichen Kantaten, p2c_584.024
(Oratorien) treten allegorische und andre Personen auf, die p2c_584.025
sich in die Stimmen theilen, z. B. Pilger am Grabe, Patriarchen. p2c_584.026
─ Allein ihr ganzer Dialog ist doch nur lyrisch. p2c_584.027
Einige Klopstockische Bardenoden können als Kantaten
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