p1c_008.001 und wie die Einbildungskraft seyn kann. Sie ist ein p1c_008.002 Streben. Sie ist das Streben nach sinnlichen Anschauungen, p1c_008.003 und als solche unendlich. Darum dehnt sie die p1c_008.004 Formen Raum und Zeit ins Unendliche aus, um dieselben p1c_008.005 von der Wirklichkeit ausfüllen zu lassen. Sie verarbeitet p1c_008.006 den Sinnenstoff zu Gemeinbildern oder Schemas,p1c_008.007 und macht dadurch dem Verstande die Anerkennung p1c_008.008 des Sinnenstoffes mittelst eines Begriffes möglich. Jn p1c_008.009 so fern sie jenen Gemeinbildern selbst die höchste Mannichfaltigkeit p1c_008.010 und Einheit für die Anschauung zu geben p1c_008.011 sucht, wird sie ein Vermögen der freyen Kunst, erhebt sie p1c_008.012 sich über die Sinnenwelt und den Verstand, und strebt nach p1c_008.013 dem Jdealen, das heißt, nach anschaulichen Vernunft= p1c_008.014 Jdeen. Das Jdeale, wornach sie strebt, ist aber nicht p1c_008.015 etwa das All der Realitäten. Sie will sich nicht aller zufälligen p1c_008.016 Vorstellungen anschaulich bewußt werden, sondern von p1c_008.017 allen Zufälligkeiten nur des Nothwendigen. Aus dieser p1c_008.018 mehreren oder mindern Leichtigkeit, im Endlichen das Absolute p1c_008.019 anzuschaun, und das Vergängliche zum Symbol des p1c_008.020 Ewigen zu erheben, entsteht das Gefühl der Schönheit. p1c_008.021 Phantasie als Kunstvermögen ist das Streben nach Jntuition p1c_008.022 des Jdealen, der energische Trieb der absoluten p1c_008.023 Vernunft sich selbst in ihrer höchsten Form anzuschaun. p1c_008.024 Was den Schein des Jdealen hat und erregt, p1c_008.025 nennen wir schön, daher ist Poesie auch eine schönep1c_008.026 Kunst.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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