p1c_296.001 redet u. s. w. kann wohl Gleichnisse aus der Fabelwelt p1c_296.002 hernehmen, die ihm bekannt ist. Jndessen entsteht doch oft p1c_296.003 eine Art Mißbehagen, wenn Gegenstände von ganz verschiedner p1c_296.004 ästhetischer Empfindung zusammengemischt werden, p1c_296.005 wenn z. B. ein Dichter, der eine Szene aus den alten Ritterzeiten p1c_296.006 abhandelt, von Grazien, von der Sapho u. s. w. p1c_296.007 spricht. 10) Die Aceruatio (sunathroismos) findet sich p1c_296.008 beym Heftigen und Großen. Hic manus ob patriam p1c_296.009 pugnando vulnera passi, quique sacerdotes casti, p1c_296.010 dum vita manebat, quique pii vates et Phoebo digna p1c_296.011 loquuti, quique sui memores alios fecere merendo. p1c_296.012 "Was Memphis, was Athen, was Rom, Großgriechenland, p1c_296.013 was Salem, was Byzanz, die Thems, der p1c_296.014 Cimberstrand, gethan, gelehrt, geglaubt, gemeynt, gewußt, p1c_296.015 gelogen, das kommt, das sammlet sich, das lebt, p1c_296.016 das dauret hier auf Bildern, Rinden, Bley, Stein, Leder p1c_296.017 und Papier, und wird der blinden Nacht der Barbarey entzogen." p1c_296.018 Günther. (Beschreibung eines Büchersaals.) p1c_296.019 Diese Figur sagt entweder dasselbe mit verschiedenen Ausdrücken p1c_296.020 und dann ists eine Art von Synonymia, oder sie p1c_296.021 setzt nur ähnliche Dinge zusammen in einer schnellen Uebersicht. p1c_296.022 Besonders lieben die hebräischen Dichter die Anhäufung p1c_296.023 der Bilder in diesem doppelten Sinne sehr. 11) Antithesis. p1c_296.024 Wenn der Contrast zwischen mehreren Gedanken p1c_296.025 sehr stark und kurz ausgedrückt wird, so vermehrt dies p1c_296.026 oft die Heftigkeit der Empfindung, und die Antithesen p1c_296.027 finden sich daher oft beym höhern Schönen, wie wir schon p1c_296.028 oben (S. 99.) erwähnten. "Jch bin geboren nicht zum
p1c_296.001 redet u. s. w. kann wohl Gleichnisse aus der Fabelwelt p1c_296.002 hernehmen, die ihm bekannt ist. Jndessen entsteht doch oft p1c_296.003 eine Art Mißbehagen, wenn Gegenstände von ganz verschiedner p1c_296.004 ästhetischer Empfindung zusammengemischt werden, p1c_296.005 wenn z. B. ein Dichter, der eine Szene aus den alten Ritterzeiten p1c_296.006 abhandelt, von Grazien, von der Sapho u. s. w. p1c_296.007 spricht. 10) Die Aceruatio (συναθροισμος) findet sich p1c_296.008 beym Heftigen und Großen. Hic manus ob patriam p1c_296.009 pugnando vulnera passi, quique sacerdotes casti, p1c_296.010 dum vita manebat, quique pii vates et Phoebo digna p1c_296.011 loquuti, quique sui memores alios fecere merendo. p1c_296.012 „Was Memphis, was Athen, was Rom, Großgriechenland, p1c_296.013 was Salem, was Byzanz, die Thems, der p1c_296.014 Cimberstrand, gethan, gelehrt, geglaubt, gemeynt, gewußt, p1c_296.015 gelogen, das kommt, das sammlet sich, das lebt, p1c_296.016 das dauret hier auf Bildern, Rinden, Bley, Stein, Leder p1c_296.017 und Papier, und wird der blinden Nacht der Barbarey entzogen.“ p1c_296.018 Günther. (Beschreibung eines Büchersaals.) p1c_296.019 Diese Figur sagt entweder dasselbe mit verschiedenen Ausdrücken p1c_296.020 und dann ists eine Art von Synonymia, oder sie p1c_296.021 setzt nur ähnliche Dinge zusammen in einer schnellen Uebersicht. p1c_296.022 Besonders lieben die hebräischen Dichter die Anhäufung p1c_296.023 der Bilder in diesem doppelten Sinne sehr. 11) Antithesis. p1c_296.024 Wenn der Contrast zwischen mehreren Gedanken p1c_296.025 sehr stark und kurz ausgedrückt wird, so vermehrt dies p1c_296.026 oft die Heftigkeit der Empfindung, und die Antithesen p1c_296.027 finden sich daher oft beym höhern Schönen, wie wir schon p1c_296.028 oben (S. 99.) erwähnten. „Jch bin geboren nicht zum
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Günther. (Beschreibung eines Büchersaals.) p1c_296.019
Diese Figur sagt entweder dasselbe mit verschiedenen Ausdrücken p1c_296.020
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setzt nur ähnliche Dinge zusammen in einer schnellen Uebersicht. p1c_296.022
Besonders lieben die hebräischen Dichter die Anhäufung p1c_296.023
der Bilder in diesem doppelten Sinne sehr. 11) Antithesis. p1c_296.024
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/354>, abgerufen am 09.11.2024.
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