p1c_353.001 den neuern Morgenländern findet. Nach Huetius und Massien p1c_353.002 haben die Araber ihn nach Spanien und Frankreich gebracht, p1c_353.003 und von ihnen haben ihn die Troubadours gelernt. p1c_353.004 Allein die Araber fielen im achten Jahrhundert in Spanien p1c_353.005 ein, und der Reim, als eine künstliche Zierrath der poetischen p1c_353.006 Sprache, ist in Europa, namentlich in Spanien und p1c_353.007 Jtalien, viel älter. Er kam, wie Velazquez zeigt, schon p1c_353.008 aus der lateinischen in die spanische Poesie. Auch die, welche p1c_353.009 ihn aus den Zeiten des Pabstes Leo II. (680.) herstammen p1c_353.010 lassen, machen ihn jünger, als er wirklich ist. Er findet p1c_353.011 sich bey den christlichen lateinischen Dichtern schon im p1c_353.012 vierten und fünften Jahrhundert, in der verdorbenen lateinischen p1c_353.013 Dichtkunst. Dies beweisen nicht nur Hymnen der p1c_353.014 Kirchenväter, sondern auch die Versus Leonini, oder gereimten p1c_353.015 Hexameter, z. B. Continet haec petra, quem p1c_353.016 non possent mea metra, commendare satis propter p1c_353.017 pelagus bonitatis. - Hic positus tumulo fuit expers p1c_353.018 improbitatis, intus et extra fuit immensae nobilitatis. p1c_353.019 - Hora novissima, tempora pessima sunt, p1c_353.020 vigilemus. Ecce minaciter imnimet arbiter,p1c_353.021 ille supremus. Wenn auch diese angeführten Beyspiele p1c_353.022 etwas neuer sind, so schreibt sich doch der Geschmack an dergleichen p1c_353.023 Spielereyen schon aus dem fünften Jahrhunderte p1c_353.024 her. Die Kirchenväter, die Gothen und Vandalenp1c_353.025 hatten also schon den Reim, doch können sie ihn auch aus p1c_353.026 dem Morgenlande erhalten haben. Weiter läßt sich sein p1c_353.027 Ursprung nicht verfolgen. Einige haben zwar behauptet, p1c_353.028 daß die alten celtischen Barden und die nordischen Scalden
p1c_353.001 den neuern Morgenländern findet. Nach Huetius und Massien p1c_353.002 haben die Araber ihn nach Spanien und Frankreich gebracht, p1c_353.003 und von ihnen haben ihn die Troubadours gelernt. p1c_353.004 Allein die Araber fielen im achten Jahrhundert in Spanien p1c_353.005 ein, und der Reim, als eine künstliche Zierrath der poetischen p1c_353.006 Sprache, ist in Europa, namentlich in Spanien und p1c_353.007 Jtalien, viel älter. Er kam, wie Velazquez zeigt, schon p1c_353.008 aus der lateinischen in die spanische Poesie. Auch die, welche p1c_353.009 ihn aus den Zeiten des Pabstes Leo II. (680.) herstammen p1c_353.010 lassen, machen ihn jünger, als er wirklich ist. Er findet p1c_353.011 sich bey den christlichen lateinischen Dichtern schon im p1c_353.012 vierten und fünften Jahrhundert, in der verdorbenen lateinischen p1c_353.013 Dichtkunst. Dies beweisen nicht nur Hymnen der p1c_353.014 Kirchenväter, sondern auch die Versus Leonini, oder gereimten p1c_353.015 Hexameter, z. B. Continet haec petra, quem p1c_353.016 non possent mea metra, commendare satis propter p1c_353.017 pelagus bonitatis. ─ Hic positus tumulo fuit expers p1c_353.018 improbitatis, intus et extra fuit immensae nobilitatis. p1c_353.019 ─ Hora novissima, tempora pessima sunt, p1c_353.020 vigilemus. Ecce minaciter imnimet arbiter,p1c_353.021 ille supremus. Wenn auch diese angeführten Beyspiele p1c_353.022 etwas neuer sind, so schreibt sich doch der Geschmack an dergleichen p1c_353.023 Spielereyen schon aus dem fünften Jahrhunderte p1c_353.024 her. Die Kirchenväter, die Gothen und Vandalenp1c_353.025 hatten also schon den Reim, doch können sie ihn auch aus p1c_353.026 dem Morgenlande erhalten haben. Weiter läßt sich sein p1c_353.027 Ursprung nicht verfolgen. Einige haben zwar behauptet, p1c_353.028 daß die alten celtischen Barden und die nordischen Scalden
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─ Hora novissima, tempora pessima sunt, p1c_353.020
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/411>, abgerufen am 23.11.2024.
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