p1c_021.001 bekannte zukünftige Erscheinungen glücklich vorher zu errathen, p1c_021.002 so wie Newton die Verbrennlichkeit des Diamants, p1c_021.003 Kopernikus die Phasen der Venus errieth, in so fern glaubt p1c_021.004 der Mensch von der Natur nicht zu lernen, sondern maßt p1c_021.005 sich es an, die Gesetze des Weltlaufs zu wissen. Die p1c_021.006 Theorieen werden daher oft Wissenschaften genannt, p1c_021.007 und wenn sie lehren, wie man selbst mit menschlicher Kraft p1c_021.008 in der Erscheinungswelt handeln könne, wissenschaftliche p1c_021.009 Künste, im objektiven Sinne des Worts, z. B. p1c_021.010 Arzneykunst, Staatskunst u. s. w. Allein das Wort p1c_021.011 Wissenschaft ist in diesem Sinne auf die Erfahrungswelt p1c_021.012 angewandt, ein leerer Schall. Unsre Astronomieen, Physiken, p1c_021.013 medizinischen und psychologischen Systeme werden p1c_021.014 immer und ewig Theorieen bleiben, wo nicht alles p1c_021.015 eintrifft und die Kunst oft zur Stümperey wird. Mit einem p1c_021.016 Worte, zwischen Erfahrungs-Theorieen und p1c_021.017 eigentlicher Wissenschaft liegt eine unausfüllbare Kluft. p1c_021.018 Die Theorie nimmt zwar ihre Ordnungsbegriffe und p1c_021.019 Grundsätze als Hypothesen aus den Wissenschaften,p1c_021.020 sie ist aber deswegen keinesweges angewandte Wissenschaft,p1c_021.021 sondern nur Anwendung der Wissenschaft zu p1c_021.022 nennen. Die Wissenschäftler gehen also zu weit, p1c_021.023 wenn sie die Theorieen in ihre Formen zwängen, das Experimentiren p1c_021.024 vernichten, und alles apriorisiren wollen. Allein p1c_021.025 auch die Theoretiker gehn zu weit, wenn sie das Daseyn p1c_021.026 der reinen Wissenschaft läugnen, ihre Theorieen p1c_021.027 so verwirrt und unlogisch vortragen, wie es noch immer p1c_021.028 geschieht, und sich um das Thun und Lassen im eigentlichen
p1c_021.001 bekannte zukünftige Erscheinungen glücklich vorher zu errathen, p1c_021.002 so wie Newton die Verbrennlichkeit des Diamants, p1c_021.003 Kopernikus die Phasen der Venus errieth, in so fern glaubt p1c_021.004 der Mensch von der Natur nicht zu lernen, sondern maßt p1c_021.005 sich es an, die Gesetze des Weltlaufs zu wissen. Die p1c_021.006 Theorieen werden daher oft Wissenschaften genannt, p1c_021.007 und wenn sie lehren, wie man selbst mit menschlicher Kraft p1c_021.008 in der Erscheinungswelt handeln könne, wissenschaftliche p1c_021.009 Künste, im objektiven Sinne des Worts, z. B. p1c_021.010 Arzneykunst, Staatskunst u. s. w. Allein das Wort p1c_021.011 Wissenschaft ist in diesem Sinne auf die Erfahrungswelt p1c_021.012 angewandt, ein leerer Schall. Unsre Astronomieen, Physiken, p1c_021.013 medizinischen und psychologischen Systeme werden p1c_021.014 immer und ewig Theorieen bleiben, wo nicht alles p1c_021.015 eintrifft und die Kunst oft zur Stümperey wird. Mit einem p1c_021.016 Worte, zwischen Erfahrungs-Theorieen und p1c_021.017 eigentlicher Wissenschaft liegt eine unausfüllbare Kluft. p1c_021.018 Die Theorie nimmt zwar ihre Ordnungsbegriffe und p1c_021.019 Grundsätze als Hypothesen aus den Wissenschaften,p1c_021.020 sie ist aber deswegen keinesweges angewandte Wissenschaft,p1c_021.021 sondern nur Anwendung der Wissenschaft zu p1c_021.022 nennen. Die Wissenschäftler gehen also zu weit, p1c_021.023 wenn sie die Theorieen in ihre Formen zwängen, das Experimentiren p1c_021.024 vernichten, und alles apriorisiren wollen. Allein p1c_021.025 auch die Theoretiker gehn zu weit, wenn sie das Daseyn p1c_021.026 der reinen Wissenschaft läugnen, ihre Theorieen p1c_021.027 so verwirrt und unlogisch vortragen, wie es noch immer p1c_021.028 geschieht, und sich um das Thun und Lassen im eigentlichen
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bekannte zukünftige Erscheinungen glücklich vorher zu errathen, p1c_021.002
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Kopernikus die Phasen der Venus errieth, in so fern glaubt p1c_021.004
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/79>, abgerufen am 26.11.2024.
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