p1c_398.001 vorstellt, z. B. wenn man behaupten wollte, der Rhythmus p1c_398.002 müsse am Ende einer Reihe allemal sinken, am Anfange p1c_398.003 steigen, zumal wenn der Vers noch weiter geht. Hermann p1c_398.004 findet es in der ersten Hälfte des Pentameters angenehmer, p1c_398.005 wenn auf einen Daktylus der Spondäus folgt, als p1c_398.006 umgekehrt. Er zieht (Handbuch §. 242.) unter den beyden p1c_398.007 Versen: vix Priamus tanti totaque Troia fuit und p1c_398.008 res est solliciti plena timoris amor, den ersten vor, weil p1c_398.009 sich der ermüdete Gang des Spondäen besser für das Ende p1c_398.010 als den Anfang der Reihen passe. Allein hier ist das Gesetz p1c_398.011 des Rhythmus zu einseitig angewandt. Es giebt fallende p1c_398.012 Reihen und steigende Reihen. Der zweyte Vers ist eben so p1c_398.013 rhythmisch schön, als der erste, wenn gleich die Reihe hier p1c_398.014 steigt, im ersten fällt, und noch dazu paßt der zweyte p1c_398.015 Rhythmus gar sehr zu dem Sinne. Denn die Unruhe, die p1c_398.016 Bedenklichkeit in der Liebe ist gut durch diese wachsende Lebendigkeit p1c_398.017 des Verses ausgedrückt. Auch hat ja die andre p1c_398.018 Hälfte des Pentameters noch Beziehung genug auf die erste, p1c_398.019 daß man bey dem Worte solliciti, und wenn es auch der p1c_398.020 Wortsinn verstattete, nicht ganz einhalten würde. - Uebrigens p1c_398.021 sind Daktylus und Spondäus für den metrischen Gang p1c_398.022 des Jctus und in Absicht auf das Grundmaaß hier als einerley p1c_398.023 anzusehen, und es wird also kein anderer Unterschied p1c_398.024 zwischen ihnen statt finden, als daß der Daktylus ein wenig p1c_398.025 munterer ist. Jn der letzten Hälfte des Pentameters ist freylich p1c_398.026 ein zu lebhafter wachsender Rhythmus unangenehm, weil p1c_398.027 da der völlige Schluß eines Distichons ist. Doch entschuldigt, p1c_398.028 wie wir unten sehen werden, hier auch der Wortaccent, der
p1c_398.001 vorstellt, z. B. wenn man behaupten wollte, der Rhythmus p1c_398.002 müsse am Ende einer Reihe allemal sinken, am Anfange p1c_398.003 steigen, zumal wenn der Vers noch weiter geht. Hermann p1c_398.004 findet es in der ersten Hälfte des Pentameters angenehmer, p1c_398.005 wenn auf einen Daktylus der Spondäus folgt, als p1c_398.006 umgekehrt. Er zieht (Handbuch §. 242.) unter den beyden p1c_398.007 Versen: vix Priamus tanti totaque Troia fuit und p1c_398.008 res est solliciti plena timoris amor, den ersten vor, weil p1c_398.009 sich der ermüdete Gang des Spondäen besser für das Ende p1c_398.010 als den Anfang der Reihen passe. Allein hier ist das Gesetz p1c_398.011 des Rhythmus zu einseitig angewandt. Es giebt fallende p1c_398.012 Reihen und steigende Reihen. Der zweyte Vers ist eben so p1c_398.013 rhythmisch schön, als der erste, wenn gleich die Reihe hier p1c_398.014 steigt, im ersten fällt, und noch dazu paßt der zweyte p1c_398.015 Rhythmus gar sehr zu dem Sinne. Denn die Unruhe, die p1c_398.016 Bedenklichkeit in der Liebe ist gut durch diese wachsende Lebendigkeit p1c_398.017 des Verses ausgedrückt. Auch hat ja die andre p1c_398.018 Hälfte des Pentameters noch Beziehung genug auf die erste, p1c_398.019 daß man bey dem Worte solliciti, und wenn es auch der p1c_398.020 Wortsinn verstattete, nicht ganz einhalten würde. ─ Uebrigens p1c_398.021 sind Daktylus und Spondäus für den metrischen Gang p1c_398.022 des Jctus und in Absicht auf das Grundmaaß hier als einerley p1c_398.023 anzusehen, und es wird also kein anderer Unterschied p1c_398.024 zwischen ihnen statt finden, als daß der Daktylus ein wenig p1c_398.025 munterer ist. Jn der letzten Hälfte des Pentameters ist freylich p1c_398.026 ein zu lebhafter wachsender Rhythmus unangenehm, weil p1c_398.027 da der völlige Schluß eines Distichons ist. Doch entschuldigt, p1c_398.028 wie wir unten sehen werden, hier auch der Wortaccent, der
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daß man bey dem Worte solliciti, und wenn es auch der p1c_398.020
Wortsinn verstattete, nicht ganz einhalten würde. ─ Uebrigens p1c_398.021
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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