p1c_393.001 leicht damit vereinigt werden. 1) Wenn der Vers nicht p1c_393.002 blos als eine bestimmte gleiche Zahl von Sylben und als ein p1c_393.003 abgesonderter Theil des Rhythmus angesehen werden soll, p1c_393.004 wie er etwa schon bey den Hebräern statt gefunden haben p1c_393.005 kann und bey einigen Nazionen noch statt findet, welche p1c_393.006 blos Laute zählen, sondern wenn er nach der Prosodie beurtheilt p1c_393.007 wird, so muß in ihm eine metrische Reihe oder p1c_393.008 mehrere enthalten seyn. 2) Da eine metrische Reihe p1c_393.009 durch den zu gleichen Zeiten wiederkehrenden Jctus bestimmt p1c_393.010 wird, an welchen sich das Ohr gewöhnt, so muß der Vers p1c_393.011 nicht zu kurz seyn. Es muß sich wenigstens die Dipodie p1c_393.012 eines herrschenden Fußes darin entdecken lassen. Longin p1c_393.013 sagt sehr richtig: suzugia poiei stikhon. Er darf aber auch, p1c_393.014 schon als Theil des Rhythmus betrachtet, nicht zu lang seyn, p1c_393.015 denn das Ohr würde ihn dann nicht mehr zusammen fassen, p1c_393.016 und es würden von selbst aus einem Verse von dem Vorleser p1c_393.017 mehrere gemacht werden. Der Unterschied, den die Grammatiker p1c_393.018 zwischen kola, kommata und eigentlichen Versen p1c_393.019 machen, ist vielleicht aus einem dunklen Gefühl dieses p1c_393.020 Grundsatzes entstanden. 3) Da der metrische Fuß einen p1c_393.021 Abschnitt von Zeittheilen andeutet, dieser Abschnitt aber, p1c_393.022 wenn er wiederkehrt, einen gewissen Jctus voraussetzt, dieser p1c_393.023 Jctus natürlich eine Art Länge macht, so wäre es besser, p1c_393.024 einige wenige Hauptfüße anzunehmen, die mit der Länge p1c_393.025 anfingen. Die vielen Füße, welche die Grammatiker erfunden p1c_393.026 haben, sind willkührliche Zusammenstellungen kurzer p1c_393.027 und langer Sylben ohne Accent, und machen durch ihre p1c_393.028 Menge nichts als Verwirrung. Werden sie zusammengereiht
p1c_393.001 leicht damit vereinigt werden. 1) Wenn der Vers nicht p1c_393.002 blos als eine bestimmte gleiche Zahl von Sylben und als ein p1c_393.003 abgesonderter Theil des Rhythmus angesehen werden soll, p1c_393.004 wie er etwa schon bey den Hebräern statt gefunden haben p1c_393.005 kann und bey einigen Nazionen noch statt findet, welche p1c_393.006 blos Laute zählen, sondern wenn er nach der Prosodie beurtheilt p1c_393.007 wird, so muß in ihm eine metrische Reihe oder p1c_393.008 mehrere enthalten seyn. 2) Da eine metrische Reihe p1c_393.009 durch den zu gleichen Zeiten wiederkehrenden Jctus bestimmt p1c_393.010 wird, an welchen sich das Ohr gewöhnt, so muß der Vers p1c_393.011 nicht zu kurz seyn. Es muß sich wenigstens die Dipodie p1c_393.012 eines herrschenden Fußes darin entdecken lassen. Longin p1c_393.013 sagt sehr richtig: συζυγια ποιει ϛιχον. Er darf aber auch, p1c_393.014 schon als Theil des Rhythmus betrachtet, nicht zu lang seyn, p1c_393.015 denn das Ohr würde ihn dann nicht mehr zusammen fassen, p1c_393.016 und es würden von selbst aus einem Verse von dem Vorleser p1c_393.017 mehrere gemacht werden. Der Unterschied, den die Grammatiker p1c_393.018 zwischen κωλα, κομματα und eigentlichen Versen p1c_393.019 machen, ist vielleicht aus einem dunklen Gefühl dieses p1c_393.020 Grundsatzes entstanden. 3) Da der metrische Fuß einen p1c_393.021 Abschnitt von Zeittheilen andeutet, dieser Abschnitt aber, p1c_393.022 wenn er wiederkehrt, einen gewissen Jctus voraussetzt, dieser p1c_393.023 Jctus natürlich eine Art Länge macht, so wäre es besser, p1c_393.024 einige wenige Hauptfüße anzunehmen, die mit der Länge p1c_393.025 anfingen. Die vielen Füße, welche die Grammatiker erfunden p1c_393.026 haben, sind willkührliche Zusammenstellungen kurzer p1c_393.027 und langer Sylben ohne Accent, und machen durch ihre p1c_393.028 Menge nichts als Verwirrung. Werden sie zusammengereiht
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leicht damit vereinigt werden. 1) Wenn der Vers nicht p1c_393.002
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machen, ist vielleicht aus einem dunklen Gefühl dieses p1c_393.020
Grundsatzes entstanden. 3) Da der metrische Fuß einen p1c_393.021
Abschnitt von Zeittheilen andeutet, dieser Abschnitt aber, p1c_393.022
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/451>, abgerufen am 09.11.2024.
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