p1c_358.001 tita. Petrarca. Hier folgen erst drey Reihen, deren p1c_358.002 Ausgänge nicht reimen. Man sollte meynen, es wäre ein p1c_358.003 reimfreyes Gedicht. Allein die folgenden drey reimen auf p1c_358.004 die drey ersten, und zwar nach eben der Ordnung, wie die p1c_358.005 ersten gestellt sind. Diese Ordnung allein macht es möglich, p1c_358.006 daß man die Reime zusammen hält. Man nehme p1c_358.007 dagegen den Anfang einer andern Strophe desselben Dichters. p1c_358.008 Non e questo'l terren, ch'i toccai pria? - p1c_358.009 non e questo'l mio nido, - ove nudrito fui si dolcemente,p1c_358.010 - non e questa la patria, in ch'io mi p1c_358.011 fido, madre benigna, e pia, che copre l'uno, e p1c_358.012 l'altro mio parente? Hier sind auch drey Reihen die p1c_358.013 nicht reimen, die folgenden drey reimen auf sie und zwar in p1c_358.014 verschiedener Ordnung. Erst wird auf nido gereimt und p1c_358.015 dann auf pria. Aber hier ist auch diese Ordnung nicht so p1c_358.016 nöthig, wie im vorigen Beyspiel. Denn in jener Strophe p1c_358.017 waren zwischen dem ersten einfallenden Reim fonte und dem p1c_358.018 Vers, auf den er sich bezieht, monte, zwey andre nicht p1c_358.019 gereimte Verse, das Gesetz des Reims ist also gleich anfangs p1c_358.020 schwerer zu fassen. Jm zweyten Beyspiel ist zwischen dem p1c_358.021 ersten einfallenden Reim fido und dem Vers, auf den er p1c_358.022 sich bezieht, nido, nur Ein andrer Vers. Das Gesetz p1c_358.023 des Reims ist also gleich anfangs leichter zu fassen, und p1c_358.024 man läßt es nun auch eher geschehen, daß der Reim auf p1c_358.025 pria so weit verschoben wird. Hieraus ergeben sich folgende p1c_358.026 Regeln, über welche die Dichter übereingekommen zu p1c_358.027 seyn scheinen. a) Mehr als drey Zeilen, die unter einander p1c_358.028 ohne Reim sind, dürfen ein gereimtes Gedicht oder eine
p1c_358.001 tita. Petrarca. Hier folgen erst drey Reihen, deren p1c_358.002 Ausgänge nicht reimen. Man sollte meynen, es wäre ein p1c_358.003 reimfreyes Gedicht. Allein die folgenden drey reimen auf p1c_358.004 die drey ersten, und zwar nach eben der Ordnung, wie die p1c_358.005 ersten gestellt sind. Diese Ordnung allein macht es möglich, p1c_358.006 daß man die Reime zusammen hält. Man nehme p1c_358.007 dagegen den Anfang einer andern Strophe desselben Dichters. p1c_358.008 Non è questo'l terren, ch'i toccai pria? ─ p1c_358.009 non è questo'l mio nido, ─ ove nudrito fui si dolcemente,p1c_358.010 ─ non è questa la patria, in ch'io mi p1c_358.011 fido, madre benigna, e pia, che copre l'uno, e p1c_358.012 l'altro mio parente? Hier sind auch drey Reihen die p1c_358.013 nicht reimen, die folgenden drey reimen auf sie und zwar in p1c_358.014 verschiedener Ordnung. Erst wird auf nido gereimt und p1c_358.015 dann auf pria. Aber hier ist auch diese Ordnung nicht so p1c_358.016 nöthig, wie im vorigen Beyspiel. Denn in jener Strophe p1c_358.017 waren zwischen dem ersten einfallenden Reim fonte und dem p1c_358.018 Vers, auf den er sich bezieht, monte, zwey andre nicht p1c_358.019 gereimte Verse, das Gesetz des Reims ist also gleich anfangs p1c_358.020 schwerer zu fassen. Jm zweyten Beyspiel ist zwischen dem p1c_358.021 ersten einfallenden Reim fido und dem Vers, auf den er p1c_358.022 sich bezieht, nido, nur Ein andrer Vers. Das Gesetz p1c_358.023 des Reims ist also gleich anfangs leichter zu fassen, und p1c_358.024 man läßt es nun auch eher geschehen, daß der Reim auf p1c_358.025 pria so weit verschoben wird. Hieraus ergeben sich folgende p1c_358.026 Regeln, über welche die Dichter übereingekommen zu p1c_358.027 seyn scheinen. a) Mehr als drey Zeilen, die unter einander p1c_358.028 ohne Reim sind, dürfen ein gereimtes Gedicht oder eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><pbfacs="#f0416"n="358"/><lbn="p1c_358.001"/>
tita. Petrarca</hi></hi>. Hier folgen erst drey Reihen, deren <lbn="p1c_358.002"/>
Ausgänge nicht reimen. Man sollte meynen, es wäre ein <lbn="p1c_358.003"/>
reimfreyes Gedicht. Allein die folgenden drey reimen auf <lbn="p1c_358.004"/>
die drey ersten, und zwar nach eben der Ordnung, wie die <lbn="p1c_358.005"/>
ersten gestellt sind. Diese Ordnung allein macht es möglich, <lbn="p1c_358.006"/>
daß man die Reime zusammen hält. Man nehme <lbn="p1c_358.007"/>
dagegen den Anfang einer andern Strophe desselben Dichters. <lbn="p1c_358.008"/><hirendition="#aq">Non è questo'l terren, ch'i toccai <hirendition="#g">pria?</hi>─<lbn="p1c_358.009"/>
non è questo'l mio <hirendition="#g">nido,</hi>─ ove nudrito fui si <hirendition="#g">dolcemente,</hi><lbn="p1c_358.010"/>─ non è questa la patria, in ch'io mi <lbn="p1c_358.011"/><hirendition="#g">fido,</hi> madre benigna, e <hirendition="#g">pia,</hi> che copre l'uno, e <lbn="p1c_358.012"/>
l'altro mio <hirendition="#g">parente</hi></hi>? Hier sind auch drey Reihen die <lbn="p1c_358.013"/>
nicht reimen, die folgenden drey reimen auf sie und zwar in <lbn="p1c_358.014"/>
verschiedener Ordnung. Erst wird auf <hirendition="#aq"><hirendition="#g">nido</hi></hi> gereimt und <lbn="p1c_358.015"/>
dann auf <hirendition="#aq"><hirendition="#g">pria</hi></hi>. Aber hier ist auch diese Ordnung nicht so <lbn="p1c_358.016"/>
nöthig, wie im vorigen Beyspiel. Denn in jener Strophe <lbn="p1c_358.017"/>
waren zwischen dem ersten einfallenden Reim <hirendition="#aq">fonte</hi> und dem <lbn="p1c_358.018"/>
Vers, auf den er sich bezieht, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">monte</hi></hi>, zwey andre nicht <lbn="p1c_358.019"/>
gereimte Verse, das Gesetz des Reims ist also gleich anfangs <lbn="p1c_358.020"/>
schwerer zu fassen. Jm zweyten Beyspiel ist zwischen dem <lbn="p1c_358.021"/>
ersten einfallenden Reim <hirendition="#aq"><hirendition="#g">fido</hi></hi> und dem Vers, auf den er <lbn="p1c_358.022"/>
sich bezieht, <hirendition="#aq"><hirendition="#g">nido</hi></hi>, nur Ein andrer Vers. Das Gesetz <lbn="p1c_358.023"/>
des Reims ist also gleich anfangs leichter zu fassen, und <lbn="p1c_358.024"/>
man läßt es nun auch eher geschehen, daß der Reim auf <lbn="p1c_358.025"/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">pria</hi></hi> so weit verschoben wird. Hieraus ergeben sich folgende <lbn="p1c_358.026"/>
Regeln, über welche die Dichter übereingekommen zu <lbn="p1c_358.027"/>
seyn scheinen. <hirendition="#aq">a</hi>) Mehr als drey Zeilen, die unter einander <lbn="p1c_358.028"/>
ohne Reim sind, dürfen ein gereimtes Gedicht oder eine
</p></div></div></body></text></TEI>
[358/0416]
p1c_358.001
tita. Petrarca. Hier folgen erst drey Reihen, deren p1c_358.002
Ausgänge nicht reimen. Man sollte meynen, es wäre ein p1c_358.003
reimfreyes Gedicht. Allein die folgenden drey reimen auf p1c_358.004
die drey ersten, und zwar nach eben der Ordnung, wie die p1c_358.005
ersten gestellt sind. Diese Ordnung allein macht es möglich, p1c_358.006
daß man die Reime zusammen hält. Man nehme p1c_358.007
dagegen den Anfang einer andern Strophe desselben Dichters. p1c_358.008
Non è questo'l terren, ch'i toccai pria? ─ p1c_358.009
non è questo'l mio nido, ─ ove nudrito fui si dolcemente, p1c_358.010
─ non è questa la patria, in ch'io mi p1c_358.011
fido, madre benigna, e pia, che copre l'uno, e p1c_358.012
l'altro mio parente? Hier sind auch drey Reihen die p1c_358.013
nicht reimen, die folgenden drey reimen auf sie und zwar in p1c_358.014
verschiedener Ordnung. Erst wird auf nido gereimt und p1c_358.015
dann auf pria. Aber hier ist auch diese Ordnung nicht so p1c_358.016
nöthig, wie im vorigen Beyspiel. Denn in jener Strophe p1c_358.017
waren zwischen dem ersten einfallenden Reim fonte und dem p1c_358.018
Vers, auf den er sich bezieht, monte, zwey andre nicht p1c_358.019
gereimte Verse, das Gesetz des Reims ist also gleich anfangs p1c_358.020
schwerer zu fassen. Jm zweyten Beyspiel ist zwischen dem p1c_358.021
ersten einfallenden Reim fido und dem Vers, auf den er p1c_358.022
sich bezieht, nido, nur Ein andrer Vers. Das Gesetz p1c_358.023
des Reims ist also gleich anfangs leichter zu fassen, und p1c_358.024
man läßt es nun auch eher geschehen, daß der Reim auf p1c_358.025
pria so weit verschoben wird. Hieraus ergeben sich folgende p1c_358.026
Regeln, über welche die Dichter übereingekommen zu p1c_358.027
seyn scheinen. a) Mehr als drey Zeilen, die unter einander p1c_358.028
ohne Reim sind, dürfen ein gereimtes Gedicht oder eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/416>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.